Lemmings (Computerspiel)

Lemmings
Zählt zur Reihe Lemmings
Entwickler DMA Design
Publisher Psygnosis
Leitende Entwickler David Jones
Komponist Tim Wright
Veröffentlichung 14. Februar 1991
Plattform Sinclair ZX Spectrum, Acorn Archimedes, 3DO, Windows, PC-kompatibles DOS, Amiga, Nintendo Entertainment System, Atari ST, Commodore 64, CD-i, Super Nintendo Entertainment System, Apple IIgs, Amstrad CPC, Sega Mega Drive, PC Engine, CDTV, Sega Master System, SAM Coupé, Game Gear, Mac OS, PC-98, FM Towns, X68000, Atari Lynx, MSX 2, Commodore Plus4
Thematik Mythos Massenselbstmord von Lemmingen
Spielmodus Mehrspieler, Einzelspieler
Steuerung Maus
Medium Diskette

Lemmings ist ein Computerspiel, das von DMA Design entwickelt und von Psygnosis vertrieben wurde. Es erschien 1991 erstmals für den Amiga und wurde später auf zahlreiche weitere Plattformen portiert. Lemmings ist der erste Teil der Lemmings-Computerspieleserie, die für zahlreiche Nachfolger, Remakes und Ableger sorgte. Mit Oh No! More Lemmings erschien noch im selben Jahr eine Computerspiel-Erweiterung. In der Portierung Lemmings for Windows für Microsoft Windows wurde das Originalspiel mit den Levels der Erweiterung zusammengefasst. Ein Ableger mit Weihnachtsthema namens Xmas Lemmings erschien im Dezember 1993. Der direkte Nachfolger ist Lemmings 2: The Tribes.

Entwicklung

Die Spielidee entstand bei einer Grafikdemo in der möglichst kleine Figuren zum Abschießen auf dem Bildschirm entworfen werden sollten. Die Farbpalette geht auf die Limitierungen des EGA-Standards zurück. Der Leveleditor wurde der Oberfläche von Deluxe Paint nachempfunden. Die Namen der Level enthalten teils Anspielungen an die Popkultur. Die Split Screen Zweispielermodus am Amiga wurde von den mehrspielerfähigen Titeln Populous und Stunt Car Racer inspiriert.[1]

Die erste Demoversion des Spiels wurde von Russell Key entwickelt. Später übernahm David Jones die Programmierung. Gary Timmons und Scott Johnson entwickelten die Grafiken. Für das Leveldesign war David Railly verantwortlich. Die britische Vertriebsfirma Psygnosis teste diese und gab den Entwicklern Rückmeldung. Brian Johnson, der jüngere Bruder von Scott Johnsons, steuerte Soundeffekte und Musik bei. Die Mutter der beiden lieh den Spielfiguren ihre Stimme.[2]

Der Name des Spiels geht auf die falsche Darstellung des Verhaltens von Lemmingen im Disney-Film Weiße Wildnis zurück, der einen Suizidmythos bei Massenwanderungen popularisierte, um Populationsschwankungen zu erklären. Die Theorie gilt als widerlegt.[3]

Spielprinzip

Ziel des Spiels ist es, eine Gruppe von anthropomorphen Lemmingen durch eine Reihe von Hindernissen zu einem durch das Level festgelegten Ausgang zu führen. Um die für den Sieg erforderliche Anzahl von Lemmingen zu retten, muss man bestimmen, wie man eine begrenzte Anzahl von acht verschiedenen Fähigkeiten bestimmten Lemmingen zuweist, die es dem ausgewählten Lemming ermöglichen, die Landschaft zu verändern, das Verhalten anderer Lemminge zu beeinflussen oder Hindernisse zu beseitigen, um einen sicheren Durchgang für den Rest der Lemminge zu schaffen.

Rezeption

Bewertungen
PublikationWertung
3DOAmigaArchimedesAtari LynxAtari STCD³²CD-iCommodore 64DOSGame BoyPC EngineGame GearMega DriveSNESWindows
ASM12/12[10]11/12[11]12/12[12]10/12[9]
Amiga Joker90 %[7]88 %[8]
MAN!AC86 %[13]
PC Games77 %[14]
PC Player92 %[15]
Play Time93 %[18]96 %[17]
Power Play92 %[22]68 %[20]85 %[21]
Video Games81 %[28]91 %[25]80 %[24]87 %[26]85 %[23]91 %[27]
Metawertungen
GameRankings60 %[5]71 %[6]82 %[4]

Die Zeitschrift Aktueller Software Markt kürte es zum Spiel des Monats und vergab die Auszeichnung Mega-Hit.[10] Das Spiel avancierte zum Kultspiel. Bei der Fassung für den Commodore 64 wurden kaum Abstriche gemacht.[18] Die Zeitschrift Power Play vergab für die Umsetzung auf dem Sega Mega Drive die Auszeichnung besonders empfehlenswert.[21] Die Version für den CDTV sei hingegen enttäuschend. Es gäbe keine neuen Levels, auch von CD-Musik werde nicht Gebrauch gemacht, der Zweispielermodus wurde entfernt und die Controller seien ungeeignet.[29] Die Maussteuerung sei die optimale Variante des Spiels. Die Controller-Belegung des Super Nintendo Entertainment System sei jedoch eine akzeptable Alternative. Die Variante auf dem Sega Mega Drive sei unnötig kompliziert.[23] Die Grafik sei bunt und pixelgenau. Die Sprites seien klein, aber gut animiert.[27] Vom Konzept her sei das Spielprinzip originell und genial, wobei es auch Gelegenheitsspieler fessele.[15] Die Umsetzung für Windows sei durch die Desktop-Bedienelemente noch intuitiver zu bedienen.[14]

Retrospektiv handele es sich um einen Meilenstein in der Geschichte der Computerspiele und einen zeitlosen Klassiker.[30]

Die Royal Mail brachte 2020 einen Satz von zwölf Briefmarken mit Motiven aus britischen Computerspielen heraus, bei dem eine Marke das Spiel Lemmings abbildet.[31]

Open Source

Lemmini ist eine Reimplementierung der Spiel-Engine in Java, die auf die Originalspieldateien der Windows-Version zurückgreift.[32] Mit Pingus existiert ein freier Klon, der die Spielfiguren gegen Pinguine ersetzt und für Linux entwickelt wurde, dessen Maskottchen Tux ebenfalls ein Pinguin darstellt.[33] Lix ist eine Open Source Variation des Originalspiels.[34] Vince Weaver veröffentlichte ein Demake mit den ersten 10 Level für den Apple II, einen 8-Bit-Computer aus dem Jahre 1977.[35]

Einzelnachweise

  1. Mike Daily: The Complete History of Lemmings. Abgerufen am 9. Februar 2024.
  2. Sven Bauduin: C:\B_retro\Ausgabe_36\: Lemmings. In: ComputerBase. 28. Juni 2020, abgerufen am 11. Februar 2024.
  3. Henner Thomsen: 30 Jahre Lemmings: Das beste Spiel, das je auf einem Irrglauben beruhte. In: GameStar. 13. Februar 2021, abgerufen am 12. Februar 2024 (deutsch).
  4. Lemmings for SNES. In: GameRankings. Archiviert vom Original; abgerufen am 9. Februar 2024.
  5. Lemmings for Game Boy. In: GameRankings. Archiviert vom Original; abgerufen am 9. Februar 2024.
  6. Lemmings for Genesis. In: GameRankings. Archiviert vom Original; abgerufen am 9. Februar 2024.
  7. Carsten Borgmeier: Lemmings. In: Amiga Joker. Januar 1991, S. 18 (Textarchiv – Internet Archive).
  8. Richard Löwenstein: Lemmings. In: Amiga Joker. Februar 1994, S. 75 (Textarchiv – Internet Archive).
  9. Dirk Fuchser: Lemmings. In: Aktueller Software Markt. Juli 1991, S. 108 (Textarchiv – Internet Archive).
  10. a b Hans-Joachim Amann: Lemmings. In: Aktueller Software Markt. April 1991, S. 6–7 (Textarchiv – Internet Archive).
  11. Klaus Trafford: Lemmings. In: Aktueller Software Markt. Februar 1992, S. 108 (Textarchiv – Internet Archive).
  12. Michael Ebbrecht: Lemmings. In: Aktueller Software Markt. Februar 1992, S. 108 (Textarchiv – Internet Archive).
  13. Martin Gaksch: Lemmings – im Klassik-Test (CDi). In: MANIAC.de. 2. Januar 2018, abgerufen am 9. Februar 2024 (deutsch).
  14. a b Lars Geiger: WinSuicide. In: PC Games. Januar 1991, S. 112 (Textarchiv – Internet Archive).
  15. a b Lars Geiger: Hall of Fame: Lemmings. In: PC Player. März 1994, S. 92 (Textarchiv – Internet Archive).
  16. Tony Jones: Lemmings. In: Play Time. März 1993, S. 84 (Textarchiv – Internet Archive).
  17. Lemmings. In: Play Time. März 1993, S. 108 (Textarchiv – Internet Archive).
  18. a b Rainer Rosshirt: Lemmings. In: Play Time. April 1994, S. 124–125 (Textarchiv – Internet Archive).
  19. Knut Gollert: Lemmings. In: Power Play. Januar 1993, S. 166 (Textarchiv – Internet Archive).
  20. Knut Gollert: Lemmings. In: Power Play. Februar 1993, S. 128 (Textarchiv – Internet Archive).
  21. a b Lemmings. In: Power Play. Februar 1993, S. 151 (Textarchiv – Internet Archive).
  22. Knut Gollert: Lemmings. In: Power Play. Oktober 1991, S. 151 (Textarchiv – Internet Archive).
  23. a b Jan Barysch: Artenschutz - Lemmings. In: Video Games. September 1992, S. 94–95 (Textarchiv – Internet Archive).
  24. Jan Barysch: Sie sind überall! Lemmings. In: Video Games. Februar 1993, S. 94–95 (Textarchiv – Internet Archive).
  25. Jan Barysch: Mausefalle - Lemmings. In: Video Games. November 1993, S. 94–95 (Textarchiv – Internet Archive).
  26. Andreas Knauf: PC Engine Warpzone. In: Video Games. Februar 1993, S. 26–28 (Textarchiv – Internet Archive).
  27. a b Jan Barysch: Das Spiel für Tierschützer - Lemmings. In: Video Games. Februar 1993, S. 113 (Textarchiv – Internet Archive).
  28. Hartmut Ulrich: Mal wieder Lemmings. In: Video Games. April 1995, S. 79 (Textarchiv – Internet Archive).
  29. Boris Schneider-Johne: Lemmings. In: Power Play. November 1991, S. 151 (Textarchiv – Internet Archive).
  30. Michael Krosta: Lemmings (Oldie): Rettet sie wer kann! - Special. In: 4Players. 28. Februar 2011, abgerufen am 11. Februar 2024.
  31. Benjamin Jakobs: Die Royal Mail veröffentlicht Briefmarken mit Motiven zu Lemmings, Elite, Tomb Raider und anderen Spielen. In: Eurogamer. 7. Januar 2020, abgerufen am 11. Februar 2024.
  32. Lemmini. In: heise.de. Abgerufen am 9. Februar 2024.
  33. Mirko Lindner: Pingus. In: Pro-Linux. 10. Januar 2002, abgerufen am 9. Februar 2024.
  34. Wei Li, Mathias Funk, Quan Li, Aarnout Brombacher: Visualizing event sequence game data to understand player’s skill growth through behavior complexity. In: Journal of Visualization. Band 22, Nr. 4, 1. August 2019, ISSN 1875-8975, S. 833–850, doi:10.1007/s12650-019-00566-5.
  35. Elisabeth Urban: Lemmings auf dem Apple 2: Professor portiert Retro-Game auf noch älteren PC. In: t3n Magazin. 6. Juli 2022, abgerufen am 11. Februar 2024.