Die Lauertanne gilt als der älteste Schiffstyp auf dem Oberrhein. Die meist 12 bis 15 Meter langen, nahezu kastenförmigen Schiffe waren von einfachster Bauart und nur für eine Talfahrt (Basel–Mainz–Köln, gelegentlich auch bis in die Niederlande) verwendbar; am Zielort wurden diese frühen Einwegschiffe zerlegt und als Nutzholz verkauft.
Die Lauertanne stammt aus dem Basler Gebiet[1] und fand auch als Lordanne, Luyrdanne,[2][3]Lyrdanne[4] und Lawtahne Erwähnung. Sie beförderte vorwiegend Wein aus dem Elsass, der im Rheinland als Luyr oder Lauer bekannt war.
Es war ein flachbödiger Frachtkahn, zusammengezimmert aus Planken von rohem Tannenholz, die nur mit Holznägeln und hölzernen Pflöcken verbunden waren. Auf dem ponton- oder floßförmigenRumpf mit abgeschrägtem Bug und Heck stand mittig ein Mast mit einem rechteckigen Segel, das bei günstigem Wind das ansonsten mit der Strömung treibende Schiff mit antrieb. Gesteuert wurde mit einem langen, beweglichen Senkruder am Heck. Der flache Schiffsboden war für die Fahrt auf dem damals unregulierten, sehr langsam fließenden Rhein mit seinen vielen Sand- und Kiesbänken gut geeignet. Die Tragfähigkeit der Schiffe betrug 25 bis 40 Tonnen, im frühen 19. Jahrhundert teilweise sogar bis zu 60 Tonnen.
Eine Lauertanne durfte nur zur Talfahrt benutzt werden; schon aus dem Jahr 1350 ist in Straßburg ein aus Gründen der Betriebssicherheit erlassenes Verbot der Bergfahrt nachgewiesen. Bei der Talfahrt waren Lauertannen vom Stapelzwang befreit. Festgelegte Frachttarife gab es für sie nicht, und der Warentransport in ihnen war von Alters her frei ausgehandelt.
Am letzten Zielort – meist Köln, aber auch andere Orte am Niederrhein und in den Niederlanden – wurde das Schiff nach dem Entladen zerlegt und das Holz wurde als Nutzholz verkauft.
Im Rheinmuseum Koblenz befindet sich das Modell einer Lauertanne aus dem 13. Jahrhundert.
↑Von der Schifflände bei der Mündung des Birsig führten die wenigen Schiffer (erw. 1209, Zunft zu Schiffleuten 1354) v. a. Talfahrten auf nur sehr einfach gefertigten Kähnen, den sog. Lauertannen oder Lordannen, aus, die sie Flössern und Schiffern aus flussaufwärts gelegenen Orten ab- und am Ziel als Nutzholz weiterverkauften. Zitat aus: Bernard Degen: Vom Hochrhein zum Oberrhein. In: Markus Kaiser: Rhein. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Werner Böcking: Schiffe auf dem Rhein in drei Jahrtausenden. Die Geschichte der Rheinschifffahrt. 2 Bände. August Steiger Verlag, Moers, 1979/1980, ISBN 978-3-92156-414-1.
Annette Fimpeler-Philippen: Die Schifffahrt und ihre Fahrzeuge auf dem Niederrhein von späten Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert. (= Studien zur Düsseldorfer Wirtschaftsgeschichte, hrsg. vom Düsseldorfer Geschichtsverein, Bd. 5, zugleich: Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Düsseldorf, Bd. 19), Droste Verlag, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-7700-3057-6.