Die älteste erhaltene Erwähnung von Lauter stammt von 1293, als der Ort in einer Urkunde als Luttara bezeichnet wird,[1] was so viel bedeutet wie klarer Bach. Gemeint ist damit der Bach Lauter, an welchem sich die Menschen damals ansiedelten. Sie nutzten die Kraft des Wassers und errichteten zahlreiche Mühlen. So kam Lauter zu seinem Ortsnecknamendas Sieben-Mühlen-Dorf.
1526 wird Lauter evangelisch, da LandgrafPhilipp I. von Hessen durch Luthers Auftreten für die evangelische Sache gewonnen werden konnte. Zu dieser Zeit wirkte bereits ein lutherischer Pfarrer in Grünberg, welchem lutherisch gewordene Altaristen zur Seite standen, jene versahen als Pfarrer die umliegenden Orte. Der erste Lauterer Pfarrer war Peter Stupp, er versah Lauter, das damals eine Filiale von Grünberg war, bis 1536.
1634/35 im Dreißigjährigen Krieg wurde das alte Lauter Nähe der Bing völlig zerstört, doch die Einwohner bauten es weiter nordwestlich wieder auf. siehe auch Burgstall Lauter
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Lauter:
„Lauter (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt 1⁄4 St. von Grünberg, hat 76 Häuser und 408 Einwohner, die alle evangelisch sind. Man findet 1 Kirche, 4 Mahlmühlen, 1 Oel- und 1 Walkmühle und 1 Hof, die Bing genannt.“[3]
1904 erwarb Lauter die Förderrechte für bestes Vogelsberger Trinkwasser auf dem Gelände der Bing zur notwendigen Wasserversorgung. Bis heute ist dies Wasserschutzgebiet.
Bad Nauheim und Friedberg sowie weitere 34 Gemeinden in der Wetterau/Wetteraukreis werden somit mit Wasser aus Lauter versorgt.
Im Jahr 1905 wurde das Wasserwerk fertiggestellt und die Leitungen wurden verlegt. Mit dem Bau eines Hochbehälters 1907 konnte der Ort an das Wassernetz angeschlossen werden und der sehenswerte Röhren-Brunnen im nördlichen Teil des Ortes wurde nicht länger von den Gemeindebewohnern genutzt.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde Lauter zum 31. Dezember 1970, durch freiwillige eingemeindet, ein Stadtteil von Laubach.[4][5] Für den Stadtteil Lauter wurde, wie für die anderen eingemeindeten ehemals eigenständigen Gemeinden von Laubach, ein Ortsbezirk eingerichtet.[6]
Im Jahre 2000 feierte Lauter sein 700-jähriges Dorfjubiläum (eigentlich 707 Jahre) mit einem großen Fest.
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Lauter angehört(e):[1][7][8]
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Lauter das „Amt Grünberg“ zuständig.
Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Lauter zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[15] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Lauter wurde dem Amtsgericht Gießen zugelegt.[16]
In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lauter 792 Einwohner. Darunter waren 33 (4,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 123 Einwohner unter 18 Jahren, 315 zwischen 18 und 49, 186 zwischen 50 und 64 und 168 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 348 Haushalten. Davon waren 108 Singlehaushalte, 123 Paare ohne Kinder und 93 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 87 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 225 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[2]
1773 wurde der Grundstein für die Fachwerkkirche gelegt, 1779 wurde sie fertiggestellt. 1934 und 1977 und 2010 wurde die Kirche renoviert.
Des Weiteren wurde 2007 der Platz rund um den Röhren-Brunnen renoviert und neu gestaltet.
Schule (jetzt Kindertagesstätte)
Kriegerdenkmal (unterhalb der Schule)
Park (ehem. Friedhof)
Auszeichnungen
Lauter wurde im Jahr 2006 beim Wettbewerb Dolles Dorf vom Hessischen Rundfunk 3. Sieger und gewann einen bronzenen Onkel Otto.
Regelmäßige Veranstaltungen
An Fasching finden in der Lautertalhalle, der Sport- und Kulturhalle in Lauter, die Große Prunksitzung am Faschingssamstag und der Kinderfasching am darauf folgenden Dienstag statt.
Zu den bestbesuchten Veranstaltungen in Lauter gehört das Osterfeuer mit Osternestsuche, Verlosung und großem Feuer.
Meist im Mai findet das Haxenessen statt, bei dem Schweinshaxen aus dem Backhaus angeboten werden.
Ähnlich ist es beim Schmierchel-Kuchen-Fest, das jedes Jahr im Spätsommer/Herbst stattfindet.
↑Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Laubach, Landkreis Gießen vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.4, S.141, Punkt 173 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3MB]).
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.301.
↑ abHauptsatzung. (PDF; 155 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Laubach, abgerufen im Februar 2024.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.13ff., § 26 Punkt d) III. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.419 (online bei Google Books).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 67, Anm. 40 und S. 103.
↑Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8MB]).
↑Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.10 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Karl-August Schmidt neuer Ortsvorsteher. In: Gießener Allgemeine. Mittelhessische Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG, Gießen, 9. April 2019, abgerufen am 11. Mai 2024.
↑Ortsvorsteher/in. In: Ansprechpartner. Magistrat der Stadt Laubach, abgerufen am 11. Mai 2024 (Hinweis: Liste ist, getrennt von der Überschrift, unter dem Abschnitt Ortslandwirte einsortiert).