Die Freiherren, Barone, Grafen und FürstenLieven, in Schweden auch Liewen, zählen zu den ältesten, namhaftesten und einflussreichsten Geschlechtern des nordeuropaïschen Uradels. Zweige des Geschlechts bestehen bis heute fort.
Der Stamm Bersen leitet sich von dem gleichnamigen Stammgut Bersen in Kurland (heute: Līvbērze in Lettland) ab. Angehörige sind insbesondere in Russland zu höchstem Ansehen und Ehren aufgestiegen.
Heinrich Live, Erbherr auf Bersen und Abgulden, wurde 1631 bei der 1. Klasse der Kurländischen Ritterschaft immatrikuliert. Freiherr Georg Philipp von Lieven (* 1771; † 1847), Erbherr auf Bersen, wurde 1801 in den Reichsgrafenstand gehoben. Die Nobilitierung war verbunden mit einer Wappenbesserung und der Anrede Hoch- und Wohlgeboren.[2] Er hinterließ keine männlichen Nachkommen. Seiner Mutter ließ er von Carl Friedrich Zelter ein selbstverfasstes Stück vertonen.[3]
Aus der Linie Gruschen erfuhr die Witwe des russischen Generalmajors Baron Otto Heinrich Andreas von Lieven (* 1726; † 1781), Charlotte Margarete von Lieven, geborene Freiin Gaugreben (* 1742; † 1828), in Anerkennung ihrer Verdienste als Staatsdame und Oberhofmeisterin für sich und ihre Deszendenten im Jahre 1799 die Erhebung in den russischen Grafenstand, verbunden mit einer Wappenbesserung und der Anrede Erlaucht. Ihr war seit 1783 von Zar Paul I. die Erziehung seiner Töchter und jüngeren Söhne Nikolaus und Michael anvertraut. Als ihr Schüler Nikolaus 1826 Zar wurde, erhielt die mittlerweile 84-jährige die Erhebung in den russischen Fürstenstand. Verbunden war diese Ernennung wiederum mit einer Wappenbesserung sowie der Anrede „Durchlaucht“. Dieser Titel wurde 1827 erblich und ging auf ihre Nachkommen über,[2] von denen besonders folgende zu erwähnen sind:
Fürst Carl Christoph von Lieven (* 1767; † 1844) begann seine Laufbahn als persönlicher Adjutant von Potemkin, befehligte die Garnison Archangelsk unter Paul I. und beendete seine Karriere als russischer Bildungsminister (1828–1833).
Fürst Alexander Karlowitsch Lieven (* 1801; † 1880), Sohn von Carl Christoph von Lieven, war General und diente zwischen 1844 und 1853 als Gouverneur von Taganrog.
Schloss Mesothen, Lettland, 1802 für Gräfin Charlotte Lieven erbaut (1921 enteignet)
Schloss Krimulda, Lettland, 1820 für Fürst Paul von Lieven erbaut (1920 enteignet)
Stamm Liivi
Angehörige dieses Stammes, benannt nach dem Stammgut Liivi in Estland, konnten sich vor allem in Schweden im Staats- und Militärdienst hervortuen.
Reinhold Lieven (* 1621; † 1665), schwedischer Oberst, Gouverneur von Oesel, Kommandant des Schlosses Arensburg und Erbherr auf Eksjö in Schweden sowie Kurrisal und Weißenfeld in Estland, wurde 1653 in Stockholm ebenso wie sein Bruder, der schwedische Rittmeister und Erbherr auf Parmel und Raggafer in Estland, Berend Otto Lieven (* 1625; † 1700), und sein Onkel, der schwedische Kapitän und Erbherr auf Stenhusen und Pargenthal, Jürgen Lieven (* 1580; † 1659), in den schwedischen Freiherrenstand erhoben und bei der Freiherrenklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 45).[2]
Der schwedische Generalleutnant und Reichsrat, Freiherr Hans Heinrich von Liewen (* 1664; † 1733), wurde 1719 in den schwedischen Grafenstand erhoben und 1720 bei der Grafenklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 67).[2]
Blasonierung: In Rot 3 (2, 1) goldene Lilien, begleitet von 7 (3, 1, 2, 1) goldenen Sternen. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken eine goldene Lilie zwischen einem offenen, rechts goldenen und links roten Flug.
Anatol Lieven (* 1960), britischer Journalist und Politikwissenschaftler
Alexandra von Lieven (* 1974), deutsche Ägyptologin und Religionswissenschaftlerin
Literatur
Genealogisches Handbuch der fürstlichen Häuser 5, 1959, S. 464–480, Band 19 der Gesamtreihe (STR, ÄG); 10, 1978, S. 483–494, Band 70 der Gesamtreihe; 14, 1991, S. 483–494, Band 100 der Gesamtreihe; sowie: der freiherrlichen Häuser A 11, 1979, S. 135–145, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn).
Genealogisches Handbuch der Oeselschen Ritterschaft. 1935, S. 531.
Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VII, S. 364–366, Band 97 der Gesamtreihe, 1989, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn).
Baron Alexander Lieven: Urkunden und Nachrichten zu einer Familiengeschichte der Barone, Freiherren, Grafen und Fürsten Lieven 2 Bände, Mitau 1910/1911, Digitalisat
Lieven. In: Herman Hofberg, Frithiof Heurlin, Viktor Millqvist, Olof Rubenson (Hrsg.): Svenskt biografiskt handlexikon. 2. Auflage. Band2: L–Z, samt Supplement. Albert Bonniers Verlag, Stockholm 1906, S.50–51 (schwedisch, runeberg.org).