Das Gesteinsvorkommen des Löbejüner Porphyrsbeißt in der Umgebung von Löbejün, ca. 10 km nördlich von Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt auf etwa 5 km² aus. Unterhalb der überwiegend känozoischen Deckschichten zieht sich der Löbejüner Porphyrkörper bis kurz vor Halle; seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt ca. 10 km, seine Ost-West-Ausdehnung 5 km. Er erreicht Mächtigkeiten von mehr als 800 Metern, das Gesamtvolumen beträgt mehr als 60 km³.
Regionalgeologisch ist der Löbejüner Porphyr Teil des in einem Gebiet von insgesamt 500 km² fleckenhaft ausbeißenden Halleschen Vulkanischen Komplexes im Nordosten der Saale-Senke, der wiederum nur einer von vielen ähnlich alten Rhyolithkomplexen in Mitteleuropa (z. B. südöstlicher Thüringer Wald, Donnersberg) ist.
Der Löbejüner Porphyr entstand subvulkanisch in Form eines Lakkolithes an der Grenze Stefanium-Rotliegend vor ca. 298 Mio. Jahren, wobei die Platznahme in Schichten der Siebigerode-Formation (Stefanium C) erfolgte.
Eigenschaften
Der Löbejüner Porphyr ist ein vulkanisches Gestein. Namensgebend ist, neben seiner Herkunft, sein typisches porphyrisches Gefüge: In einer feinkristallinen, rötlichen Grundmasse (Anteil ca. 66 %) finden sich richtungslos-körnig verteilte größere Mineralkörner (Einsprenglinge) aus rosafarbenen und hellgrauen, bis 30 mm großen Feldspäten (Plagioklas, Orthoklas) und grauen Quarzen. Da die Einsprenglinge im Vergleich zu anderen porphyrischen Rhyolithen relativ groß sind, spricht man beim Löbejüner Porphyr auch von einem „Großporphyr“. Die Einsprenglinge bildeten sich bereits in der Magmakammer vor dem endgültigen Aufstieg der Schmelze und der Bildung des Lakkoliths. Die rötliche Farbe des Gesteins resultiert aus akzessorischen Beimengungen von Hämatit und Magnetit in der feinkörnigen Grundmasse.
Die chemische Zusammensetzung des Löbejüner Porphyres ist, wie die aller Rhyolithe, der von Graniten sehr ähnlich. Das Gestein besteht aus folgenden Hauptgemengteilen: ca. 72 % SiO2, ca. 13 % Al2O3, ca. 6 % K2O, ca. 3 % Na2O.
Löbejüner Porphyr ist ein verwitterungsbeständiges Hartgestein. Es weist Druckfestigkeiten von bis zu 180 MPa auf. Da er überwiegend aus relativ harten Silikatmineralen besteht, ist er säurebeständig und eine Politur kann als unbeschränkt haltbar angesehen werden. Eine geringe Porosität macht ihn hochgradig frostresistent. Die mittlere Rohdichte des Gesteins liegt bei 2,63 g/cm³.
Verwendung
Löbejüner Porphyr wird seit fast 500 Jahren in der Umgebung der Stadt Halle zur Fassadengestaltung, als Bruch- und Mauerstein sowie zum Pflastern von Straßen und Plätzen eingesetzt. Aufgrund der guten mechanischen Kennwerte sowie seiner Mikrogefügeeigenschaften weisen zahlreiche mit Löbejüner Porphyr gepflasterte Straßen trotz höchster Belastung nach über 100 Jahren noch immer eine ausgezeichnete Qualität auf. Beim Einsatz als Naturwerkstein ist Löbejüner Quarzporphyr Graniten ebenbürtig, wenn nicht sogar aufgrund der geringen Korngrößen und damit engeren Kornverzahnung überlegen. Alle gängigen Oberflächenbehandlungen von Naturwerksteinen (spaltrauh, geflammt, gestockt, bossiert, gesägt, poliert) sind möglich.
Daraus ergeben sich folgende Einsatzbereiche:
Fensterbänke, Boden- und Fassadenplatten im Innen- und Außenbereich
Quader
Material für figürliche Bildhauerarbeiten, Grabsteine, Skulpturen, Brunnenanlagen
Schichtmauerwerk in regelmäßiger und unregelmäßiger Form
Wasserbausteine
Pflaster- und Bordsteine in verschiedenen Formaten, Mosaiksteine
Daneben wird Löbejüner Porphyr auch in Form von Gesteinskörnungen für weniger edle Zwecke genutzt, unter anderem als Rohstoff für Asphaltmischanlagen und Betonwerke sowie für weitere Verwendungen im Straßen-, Tief-, Wasser- und Gleisbau.
Gewinnung
Die erste urkundliche Erwähnung der Gewinnung Löbejüner Porphyrs stammt aus dem Jahre 1518. Seit 1992 wird Löbejüner Porphyr in einem industriellen Großsteinbruch unmittelbar westlich von Löbejün abgebaut. Die Rohblöcke werden durch Sprengung mit hochbrisanten, modernen Sprengstoffen gewonnen, wobei die Sprengladung dazu in Großbohrungen eingebracht wird. Mit Tagebaugroßgeräten werden die Blöcke dann geladen und zur weiteren Zerkleinerung mittels Kegelbrechern transportiert.
Die schonendere Werksteingewinnung durch hydraulische Spaltung oder Sprengung mittels Schwarzpulver konzentriert sich auf einen separaten Teil des Gesamtabbauareals.
A. Kampe, J. Luge, M. Schwab: Die Lagerungsverhältnisse in der nördlichen Umrandung des Löbejüner Porphyrs bei Halle (Saale). In: Geologie. Bd. 14, Nr. 1, 1965, S. 26–46, ISSN0046-5747.
A. Mock, B.-C. Ehling, C. Breitkreuz: Anatomy of a laccolith complex. Geometry and texture of porphyritic rhyolites in the Permocarboniferous Halle Volcanic Complex (Germany). In: Neues Jahrbuch für Geologie und Palaeontologie Abhandlungen. Bd. 237, Nr. 2, 2005, S. 211–271, ISSN0077-7749.
Friedrich Müller: INSK kompakt. Ebner Verlag, Ulm 1997 (2 Ringorder in stabilem Schuber mit 320 Farbtafeln).
Siegfried Siegesmund, Karl-Jochen Stein: Löbejüner Porphyr. Natursteinporträt. In: Naturstein. Bd. 60, Nr. 7, 2005, S. 47–49, (5 Abb., 2 Tab.).
Fakten zum Löbejüner Porphyr auf der Webpräsenz des Unternehmens ard Baustoffwerke, SH Natursteine und GEOMIN, das den Löbejüner Porphyr im Großtagebau bei Löbejün abbaut.