Lentersheim
St. Michael
Lentersheim ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Ehingen im Landkreis Ansbach (Mittelfranken , Bayern ).[ 2] Die Gemarkung Lentersheim hat eine Fläche von 9,015 km². Sie ist in 724 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 12.451,92 m² haben.[ 3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Klarhof , Klarmühle , Kussenhof und Schwandmühle .[ 4]
Geografie
Das Pfarrdorf liegt am Lentersheimer Mühlbach , einem linken Zufluss der Wörnitz , der den westlich des Ortes gelegenen Lentersheimer See speist. Im Ort münden der Schlößleinsbuckgraben als rechter Zufluss und der Schließfeldgraben als linker Zufluss des Lentersheimer Mühlbaches.
Die Staatsstraße 2248 führt zur Staatsstraße 2219 bei Wassertrüdingen (3,2 km südlich) bzw. an der Schwandmühle vorbei nach Ehingen (3 km westlich). Die Kreisstraße AN 47 führt nach Röckingen (2,8 km südwestlich) bzw. nach Unterschwaningen zur Staatsstraße 2221 (2,5 km östlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Ehrenschwinden (3,5 km nordwestlich) und nach Ehingen (3 km westlich). Ein Wirtschaftsweg führt nach Klarhof (1,5 km östlich). Auf dem Weg nach Unterschwaningen steht eine Linde , die als Naturdenkmal ausgezeichnet ist.[ 5]
Geschichte
Lentersheim ist eine nach ihrem Gründer „Lanthar“ benannte Siedlung aus alamannisch-fränkischer Landnahmezeit des 5./6. Jahrhunderts. Bereits im 6. Jahrhundert wurde wohl eine erste Holzkirche erbaut.
1331 erhielt das Kloster Heilsbronn vom Grafen Ludwig von Oettingen das dortige Pfarrpatronat. 1336 kamen durch Kauf die Gefälle von einem Gut an das Kloster, das ursprünglich Eigentum der Anna von Lentersheim war. 1342 schenkte der Ortspfarrer Heinrich Bolans dem Kloster seine Äcker. Insgesamt erwarb das Kloster dort von 11 Anwesen Gefälle und den Großzehnten.[ 6]
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Lentersheim schwer heimgesucht, jedoch nicht eingeäschert. Vor dem Krieg soll es in Lentersheim 60 Haushalte gegeben haben, nach dem Krieg waren es 28 Haushalte. Zum Wiederaufstieg des Ortes trugen v. a. die zahlreichen Exulanten bei, die ihre Heimat in Österreich wegen der Gegenreformation hatten verlassen müssen und hier Zuflucht und die Chance für einen Neuanfang fanden.[ 7]
Lentersheim lag im Fraischbezirk des ansbachischen Oberamtes Wassertrüdingen . Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Wassertrüdingen . Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Lentersheim 80 Anwesen. Außerdem gab es eine Kirche, ein Pfarrhaus, ein Schulhaus und ein Gemeindehirtenhaus . Grundherren waren
ansbachische Ämter (71 Anwesen; Verwalteramt Auhausen : 1 Söldengut ; Verwalteramt Röckingen : 1 Schmiede; Verwalteramt Waizendorf : 1 Dreiviertelhof, 1 Viertelhof, 1 Schenkstatt, 8 Güter; Kastenamt Wassertrüdingen : 10 Halbhöfe, 1 Halbhof mit Wirtschaft, 1 Halbhof mit Schmiede, 6 ganze und 2 halbe Gütlein, 1 Badhaus, 1 Wirtshaus, 22 Häuser, 1 Haus mit Schmiedstatt, 3 Häuslein, 10 Halbhäuser)
die Pfarrei Lentersheim (2 Halbhäuser)
die Herrschaft Dennenlohe (2 Hofgüter, 4 Söldengüter, 1 Söldengut mit Backrecht).[ 8] [ 9]
Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Wassertrüdingen .[ 10]
1806 kam Lentersheim an das Königreich Bayern . Infolge des Gemeindeedikts wurde 1809 der Steuerdistrikt Lentersheim gebildet, zu dem Hammerschmiede , Klarhof , Klarmühle , Kreuthof , Kussenhof , Schwandmühle und Ziegelhütte gehörten. Zeitgleich entstanden zwei Ruralgemeinden :
Dambach mit Hammerschmiede, Kreuthof, Ziegelhütte
Lentersheim mit Klarhof, Klarmühle, Kussenhof und Schwandmühle.[ 11] [ 12]
Die Gemeinde Lentersheim hatte eine Gebietsfläche von 9,018 km².[ 13] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Wassertrüdingen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Wassertrüdingen (1919 in Finanzamt Wassertrüdingen umbenannt, 1932–1973 Finanzamt Gunzenhausen , seit 1973 Finanzamt Ansbach ). Die Verwaltung übernahm 1862 das neu geschaffene Bezirksamt Dinkelsbühl (1939 in Landkreis Dinkelsbühl umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Wassertrüdingen (1879 in Amtsgericht Wassertrüdingen umbenannt), von 1956 bis 1970 war das Amtsgericht Gunzenhausen zuständig und von 1970 bis 1973 das Amtsgericht Dinkelsbühl , das seit 1973 eine Zweigstelle des Amtsgerichtes Ansbach ist. Mit der Auflösung des Landkreises Dinkelsbühl im Jahr 1972 kam Lentersheim an den Landkreis Ansbach.[ 10]
Am 1. Mai 1978 wurde Lentersheim im Zuge der Gebietsreform nach Ehingen eingemeindet.[ 14]
Baudenkmäler
Haus Nr. 1: Evang.-luth. Pfarrkirche St. Michael , spätgotischer Chorturm mit barockem Kranzgeschoss und Glockenhaube, 15. Jh., Erhöhung 1764, angefügtes verputztes Langhaus 18. Jh., eingreifende Veränderungen 1847; mit Ausstattung; Friedhofsmauer aus Bruchsteinen, im Kern wohl spätmittelalterlich.
Haus Nr. 2: Pfarrhaus, verputztes ehem. erdgeschossiges Walmdachhaus, zweite Hälfte 17. Jh., Aufstockung um Fachwerk-Obergeschoss 1724, Renovierung 1904.
Haus Nr. 9: Bauernhof, eingeschossiges, massives Wohnstallhaus, erste Hälfte 19. Jh.
Haus Nr. 15/15a: Ehem. Bauernhof, zweigeschossiges Wohnstallhaus mit Fachwerk-Obergeschoss und steilem Satteldach, 17./18. Jh.
Haus Nr. 16: Ehem. Bauernhof, zweigeschossiges Wohnstallhaus mit Halbwalmdach und Zwerchhaus, sowie massiver Chor der spätmittelalterlichen ehem. Friedhofskapelle mit aufgesetztem Fachwerkgiebel, 18. Jh.
Ehem. spätmittelalterliche Friedhofskapelle beim Haus Nr. 16, jetzt Wohnstallhaus, über dem ehem. Chor Fachwerkgiebel des aufgesetzten Speichers, wohl 18. Jh.
Haus Nr. 41: Wohnstallhaus des Dreiseithofes, erdgeschossiger verputzter Satteldachbau mit Putzgliederungen, erste Hälfte 19. Jh.; Scheune, massiver und verputzter Satteldachbau, im Kern 18. Jh.
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Lentersheim
Ort Lentersheim
Religion
Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und Sitz der Pfarrei St. Michael .[ 8] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession waren ursprünglich nach Beatae Mariae Virginis (Großlellenfeld) gepfarrt,[ 13] heute ist die Pfarrei Heilig Geist (Wassertrüdingen) zuständig.[ 32]
Literatur
Johann Kaspar Bundschuh : Lentersheim . In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken . Band 3 : I–Ne . Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301 , OCLC 833753092 , Sp. 329 (Digitalisat ).
August Gebeßler : Stadt und Landkreis Dinkelsbühl (= Bayerische Kunstdenkmale . Band 15 ). Deutscher Kunstverlag, München 1962, DNB 451450930 , S. 165–167 .
Georg Paul Hönn : Lendersheim . In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises . Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613 , S. 350 (Digitalisat ).
Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit . Band 2 . Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X , S. 513–518 (Volltext [Wikisource ] – Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
Teresa Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken . I, 40). Michael Laßleben, Kallmünz 2018, ISBN 978-3-7696-6562-8 .
Gottfried Stieber: Lentersheim . In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach . Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, OCLC 231049377 , S. 559–561 (Digitalisat ).
Weblinks
Fußnoten
↑ a b c Allianz Hesselberg Limes Integriertes ländliche Entwicklungskonzept (ILEK). (PDF; 12,3 MB) S. 31 , abgerufen am 16. September 2022 .
↑ Gemeinde Ehingen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 2. August 2023.
↑ Gemarkung Lentersheim (093657). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 25. September 2024 .
↑ Webkarte. ALKIS® -Verwaltungsgrenzen - Gemarkungen. In: BayernAtlas . LDBV , abgerufen am 6. Oktober 2024 .
↑ Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung . In: BayernAtlas . LDBV , abgerufen am 2. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie ).
↑ G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit , Bd. 2, S. 513ff.
↑ Eberhard Krauß: Exulanten im Evang.-Luth. Dekanat Wassertrüdingen (Quellen und Forschungen zur fränkischen Familiengeschichte, 28) . GFF, Nürnberg 2014, ISBN 978-3-929865-61-5 .
↑ a b T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis , S. 438–439.
↑ Johann Bernhard Fischer : Lentersheim . In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern . Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968 , S. 382 (Digitalisat ). . Hiernach soll es nur 64 Untertansfamilien gegeben haben, von denen 63 ansbachisch waren.
↑ a b T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis , S. 570.
↑ T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis , S. 534.
↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern . Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423 , S. 71 (Digitalisat ).
↑ a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961 . Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959 , OCLC 230947413 , Abschnitt II, Sp. 763 (Digitalisat ).
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↑ a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser , 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen . Ansbach 1818, OCLC 1071656043 , S. 54 (Digitalisat ). Für die Gemeinde Lentersheim zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Klarmühle (S. 48), Kussenhof (S. 51) und Schwandmühle (S. 84).
↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern . Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891 , S. 255 (Digitalisat ). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 496 Einwohner.
↑ a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns . Heft 192). München 1954, DNB 451478568 , OCLC 311071516 , S. 168 , urn :nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat ).
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↑ Pfarrverband Wassertrüdingen. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 21. März 2023 .