Langenhessen

Langenhessen
Große Kreisstadt Werdau
Koordinaten: 50° 46′ N, 12° 22′ OKoordinaten: 50° 46′ 3″ N, 12° 22′ 16″ O
Höhe: 262 (250–320) m
Fläche: 10,19 km²
Einwohner: 1886 (1994)
Bevölkerungsdichte: 185 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1997
Postleitzahl: 08412
Vorwahl: 03761
Langenhessen (Sachsen)
Langenhessen (Sachsen)
Lage von Langenhessen in Sachsen
Langenhessen

Langenhessen ist ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Werdau im Landkreis Zwickau in Sachsen. Er wurde am 1. Januar 1997 nach Werdau eingemeindet.

Geografie

Lage

Langenhessen liegt im Tal der Pleiße, zwischen der Stadt Werdau und der Gemeinde Neukirchen, im Erzgebirgsvorland und im Westen des Erzgebirgsbeckens. Nordwestlich des Orts befindet sich die Talsperre Koberbach.

Nachbarorte

Niederalbertsdorf Neukirchen Lauterbach
Langenbernsdorf Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Königswalde
Werdau

Geschichte

Urkundlich wurde der Ort erstmals im Jahr 1270 als „Hessen“[1] erwähnt, 1551 als Langenhessen. Die Mehrzahl der ersten Ansiedler an dieser Stelle sind demnach aus dem Lande Hessen gekommen, wahrscheinlich vom Westhang der unwirtlichen Hohen Rhön. Aber auch aus dem Ostgebiet der Franken und aus Bayern gab es Ansiedler. Der Ort gehörte zur Zeit seiner Gründung den Vögten von Weida. Heinrich von Weida schenkte ihn mitsamt den Kircheneinkünften der Kartause Martinstal bei Crimmitschau. Die Besiedlung erfolgte in mehreren Wellen. Die Bauerngüter wurden als sogenannte Waldhufen zu beiden Seiten der Pleiße angelegt.

Langenhessen litt in den letzten Jahren des 16. Jahrhunderts und in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts wiederholt an Pestepidemien, besonders im Jahr 1633. Auch der Dreißigjährige Krieg ging nicht spurlos vorüber. Im Jahre 1633 zog Wallenstein von Zwickau aus den Schweden entgegen, wobei auch Langenhessen viel Leid erlitt. Außerdem war Langenhessen um 1659 von der Hexenverfolgung betroffen. Anna, Frau von Bernhard Seidel, geriet in einen Hexenprozess.[2]

Die Haupterwerbszweige des Ortes waren anfangs die Landwirtschaft und ländliches Handwerk. Mit Beginn der Industrialisierung fanden viele Leute in den neu gegründeten Textil- und Holzbearbeitungsbetrieben Arbeit. Die Grundherrschaft über Langenhessen lag bis ins 19. Jahrhundert anteilig bei mehreren Rittergütern und Kirchen. Ein Teil unterstand als Amtsdorf direkt dem Amt Zwickau. Langenhessen gehörte bis 1856 zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Zwickau.[3] 1856 wurde Langenhessen dem Gerichtsamt Werdau und 1875 der Amtshauptmannschaft Zwickau angegliedert.[4] Im Jahr 1920 wurde Langenhessen der Amtshauptmannschaft Werdau zugeordnet.[5] Durch die Auflösung der Amtshauptmannschaft Werdau kam die Gemeinde Langenhessen im Jahr 1933 wieder an die Amtshauptmannschaft Zwickau, die ab 1939 Landkreis Zwickau genannt wurde.

Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam die Gemeinde Langenhessen im Jahr 1952 zum Kreis Werdau im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt), der ab 1990 als sächsischer Landkreis Werdau fortgeführt wurde und 1994 im Landkreis Zwickauer Land, mit Sitz des Landrates in der Großen Kreisstadt Werdau, aufging. Nach Umbau und Außerbetriebnahme des Kreiskrankenhauses Werdau (1978–1999; dann Betrieb als Pleißentalklinik auf der gegenüberliegenden Ortsseite mit eigenem Bus und Bahnhalt in Werdau Nord) ging dort 1999 das neue Landratsamt, samt Neuanbau mit Kreistagssitzungssaal an die ehemalige Krankenhauskantine, in Betrieb. Der alte Landkreis kam wiederum im Jahr 2008 zum neu gegründeten Landkreis Zwickau. Am 1. Januar 1997 wurde Langenhessen in die Große Kreisstadt Werdau, Kreis Werdau eingemeindet.[6]

Sehenswürdigkeiten

Kirche

Die Kirche St. Johannis in Langenhessen
Innenraum der Kirche, geschmückt zum Erntedankfest

Wann der Bau der Kirche erfolgt ist, lässt sich nicht genau bestimmen, wahrscheinlich um 1208. Sie war ursprünglich Johannes, dem Täufer geweiht, dessen Figur auch auf dem Altar zu finden ist. Wie an dem ganzen Bauwerk zu sehen ist, hat ursprünglich von der Kirche nur ein Teil gestanden, der heutige Altarraum. Das jetzige Kirchenschiff ist erst später angebaut worden. Nach einer alten Sage soll der älteste Teil der Kirche eine dem Johannes, dem Täufer, geweihte Wallfahrtskapelle gewesen sein. Mit dem Pfarrer Balthasar Thürschmidt zog um 1517 auch in Langenhessen die Reformation ein.

Der Kirchturm, ein schlanker, spitzer Dachreiter, erhielt 1882 ein, aus drei Glocken bestehendes Geläut. Die Kirchturmuhr wurde ebenfalls 1882 beschafft. Die Glocken mussten 1917 während des Ersten Weltkrieges für das Militär abgegeben werden, dafür wurden 1919 die heutigen Stahlglocken eingeweiht. Die 1855 von Johann Gotthilf Bärmig gebaute Orgel wurde 1885 durch einen Blitzschlag in den Kirchturm beschädigt und 1889 durch den Orgelbauer Georg Emil Müller aus Werdau repariert. Sie wurde 1919 durch die Firma Schmeisser (Rochlitz) umgebaut und 1997 generalüberholt. Im Kircheninneren befindet sich ein Wandelaltar aus der Werkstatt von Leonhardt Herrgott, Zwickau (1507/1508).

Koberbachtalsperre

Nordwestlich, an der Grenze zu Langenbernsdorf liegt die Talsperre Koberbach. Als Brauchwassertalsperre gebaut, dient sie heute dem Hochwasserschutz und bietet viele Möglichkeiten zur Erholung als Badesee, mit einem Freibad, Camping und Autokino.

Eisenbahnviadukt

Ein verkehrsgeschichtliches Denkmal ist das Langenhessener Eisenbahnviadukt der Bahnstrecke Leipzig–Hof. Es wurde 1842 bis 1845 zweigleisig mit 171,31 Meter langer Gewölbereihe errichtet.

In Langenhessen geborene Persönlichkeiten

Literatur

  • Die Ephorie Werdau. In: Neue sächsische Kirchengalerie, Arwed Strauch, Leipzig 1905 Digitalisat, Kapitel: Die Parochie Langenhessen Seite 218 ff.
  • Landratsamt Werdau (Hrsg.): Der Landkreis WERDAU. Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1994, ISBN 3-89264-886-7, S. 41–49.
  • Freie Presse vom 21. September 2016 In Langenhessen steckt viel von Hessen und Bayern

Einzelnachweise

  1. Werner Querfeld: Die ältesten schriftlichen Erwähnungen der Orte des Kreises Werdau, in: Regionalgeschichtliche Beiträge aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt, Heft 3, Karl-Marx-Stadt 1981, S. 74.
  2. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Köln, Weimar, Wien 2003, S. 633f.
  3. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 64 f.
  4. Die Amtshauptmannschaft Zwickau im Gemeindeverzeichnis 1900
  5. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Zwickau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. (Verwaltungsgliederung im Raum Zwickau um 1939).
  6. Langenhessen auf gov.genealogy.net.
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