Die Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in Nordrhein-Westfalen e.V. (kurz: LAG Lesben in NRW e.V.) ist ein als Verein organisierter, überparteilicher Zusammenschluss von 48 lesbischen Gruppen, Vereinen, Initiativen und Projekten in Nordrhein-Westfalen.[1]
Die LAG Lesben in NRW ist aus der Lesbenbewegung, die im Zuge der Frauenbewegung seit den 1970er Jahren entstanden war, hervorgegangen und wurde 1996 als Verein in Düsseldorf gegründet.[2] Sie will lesbisches Leben im öffentlichen Raum sichtbarer machen und Frauen Mut machen, ihre lesbische Identität offen zu leben. Sie setzt sich dafür ein, die Lebenssituation lesbischer Frauen zu verbessern, ihre gesellschaftliche Akzeptanz und Teilhabe zu erhöhen und allgemein der Diskriminierung von Lesben, Schwulen und anderen Minderheiten entgegenzuwirken. Darum unterstützt sie auch die Forderung des LSVD nach der Aufnahme des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung in den Artikel 3 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland.[3]
Die LAG vernetzt ihre Mitgliedsgruppen in ganz NRW, indem sie Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit initiiert, organisiert und koordiniert. Sie fungiert als Schnittstelle zwischen den Ehrenamtlichen und Beraterinnen ihrer Mitgliedsgruppen auf der einen Seite und der Politik und Verwaltung auf der anderen. Sie tritt in öffentlichen Veranstaltungen zum Thema gleichgeschlechtliche Lebensweise auf. Lesben, die in ihrer Kommune eine Gruppe gründen wollen, berät die LAG zur lesbisch-schwulen Kommunalpolitik. Die LAG Lesben in NRW wird vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.[4]
Die LAG ist unter anderem Mitglied im parteilich und konfessionell unabhängigen Frauenrat NRW, der vier Millionen Frauen aus den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen vertritt.[5]
Im November 2015 entschied die LAG Lesben in NRW, den Preis für couragierte Lesben nicht mehr nach Augspurg und Heymann zu benennen, nachdem bekannt wurde, dass Heymann 1907 auf einer Veranstaltung des Verbandes Fortschrittlicher Frauenvereine in Frankfurt am Main gesagt haben soll, dass man sich nicht scheuen dürfe, „Gesetze für die Vernichtung körperlicher und geistiger Krüppel“ zu verlassen.[13]
CouLe – Preis für Couragierte Lesben
Seit 2017 verleiht die LAG Lesben in NRW jährlich den CouLe Preis für Couragierte Lesben. Die Neukonzeptionierung des Preises für Couragierte Lesben war erforderlich geworden, nachdem 2015 Aussagen von Lida Gustava Heymann aus dem Jahr 1907 publik wurden, die mit der Zielsetzung des Preises nicht vereinbar waren. Die Jury hat diesen Anlass im Jahre 2016 dazu genutzt, die inhaltliche Ausgestaltung des Preises den aktuellen politischen Debatten und gesellschaftspolitischen Aufgabenstellungen anzupassen.[14]
Arcus-Stiftung
2010 gründete die LAG Lesben in NRW zusammen mit dem Schwulen Netzwerk NRW nach einer zehnjährigen Vorbereitungszeit die Stiftung ARCUS (lat. Regenbogen), deren Träger die beiden Landesverbände sind. Es ist die erste Stiftung in Deutschland, die Lesben und Schwule gemeinsam gründeten. Sie will Projekte fördern, die sich für mehr Akzeptanz von Homosexuellen einsetzen. Die Patenschaft hatte die nordrhein-westfälische Ministerin Barbara Steffens übernommen; Botschafter sind die Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger und der Schauspieler Klaus Nierhoff.[15][16][17]
2014 veranstaltet die Arcus-Stiftung zusammen mit der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld die Hirschfeld-Tage, die unter dem Motto L(i)ebe die Vielfalt an 16 Orten mit 90 Veranstaltungen in ganz NRW stattfinden. Die LAG fördert als Partnerin die Hirschfeld-Tage.[19]
Kampagnenbüro anders und gleich – Nur Respekt Wirkt
Der Verein ist Trägerin des von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen geförderten Kampagnenbüros anders und gleich – Nur Respekt Wirkt, das Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Gleichstellung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt unter Einbezug der LSBTTI-Gruppen (Kürzel für Menschen mit einer lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender- oder intersexuellen Identität) und in enger Abstimmung mit der Landesregierung professionell gestaltet. Die Kampagne wurde offiziell am 10. Mai 2012 auf der Fachtagung „anders und gleich in NRW“ an der Ruhr-Universität Bochum gestartet.[20]
Bereits 2011 ließ die LAG Lesben in NRW im Vorfeld der Frauenfußballweltmeisterschaft in Deutschland Plakatmotive und Banner für die Aktion 20ELF – Fußball ist alles – auch lesbisch! Für Offenheit und Akzeptanz von Homosexualität im Fußball erstellen. Zehn Frauen von der LAG versuchten ein Spruchband mit der Aufschrift Fußball ist alles – auch lesbisch ins WM-Stadion Mönchengladbach zum Spiel Brasilien gegen Australien zu bringen, was ihnen von der FIFA verboten wurde. Auf Nachfrage der taz entschuldigte sich die FIFA für den Vorfall.[21][22][23]
Generationengespräche: LesbenLeben Gestern – Heute – Morgen, Tagungsdokumentation, Düsseldorf 2003.
Michaela Herbertz-Floßdorf: Regenbogenfamilie – werden und sein. Expertise zur Situation und Bedarfen von lesbischen Eltern in NRW, herausgegeben von der LAG Lesben in NRW e.V., gefördert vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen. 2012. (pdf)
Ulrike Roth: Coming-Out im Netz!? Die Bedeutung des Internets im Coming-out von queer-lesbischen Frauen. Studien Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW Nr. 22, LAG Lesben in NRW e.V., Düsseldorf, 2015.(online)
↑Gabriele Dennert et al. (Hrsg.): In Bewegung bleiben. 100 Jahre Politik, Kultur und Geschichte von Lesben, Quer-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-89656-148-0
↑Über den Zusammenhang zwischen Lesben und dem Recht, Vortrag von Marie Sichtermann für die LAG Lesben NRW am 30. Juni 2013 anlässlich der Verleihung des Augspurg-Heymann-Preises 2013 an Professorin Susanne Baer, Richterin des Bundesverfassungsgerichts, in: Phenomenelle, 5. Juli 2013
↑Ilse Lenz et al. (Hrsg.): „ANDERS UND GLEICH IN NRW“ – GLEICHSTELLUNG UND AKZEPTANZ SEXUELLER UND GESCHLECHTLICHER VIELFALT. FORSCHUNGSSTAND, TAGUNGSDOKUMENTATION, PRAXISPROJEKTE. Studie des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW Nr. 15, Universität Duisburg-Essen, Essen 2012, ISBN 978-3-936199-14-7 (Online, PDF)