Im Zusammenhang mit dem 800-Meter-Lauf bei diesen Weltmeisterschaften kann die Frage nach dem Geschlechtsstatus nicht ausgeklammert werden. Hier handelt es sich um eine heikle Problematik, die Frage ist, wo sind die Grenzen zu setzen, wie sollen entsprechende Kontrollen gestaltet werden, inwieweit sind Athletinnen in ihrer Persönlichkeit beeinträchtigt oder verletzt und wie ist es um die Chancengleichheit bestellt. Auch in der Vergangenheit war die Frage nach dem Geschlechtsstatus immer wieder aktuell. In den 1930er Jahren ging es um den Deutschen Heinrich Ratjen, der als Hochspringerin bei zahlreichen nationalen und internationalen Veranstaltungen teilweise sehr erfolgreich an den Start ging. Alle seine Resultate wurden allerdings nach 1938 gestrichen.[1]
In den 1960er Jahren wurde das Thema noch einmal auf im Zusammenhang mit den Geschwistern Irina und Tamara Press aus der Sowjetunion aktuell, bei denen die Vermutung auftauchte, dass sie Hermaphroditen seien.[2] Beide verschwanden nach Einführung der sogenannten Sextests, die in der Leichtathletik erstmals bei den Europameisterschaften 1966 realisiert wurden.[3]
Heute sind die Tests zur Feststellung des Geschlechtsstatus in der früheren Form abgeschafft.[4] Allerdings stellt sich auch heute wieder die Frage, wo die Grenzen für die Teilnahme von Athletinnen im Frauensport liegen, und es gibt durchaus kritische Stimmen zu einer Teilnahmeberechtigung für die 800-Meter-Siegerin Caster Semenya und auch anderen weit vorne platzierten Athletinnen mit einem männlich anmutenden Erscheinungsbild.[5][6]
Der bereits seit den ersten Weltmeisterschaften 1983 bestehende WM-Rekord wurde auch hier in London nicht erreicht. Die Siegerin Caster Semenya verfehlte diesen Rekord im Finale allerdings nur um 0,48 Sekunden.
Weltmeisterin Caster Semenya stellte mit ihrer Siegerzeit von 1:55,16 min im Finale am 13. August eine neue Weltjahresbestleistung auf.
Vorläufe
Aus den sechs Vorläufen qualifizierten sich die jeweils drei Ersten jedes Laufes – hellblau unterlegt – und zusätzlich die sechs Zeitschnellsten – hellgrün unterlegt – für das Halbfinale.
Die Vorläufe fanden am 10. August 2015 ab 19:25 Uhr Ortszeit (Uhr MESZ) statt.
Lauf 1
10. August 2017, 19:25 Uhr Ortszeit (20:25 Uhr MESZ)
Aus den drei Halbfinalläufen qualifizierten sich die jeweils beiden Ersten jedes Laufes – hellblau unterlegt – und zusätzlich die beiden Zeitschnellsten – hellgrün unterlegt – für das Halbfinale.
Lauf 1
11. August 2017, 19:35 Uhr Ortszeit (20:35 Uhr MESZ)
13. August 2017, 20:10 UhrOrtszeit (21:10 Uhr MESZ)
Eindeutige Favoritin für dieses Rennen war die zweifache Olympiasiegerin – 2012 / 2016 – und Weltmeisterin von 2009 Caster Semenya aus Südafrika. Zu ihren stärksten Gegnerinnen gehörten die beiden weiteren Medaillengewinnerinnen von 2016 Francine Niyonsaba aus Burundi und die Kenianerin Margaret Wambui. Auch die amtierende Weltmeisterin Maryna Arsamassawa aus Weißrussland war hier am Start, hatte jedoch nicht mehr die Form von 2015 und war bereits im Vorlauf ausgeschieden. Mit der Kanadierin Melissa Bishop und der Britin Lynsey Sharp standen zwei weitere Finalistinnen der letztjährigen Olympischen Spiele auch hier wieder im Finale.
Niyonsaba übernahm früh in diesem Rennen die Initiative und legte von Anfang an ein zügiges Tempo vor. Ihr folgten zunächst die US-Amerikanerin Ajeé Wilson und Margaret Wambui. Zum Ende der ersten Runde – Durchgangszeit 57,98 s – verschärfte Wilson das Tempo und löste Niyonsaba an der Spitze ab. Es entstand eine kleine Lücke, die Semenya sofort wieder schloss. Diese drei Läuferinnen setzten sich in der nächsten Kurve ein wenig von ihren Konkurrentinnen ab. Wambui folgte als Vierte. Auf der Gegengeraden lag Niyonsaba wieder vorne vor Wilson und Semenya. Wambui kämpfte um den Anschluss, konnte aber die Lücke aufgrund des jetzt sehr hohen Tempos nicht schließen. Diese Konstellation blieb bis zum Beginn der Zielgerade so bestehen.
Auf den letzten achtzig Metern forcierte Caster Semenya noch einmal und zog fast mühelos an ihren Gegnerinnen vorbei. Im Ziel hatte sie ihren zweiten Weltmeistertitel gewonnen. Francine Niyonsaba wurde wie bei den Olympischen Spielen 2016 Zweite. Ajeé Wilson sicherte sich überraschend die Bronzemedaille vor der Olympiadritten Margaret Wambui. Melissa Bishop belegte Rang fünf in diesem schnellen Rennen vor der Polin Angelika Cichocka. Die US-Amerikanerin Charlene Lipsey und Lynsey Sharp belegten die Plätze sieben und acht in diesem Finale.