Kurt Guggenheim stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Auf Drängen des Vaters Hermann Guggenheim erlernte auch er den Kaufmannsberuf, arbeitete in Le Havre in einer Kaffee-Importfirma und übernahm nach dem Tod des Vaters dessen Unternehmen, das ihm in den folgenden Jahren der Weltwirtschaftskrise entglitt und bankrottging.
Er arbeitete dann eine Weile als Werbetexter, Redaktor und Antiquar, bis er sich ganz der Schriftstellerei zuwandte. Als sein Romanerstling Entfesselung erschien, war er 39 Jahre alt. Mit Riedland, einem Roman um die Erdölbohrungen im Riedgebiet am oberen Zürichsee, gelang ihm 1938 der Durchbruch. Nebst seinen Romanen verfasste er auch eine Reihe von Theaterstücken und war (Co-)Autor von Film-Drehbüchern, etwa von Wachtmeister Studer und Wilder Urlaub (nach seinem gleichnamigen Roman).
Prägend für den jungen Guggenheim war die Liebe zu Eva Hug – der späteren Ehefrau seines Schriftstellerkollegen Albert J. Welti –, die er (vermutlich wegen antisemitischer Einstellung der Familie Hug) nicht heiraten durfte. Diese Liebe wurde im Werk mehrfach verarbeitet, etwa in Alles in Allem oder in Die frühen Jahre. 1939 heiratete er die verwitwete Gertrud Schlozer.
Der Vater war überangepasst, verleugnete sein Jüdischsein beinahe. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wanderten viele Juden aus Osteuropa ein und brachten ein ganz anderes Judentum nach Zürich als das der alteingesessenen jüdischen Familien, aus denen Guggenheim stammte. Diese jüdischen Milieus in Zürich werden in seinem Hauptwerk, der Roman-TetralogieAlles in Allem, beschrieben.
Für Guggenheims intellektuelle Entwicklung besonders wichtig war die Beschäftigung mit Leben und Werk Jean-Henri Fabres, durch die erwähnte Biologin Eva Welti-Hug vermittelt. Dabei gelangen ihm ausgezeichnete deutsche Übersetzungen des «Homer der Insekten», die später unter dem Titel Das offenbare Geheimnis veröffentlicht wurden. Mit der romanhaften Annäherung Sandkorn für Sandkorn 1959 setzte er dem grossen französischen Entomologen zudem ein literarisches Denkmal. Seit 1967 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Guggenheim hat sich selbst mehrfach als «Lokalschriftsteller» bezeichnet: Er schreibe für die Leute, unter denen er lebe. Sein Nachlass befindet sich in der Zentralbibliothek Zürich. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Zürcher Friedhof Rehalp.
François Ody: Im Kampf mit den Kannibalen. Aufzeichnungen eines Arztes. Cheval Aile, Genf 1944
Charles-François Landry, Pierre Monnerat: Mit der Rebe durch das Jahr. Propagandazentrale für Erzeugnisse der schweizerischen Landwirtschaft, Zürich 1952
Jean-Henri Fabre: Das offenbare Geheimnis. Aus dem Lebenswerk des Insektenforschers (mit Adolf Portmann). Artemis, Zürich 1961
Werkausgabe
Herausgegeben von Charles Linsmayer im Huber Verlag, Frauenfeld 1989–2014:
Band 1: Die frühen Jahre; Salz des Meeres, Salz der Tränen.ISBN 3-7193-0997-5
Band 8: Gerufen und nicht gerufen, Roman; Nachher, vier Erzählungen. ISBN 978-3-7193-1590-0
Literatur
Alfred Hauswirth: Kurt Guggenheim. Die Romane und autobiographischen Bücher, besonders im Hinblick auf die Entwicklung der Hauptgestalten. Diss. Neuchâtel 1971
Nicole Rosenberger: Guggenheim, Kurt. In: Andreas B. Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02457-2, S. 180f.