MŠ 638, 6-Zylinder-Dieselmotor, Reihenanordnung, wassergekühlt mit ATL
Hubraum
11.940 cm3
Bohrung/Hub
130/150 mm
Höchstleistung
224 kW (305 PS) bei 2.000/min
max. Drehmoment
1.128 Nm bei 1.400/min
Kraftstofftank
2 × 180 l
Kraftübertragung
Einscheiben-Trockenkupplung, hydraulisch betätigt, mit pneumatischer Verstärkung und selbstnachstellend, mechanisches Schaltgetriebe Praga 14 PS 150, pneumatisch unterstützt, 12 Geschwindigkeitsstufen für die Vorwärtsfahrt, 2 Kriechgänge und 2 Rückwärtsgänge,[1] Hinterradachse angetrieben
Fahrgestell
Leiterrahmen, Pendelachsen, Teleskopstoßdämpfer Reifen 11.00-20 , Vorderachse mit mechanischer Schneckenlenkung ausgeführt und als Starrachse mit Parabelfeder abgefedert, hydraulische Lenkhilfe, Hinterradachse als Starrachse ausgeführt sowie luftgefedert in Verbindung mit Teleskopstoßdämpfer und Stabilisator[1]
Bremsen
pneumatische Zweikreis-Betriebsbremsanlage (lastabhängig) mit Trommelbremsen, Feststellbremse mit Federspeicher auf die Hinterräder wirkend, Anhängerbremsanlage mit ABS
Der LIAZ 10 war vorrangig für den internationalen Fernverkehr ausgerichtet. Parallel zu der Fertigung des Škoda 706 MT wurde die Entwicklung bei LIAZ im NutzfahrzeugwerkJablonec nad Nisou begonnen, dort setzte die Serienfertigung 1975 ein. Die Ausführung als Pritschenwagen kann als Grundversion angesehen werden, außerdem gab es noch eine Reihe weiterer Sondermodelle. Gegenüber dem Vorgängermodell konnten eine Reihe von technischen Verbesserungen erreicht werden. Zwischen 1977 und 1989 wurden diese Fahrzeuge als Pritschenwagen für den Güterfernverkehr und zwischen 1985 und 1989 als Sattelzugmaschine von der DDR importiert.
1977 wurden die folgenden Ausführungen produziert[2] (später folgten weitere):
Š 100.05: zweiachsiger Pritschenwagen
Š 100.43; Š 100.52: Sattelzugmaschinen mit Kühlauflieger
Š 100.45; Š 100.47: Sattelzugmaschinen für Auflieger mit Spriegel und Plane
Š 100.48: Sattelzugmaschine für Zisternenauflieger
Technik
Anfangs wurde der Motor des Vorgängermodells MŠ 634 in einer auf 154 kW (210 PS) leistungsgesteigerten Ausführung eingebaut. Angekündigt wurde der LIAZ 100 bei seiner Neuvorstellung hingegen mit den weiterentwickelten Motoren MŠ 637 (270 PS) und MŠ 638, letzterer sollte mit Turbolader eine Leistung von 223 kW (304 PS) erreichen. Spätestens ab 1977 wurden diese Motoren auch tatsächlich verwendet. Es handelte sich um wassergekühltesechszylindrige-OHV-gesteuerte Dieselmotoren mit 130 mm Bohrung, 150 mm Hub und einem Hubraum von 11 940 cm³. In verbesserter Ausführung beibehalten wurden das synchronisierte Fünfganggetriebe Praga 10 P 80.[3] Während der Abgasturbolader von Holset importiert wurde, handelte es sich bei der Einspritzpumpe um eine ČSSR-Eigentwicklung von Motorpal. Der Kraftstoffverbrauch soll beim unbeladenen Fahrzeug 19 l/100 km und bei Ausnutzung der zulässigen Gesamtmasse und gefahrenen 50 km/h 40–50 l/100 km betragen haben.[2]
Rahmenkonstruktion und Fahrwerk wurden im Wesentlichen vom Škoda 706 MT übernommen: Vorn gab es eine starre Faustachse und hinten eine Starrachse mit geteilter Brücke, wobei die Planetengetriebe in den Radnaben angeordnet waren. An Vorder- und Hinterachse gab es zudem Längsblattfedern, eine Hilfsfeder und Querstabilisatoren. Eine verbesserte hydraulische Servolenkung wurde bereits beim Škoda 706 MT noch eingeführt. Mit Trommelbremsen konnten die Räder über eine dreikreisige Betriebsbremse, eine Druckluftbremse als Hilfsbremse, eine Motorstaudruckbremse sowie über eine Feststellbremse mit Druckluftverstärker abgebremst werden.[3]
Das Fahrerhaus war gegenüber dem Vorgänger wesentlich verbessert und schallisoliert. Die Belüftung wurde verbessert. Dazu besaß die mit Ausstellfenstern versehene auch vom Design her modernere Fahrerkabine zusätzlich eine Liege. In der ersten Ausführung konnte das Fahrerhaus noch nicht gekippt werden. Hier konnte der Motor über eine Klappe im Innenraum bzw. den herausnehmbaren Grilleinsatz erreicht werden. Ein kippbares Fahrerhaus erhielt erst die Sattelzugmaschine mit der Bezeichnung Š 110.
LIAZ 100 als Pritschenwagen
LIAZ 100 als Autokran
LIAZ 100 mit Kofferaufbau
LIAZ 110 als Sattelzugmaschine
LIAZ 110 mit Hubeinrichtung
LIAZ 110 mit Hubeinrichtung für Rollcontainer
LIAZ 111 als Müllwagen
LIAZ 111 als Dreiseitenkipper
Literatur
Joachim Köster: DDR-Lastwagen-Importe aus der Tschechoslowakei, Polen, Rumänien und Ungarn. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-613-03758-8.