Die Lage des Dorfes nahe dem Hassel, der historischen Malstätte des altsächsischen Gaues Astfala, trug wesentlich zu seiner frühen besonderen Stellung bei. Hier entstand die Mutterkirche aller späteren Pfarreien ringsum und der Sitz eines geistlichen Gerichts. Die kreuzförmige romanische ArchidiakonatskircheSt. Martin aus Bruchstein wurde im Jahr 1117 erstmals erwähnt. Die ursprüngliche Anlage als Pfeilerbasilika mit Ostquerhaus und drei halbrunden Apsiden aus dem 12. Jahrhundert hat später Umgestaltungen erfahren. Ein Schlussstein der gotischenGewölberippen zeigt den Kopf des Hl. Stephanus und weist darauf hin, dass in einer der Seitenapsiden ein Stephanusaltar gestanden hat. Kirchen, in denen Stephanus als Nebenpatron verehrt wurde, zählen zu den ältesten christlichen Kirchen Deutschlands. Das Martins-Patronat deutet auf eine Gründung durch fränkische Missionare, vielleicht auch auf hier nach den Sachsenkriegen angesiedelte fränkische Bevölkerungsteile.
Im Mittelalter war Lühnde durch einen Wall mit Graben geschützt. Daran erinnern noch Straßennamen wie Bledelner Tor, Bolzumer Tor und Wätzumer Tor. Rings um die Kirche stehen einige sehenswerte Fachwerkhäuser.
Während des Zweiten Weltkriegs detonierte am 6. September 1944 eine Fliegerbombe in der Feldmark unweit von Lühnde. Zahlreiche Häuser im Dorf wurden durch den Luftdruck am Dach beschädigt. Zur Beseitigung der Schäden wurden 25.000 Dachziegel benötigt.
Bis in das Jahr 1997 besaß Lühnde viele Jahrzehnte lang eine Poststelle.[3]
Freiwillige Feuerwehr
Am 25. Januar 1902 wurde durch die Lühnder Bürger die Freiwillige Feuerwehr Lühnde gegründet. Damit wurden in Lühnde alle Bürger im Alter zwischen 17 und 55 Jahren verpflichtet, in die Feuerwehr einzutreten, sofern sie nicht Beamte, Soldaten, Gendarmen, Geistliche, Ärzte, Apotheker, Lehrer oder Schüler waren.[4]
Heute verfügt die Ortsfeuerwehr über drei Fahrzeuge zur Brandbekämpfung und Hilfeleistung[5] und hat ca. 60 aktive Feuerwehrmänner und -frauen.[6] Zudem besitzt sie eine eigene Jugendfeuerwehr mit 20 Mitgliedern.[6] Das Feuerwehrhaus befindet sich im Hangeräthsweg und wurde im Jahr 2010 um das Vereinsheim des Sportvereins TuS Lühnde aufgestockt.[7]
Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen verlor die Gemeinde Lühnde am 1. März 1974 ihre politische Selbständigkeit und wurde ein Ortsteil der Gemeinde Algermissen.[8]
Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Lühnde wurde am 1. Januar 2012 mit den Kirchengemeinden in Algermissen, Groß Lobke, Hotteln, Oesselse und Wirringen-Müllingen-Wassel zur evangelisch-lutherischen Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde Sarstedt-Land im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt zusammengeschlossen.[15]
Der Ortsrat, der den Ortsteil Lühnde vertritt, setzt sich aus sieben Mitgliedern zusammen. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.
Wappenbegründung: Im Mittelalter hatte Lühnde eine besondere Bedeutung, denn die Dorfkirche war die Hauptstelle aller Pfarreien in der Umgebung und Sitz eines geistlichen Gerichts, des sogenannten Sendes. Zusätzlich befanden sich vor Ort eine Reihe weltlicher Gerichte. Vor allem das Goding der Go Hassel. Die Gerichtsstätte tagte unter freiem Himmel auf einer Anhöhe, die wohl darum Hassel hieß, weil sie von Haselnussgerten umhegt war. Im Kommunalwappen sollte dieses Goding festgehalten werden. Der grüne Berg mit der roten Mauer und dem ebenfalls grünen Haselstrauch deuten auf die Stätte dieses Gerichtes hin. Weil Lühnde jedoch auch zwei Freiendinge innehatte (in Lühnde und Loppenstedt), legte man schräg auf dem Berge einen roten Schild mit einem goldenen Löwen, dem Sinnbild der Freiheit, als Wappenzier.
Wirtschaft und Infrastruktur
Öffentliche Einrichtungen
Kindergärten
Kindergarten St. Martin
Kommunaler Kindergarten
KiTa Querks
Vereine und Verbände
DRK Ortsverband Lühnde
Fastnachtsverein Lühnde von 1976
Förderverein Grundschule Lühnde
Freiwillige Feuerwehr Lühnde
Gesangverein Lühnde von 1891
Jugendfeuerwehr Lühnde
Kirchenförderverein St. Martin Lühnde-Ummeln-Wätzum e. V.
Schützenverein Lühnde von 1837 e. V.
Sozialverband Deutschland e. V. – Ortsverband Lühnde
Bruno Eyron (* 1964), Schauspieler, Moderator, Produzent, Autor und Geschäftsmann
Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen
Helmuth Albrecht (1885–1953), Politiker (DVP), war Direktor der Gewerkschaft Carlshall, eines Kalisalzbergwerkes in Lühnde
Mirko Slomka (* 1967), Fußballtrainer, ist in Lühnde aufgewachsen
Literatur
Arbeitsgruppe Chronik Lühnde (Hrsg.): Lühnde – Eine Chronik. Die jüngere Geschichte von Lühnde und die Geschichten von seinen Leuten. Eigenverlag, Lühnde 2017.
↑ ab
Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindeverzeichnis für Niedersachsen. Gemeinden und Gemeindefreie Gebiete. Eigenverlag, Hannover 1. Januar 1973, S.31, Landkreis Hildesheim-Marienburg (Digitalisat [PDF; 21,3MB; abgerufen am 12. Juni 2020]).
↑
Arbeitsgruppe Chronik Lühnde (Hrsg.): Lühnde – Eine Chronik. Die jüngere Geschichte von Lühnde und die Geschichten von seinen Leuten. Eigenverlag, Lühnde 2017, S.456 (Buchvorstellung [abgerufen am 26. Januar 2021] mit Anhang „Aus der Geschichte des Dorfes Lühnde“ von Friedrich Peine, 1958).
↑Michael Rademacher: Landkreis Hildesheim. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900 (Siehe unter: Nr. 29).
↑Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland – Ausgabe 1957 (Bevölkerungs- und Gebietsstand 25. September 1956, für das Saarland 31. Dezember 1956). W. Kohlhammer, Stuttgart 1958, S.167 (Digitalisat).
↑Einwohnerzahlen 2013–2014. In: Website Gemeinde Algermissen. 1. Januar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. September 2014; abgerufen am 3. April 2019.
↑Einwohnerzahlen 2018–2019. In: Website Gemeinde Algermissen. 1. Januar 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. März 2019; abgerufen am 12. Juni 2020.
↑Einwohnerzahlen 2019–2020. In: Website Gemeinde Algermissen. 1. Januar 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Juni 2020; abgerufen am 2. Dezember 2024.
↑
Kirchliches Amtsblatt für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers. Nr.2/2012. Hannover 3. April 2012, S.54ff., S. 14 ff. (Digitalisat [PDF; 573kB; abgerufen am 1. April 2019]).