Gegründet wurde das Unternehmen 1962 in Glarus von Rudolf Läderach (1929–2013),[5] nachdem sein Vater Rudolf Läderach senior seit 1926 eine Bäckerei in Netstal (heute Gemeinde Glarus) betrieben hatte.
Läderach begann mit der Herstellung verschiedener Süsswaren zu experimentieren und legte schliesslich einen Schwerpunkt auf Schokolade bzw. Pralinen. 1970 erfand und patentierte er das «Verfahren zur Herstellung dünnwandiger Truffes-Hohlkugeln», das die Truffes-Herstellung vereinfachte und verbesserte. Die Erfindung des Verfahrens der Herstellung von Trüffelhüllen aus Schokolade, die zuvor von Chocolatiers zu Kugeln gerollt werden mussten, eröffnete den Weg von einem kleinen Dorfgeschäft zur schrittweisen Erweiterung: Er expandierte 1981 nach Deutschland und exportierte auch das erste Mal nach Übersee.
Er übergab 1994 die operative Führung seines Unternehmens seinem zweiten Sohn Jürg Läderach, der bis 2018 als CEO und bis Ende 2021 als Präsident des Verwaltungsrates tätig war.[6] Seit 2018 ist Johannes Läderach CEO und seit Anfang 2022 auch Präsident des Verwaltungsrates.[7] Jürg Läderach besitzt laut Tages-Anzeiger im 2023 keine Aktien mehr und war im 2021 aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden.[8]
Unternehmenswachstum und Generationenwechsel
2004 kaufte Läderach die Merkur Confiserien AG in der Schweiz, stieg damit in den Einzelhandel ein und führte zeitgleich seine FrischSchoggi ein, eine Schokolade, die Kunden in gewünschter Menge von grossen Platten abgebrochen an den Theken der Filialen erwerben können.[9][10] Bis Ende 2014 baute Läderach die 41 übernommenen Merkur-Standorte zu eigenen «Läderach Chocolaterien» um.[11] 2006 eröffnete das Unternehmen ein Logistik- und Service-Center in Bilten.[12] Mit Johannes und Elias Läderach trat 2011 die dritte Generation ins Unternehmen ein. Nach einem Jahr Bauzeit eröffnete Läderach im September 2012 eine eigene Minergie-zertifizierte Produktionsstätte für Schokoladenmasse in Bilten (Gemeinde Glarus Nord) mit einer jährlichen Produktionskapazität von 1100 Tonnen.[13]
2008 passte Läderach den eigenen Markenauftritt an und trat ab diesem Zeitpunkt als «Läderach – chocolatier suisse» auf.[14] Anfang 2024 wurde, laut Läderach aufgrund der Internationalisierung des Unternehmens, der Markenauftritt auf «Läderach Switzerland» geändert.[15][16] 2008 wurden zudem zwei neue Filialen an der Bahnhofstrasse in Zürich[17] und der Spitalgasse in Bern eröffnet, in denen auch Show-Produktionen von verschiedenen Produkten stattfanden.[18] Im selben Jahr entstand auch ein Standort in Freiburg, im Jahr darauf wurde ein eigenes Geschäft in Karlsruhe eröffnet.[19] 2009 begann Läderach nach Asien zu expandieren und etablierte eine Filiale in Südkorea, weitere folgten 2010 und 2011.[20][21]
Die Produktion wurde 2017 in Ennenda erweitert und modernisiert, um der steigenden Nachfrage nachzukommen. Im Jahre 2018 übernahm der älteste Sohn, Johannes Läderach, die Unternehmensleitung von seinem Vater Jürg. Auch Elias Läderach, gelernter Confiseur und Chocolatier, trat in die Geschäftsleitung ein und wurde im selben Jahr zum World Chocolate Master 2018 ernannt.[22][23] Seit Anfang 2021 leitet zudem der dritte Sohn David Läderach das Deutschland-Geschäft des Unternehmens.[24][25] 2019 entstanden die ersten Filialen in Übersee: zwei Filialen in Toronto (Kanada) und eine Filiale in New York City (USA). Im selben Jahr eröffnete Läderach auch die erste Filiale in London (England).[26]
Anfang März 2019 wurde die seit 1990 in Dillenburg-Manderbach ansässige Produktionsstätte mit Verkaufsshop kurzfristig geschlossen; 134 Mitarbeiter verloren ihren Job.[27][28]
Wegen des Umsatzeinbruchs um bis zu 50 Prozent aufgrund der Schliessung der Läden während der COVID-19-Pandemie[29] entliess Läderach im Mai 2020 27 Mitarbeiter ohne Sozialplan. Unter den Entlassenen befanden sich mehrere langjährige Beschäftigte, der älteste von ihnen war 63 Jahre alt.[30]
Läderach eröffnete im November 2020 das «House of Läderach» am Standort Bilten.[31][32][33]
Internationale Expansion und aktuelle Entwicklungen
Im Dezember 2020 eröffnete Läderach an der 5th Avenue in New York den dritten Laden in den USA und die 100. Filiale weltweit.[34][35][36] Im Februar 2021 gab das Unternehmen bekannt, weitere 34 Filialen in den USA zu eröffnen, wofür die Mietverträge für 34 Filialen von Godiva Chocolatier übernommen werden.[37][38] In Neu-Delhi nahm im August 2023 eine Läderach-Filiale den Betrieb auf.[39][40] Im Dezember 2023 wurde in Paris die erste französische Filiale eröffnet, kurz darauf folgte eine Filiale in Malaysia.[41][42]
Im März 2022 beschäftigte Läderach laut im Tages-Anzeiger zitierter Eigenaussagen von Johannes Läderach Menschen aus 50 Nationen und 60 Prozent Frauen in Führungspositionen.[43] Im September 2022 wurde Läderach von einer Hackergruppe mit Ransomware angegriffen. Der Angriff beeinträchtigte kurzzeitig die Logistik, Produktion und Administration.[44]
Im Oktober 2022 gab Läderach bekannt, dass aufgrund positiver Geschäftsentwicklungen eine zweite Schokoladenfabrik in Bilten eröffnet wird.[45]
Unternehmen
Läderach produziert seit der Schliessung des Standorts in Dillenburg ausschliesslich an den Standorten Ennenda und Bilten im Glarnerland in der Schweiz.[46] Ein dritter Standort ist in Planung.[47] Insgesamt beschäftigt Läderach in 20 Ländern rund 2.000 Mitarbeiter aus über 65 Nationen.[48] Die Produkte werden in 180 eigenen Boutiquen verkauft.[49][50]
Produkte
Läderach produziert vor allem Tafelschokoladen, Pralinen und Konfekte, zu den meistverkauften Produkten gehören die Schokoladen Haselnuss-Milch und dunkle Mandel. Zusätzlich gibt es verschiedene Schokoladensnacks, Saison- und Geschenkartikel. Seit 2022 bietet das Unternehmen auch eine vegane Schokoladenlinie mit vier Produkten auf Basis von Cashewdrink an.[38][51]
Schweizerische und Deutsche LGBT-Gruppierungen riefen Anfang 2020 zum Boykott der Läderach-Produkte auf,[53] da sich der ehemalige Patron Jürg Läderach[54] zusammen mit seinem Sohn Johannes viele Jahre im Mitte 2022 aufgelösten Verein Christianity for Today (CFT) engagiert hatten,[55][56] der für seine radikalen Ansichten (Ablehnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, Abtreibungsgegner) stark kritisiert wurde.[57] Ein Bereichsleiter der Firma Läderach war Aktuar,[58] Jürg und Johannes Läderach waren über den Verein Mitorganisatoren bei «Marsch fürs Läbe», einer Demonstration gegen das Recht auf Abtreibung.[59][60] Jürg Läderach hatte sich auch zuvor bereits viele Jahre gegen Homosexualität, die rechtliche Aufwertung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und Pornographie engagiert.[61] Im Rahmen der Proteste wurde ebenfalls bekannt, dass Swiss einen Vertrag über die Zusammenarbeit mit Läderach im November 2019 per April 2020 hatte auslaufen lassen.[62][63][64] Während der Proteste fanden auch Säureanschläge auf und Vandalismus in Filialen von Läderach statt.[60] Johannes Läderach distanzierte sich öffentlich vom «Marsch fürs Läbe»,[59] von homophoben Aussagen und gab an, dass er niemals Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung verletzen möchte oder diskriminieren würde.[65] LGBTQ-Mitarbeiter des Unternehmens hätten die Aufregung nicht verstanden.[60] Im 2022 erwähnte Johannes Läderach, dass eine externe unabhängige Ombudsstelle für Verstösse gegen die Firmenwerte eingerichtet worden sei.[43]
Dok-Film September 2023
Das Schweizer Fernsehen strahlte am 21. September 2023 eine Dokumentation mit dem Titel: „Die evangelikale Welt der Läderachs – Züchtigung im Namen Gottes“ aus.[66] Darin erhoben mehrere ehemalige Schüler und Schülerinnen schwere Vorwürfe gegen Jürg Läderach und die von ihm gegründete Christliche Schule Linth. Zu dieser Zeit war Jürg Läderach Patron, CEO und Verwaltungsratspräsident der Firma Läderach. Auch seine Kinder besuchten diese Schule. In einer eidesstattlichen Erklärung liess Jürg Läderach notariell festhalten, dass er «niemals Schülerinnen oder Schüler geschlagen oder anderweitig misshandelt habe». Jürg Läderach und die damals hauptsächlich Verantwortlichen haben sich in Briefen an die Betroffenen entschuldigt.[67]
Nach Ausstrahlung der Dokumentation reagierte der heutige CEO von Läderach Chocolatier Suisse, Johannes Läderach, und liess die Öffentlichkeit wissen: «Meine Brüder und ich haben mit dafür gesorgt, dass die Vergangenheit schonungslos aufgearbeitet wurde. Wir selbst waren zur fraglichen Zeit Kinder und damals Teil der Gemeinde und sind auch dort zur Schule gegangen. Wir kennen viele Betroffene und verurteilen das, was geschehen ist, auf das Schärfste.»[68][69] In den Läderach-Läden kamen Sicherheitsleute zum Einsatz.[70] Gemäss Aussage des aktuellen CEO Johannes Läderach sollen seine drei Kinder nicht mehr die Christliche Schule Linth in Kaltbrunn SG besuchen, dies ab Ende des Schuljahrs im Sommer 2024.[71] Jürg Läderach klagte wegen Ehrverletzung gegen eine Person, die im Dok-Film gegen ihn aussagte, es gehe ihm nicht um eine Bestrafung, vielmehr wolle er die Vorwürfe von der Staatsanwaltschaft überprüfen lassen.[72]
↑ abChristian Dorer (Interview) und Thomas Meier (Fotos): «Wir stehen zu unseren Werten». 12. März 2022, abgerufen am 3. Dezember 2022 (Schweizer Hochdeutsch).