Dieser Artikel behandelt den Rheinzufluss Kriegbach im baden-württembergischen Landkreis Karlsruhe. Daneben heißt Kriegbach auch der Oberlauf des Schönsteiner Bachs im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen.
Ausleitung aus dem Kraichbach am Schneidemühlwehr etwa 1,5 km nordwestlich der Ortsmitte von Stettfeld, Gemeinde Ubstadt-Weiher, an den Brücken des Herdwegs 49° 11′ 28″ N, 8° 37′ 53″ O49.1911361111118.631425108
Der Kriegbach entsteht aus einer Teilung des Kraichbachs in Ubstadt-Weiher (Ortsteil Stettfeld) nahe der Gemeindegrenze zu Bad Schönborn (Ortsteil Langenbrücken) auf etwa 108 m ü. NN. Einer Beschreibung der Gewässer im Gebiet von Bruchsal von 1698 zufolge wurde der Kriegbach zum Flößen von Brennholz aus den Wäldern der Lußhardt nach Speyer genutzt. Das Gebiet um den Kriegbach gehörte bis 1803 zum Hochstift Speyer. Zugleich diente der Kriegbach als Entlastung des Kraichbachs bei Hochwasser. Wann die Bachteilung entstand, ist nicht bekannt.[6]
Die Verteilung des Wassers auf die beiden Gewässer war seit Jahrhunderten umstritten. Noch 1993 fiel der Kriegbach trocken; seit dem Wegfall der Wasserrechte einer Mühle am Kraichbach kann dem Kriegbach seit Mitte der 1990er Jahre mehr Wasser zugeleitet werden.[7] Ungeachtet der geänderten Wasserverteilung fiel der Kriegbach im August 2021 trocken, als der Abfluss des Kraichbachs unterhalb des Mittleren Niedrigwassers lag. Der Landesbetrieb Gewässer legte im Kriegbach Kolke an, um die Überlebenschancen von Fischen zu erhöhen; zudem wurden Fische in Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen umgesetzt.[8]
Über seinen gesamten Lauf in ungefähr nordwestlicher Richtung fließend, erreicht der Kriegbach nach weniger als zwei Kilometern die Grenze zum Waldgebiet der Lußhardt, in dem er die nächsten 13 Kilometer verbleibt. Bald unterquert er darin die A 5, in der Folge läuft er knapp innerhalb des Nordostrands der Rodungsinsel von Waghäusel-Kirrlach entlang. Er erreicht erst am südöstlichen Ortsrand von Neulußheim wieder die großflächig offene Flur. Hier unterquert er die B 36. Auf den folgenden drei Kilometern bildet er den Südrand der Siedlungsfläche von erst Neu-, dann Altlußheim gegen die ehemalige Rheinhäuser Rheinschlinge, die heute von Altwässern und Baggerseen geprägt ist, und mündet schließlich, nach etwa 18 Kilometern Länge, auf etwa 93 m ü. NN von Osten in den Rhein.
Von Osten fließt dem Kriegbach bald nach Erreichen der Kirrlacher Rodungsinsel von rechts die Schleußlach zu, wenig nach dieser der ihr zuvor über seinen Lauf von fast sieben Kilometern stets in geringem Abstand westlich folgende Gießgraben, kurz vor Verlassen des Lußhardtes noch von Süden her der Duttlacher Graben, der hier schon länger ist als der gesamte Kriegbach es je wird. Früher wurde der Unterlauf des Kriegbachs als Duttlacher Graben bezeichnet, so dass der Kriegbach ein Zufluss des Duttlacher Grabens war.[9]
Zuflüsse
Hierarchische Liste der Zuflüsse des Kriegbachs, Zuflüsse jeweils unter dem aufnehmenden Gewässer aufgezählt von der Quelle zur Mündung. Flusslängen und Seeflächen bevorzugt aus den Datensätzen der LUBW-FG10, sonst dort oder auf der TK25 abgemessen. Namen bevorzugt nach der TK25. Aus den Quellen geschöpfte Eigennamen oder Lagennamen sind kursiviert, beschreibende Benennungen oder Benennungsanteile bleiben unkursiviert.
Bruchgraben, von links wenige Meter unterhalb des Schneidemühlwehrs, etwa 1,8 km. Entsteht südlich von Stettfeld im Naturschutzgebiet Bruch bei Stettfeld, unterquert den Kraichbach.
Schleußlach, von rechts östlich von Kirrlach im Unteren Schänzel an einer Feldwegbrücke über den Kriegbach, etwa 2,2 km. Entsteht im nordwestlichen Winkel von A 5 und L 555 in der sumpfigen Bullache.
Gießgraben, im Oberlauf Lochwiesengraben, von links kurz nach dem Wiedereintritt in die Untere Lußhardt nach der Kirrlacher Flurinsel, 13,3 km. Entsteht zwischen dem Ubstadter Hardtsee (Kieswerksee) und der Trasse der Baden-Kurpfalz-Bahn dicht am Westknick des Unterfeldgrabens im Wolfwinkel. Im weiteren Verlauf kommt er dem Kriegbach an dessen Waldeintritt sehr nahe und knickt hier längs eines Waldwegs ab, um dann dem Kriegbach in einem Polygonzug mit langen Teilstücken lange links zu folgen.[10]
Duttlacher Graben, von links am nordwestlichsten Hubwald der Unteren Lußhardt, 19,9 km. Entsteht im Norden Bruchsals bei der Kläranlage.
Unterfeldgraben, von rechts, 2,0 km. Entsteht am Abzweig der Kraichtalbahn von der Katzbachbahn bei Ubstadt innerhalb des Hochwasserrückhaltebeckens Silzenwiesen (Zufluss vom Kraichbach, gewöhnlicher Rückhalteraum 990.000 m³).[11]
Speckgraben, von links am Nordrand der Hambrückener Rodungsinsel, 5,6 km. Entsteht am Waldrand beim Baggersee nördlich von Karlsdorf.
(Zufluss aus dem Speckschlag), von rechts neben der L 556, 2,5 km. Entspringt am Waldrand nördlich von Karlsdorf bei der Anschlussstelle der B 35 an die A 5.
Reutbach, von rechts kurz vor Eintritt in die Hambrückener Rodungsinsel, 3,3 km. Entsteht am nördlichen Ortsrand von Forst.
Heugraben, von rechts am Südrand von Kirrlach, 6,3 km. Entsteht in der Oberen Lußhardt zwischen der A 6 im Osten und dem Pirschpfad am Engelwiesen-Richtweg.
Kriegbachpolder
Ein Hochwasser im Mai 1978 war Auslöser für den Bau des Kriegbachpolders⊙49.2148.5796, der links des Kriegbachs und westlich der Bundesautobahn 5 in einem Waldgebiet der Oberen Lußhardt liegt. Der Einlass zum Polder befindet sich am Sandlacher Richtweg; er besteht aus einem Wehr und einer 40 Meter langen Entlastungsscharte. Oberhalb des Einlasses ist der Kriegbach für einen Abfluss von 19, unterhalb für 10 Kubikmeter pro Sekunde ausgebaut.[12] Der Kriegbachpolder wird nach Süden vom Dornschlagrichtweg und nach Westen vom Dreckigen Richtweg begrenzt – zwei Forstwege, die auf Dämmen verlaufen. Durch den Polder verlaufen mit dem Gießgraben und dem Heugraben zwei Zuflüsse des Kriegbachs, die auch der Entleerung des Polders dienen. Zudem kann der Polder über ein Wehr zum Kriegbach am Dreckigen Richtweg entleert werden. Der gewöhnliche Hochwasserrückhalteraum des Polders beträgt 667.000 Kubikmeter.[13]
Literatur
„TK25“: Topographische Karte 1:25.000 Baden-Württemberg Nord
„TK50“: Topographische Karte 1:50.000 Baden-Württemberg Nord
↑Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Etymologie der Gewässernamen und der dazugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen. De Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-11-019039-7, S. 281, 284.
↑Dieter Hassler: Tausend Jahre Mühe und kein Ende: Die Geschichte des Bachbaus in Kraichgau, Hardt und Bruhrain. In: Dieter Hassler (Hrsg.): Wässerwiesen: Geschichte, Technik und Ökologie der bewässerten Wiesen, Bäche und Gräben in Kraichgau, Hardt und Bruhrain. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1995, ISBN 3-929366-20-7, S. 40–61, hier S. 55f.
↑Michael Hassler: Die „Kraichbachaue“: Die Randsenke zwischen Bruchsal und Kislau. In: Dieter Hassler, Wässerwiesen, S. 320–324, hier S. 320.
↑Die Bachputzordnung von 1775 für den rechtsrheinischen Teil des Hochstifts Speyer [mit Kommentaren]. In: Dieter Hassler, Wässerwiesen, S. 396–402, hier S. 399.
↑Mündet laut TK50, nicht aber nach TK25, LUBW-FG10 schon am genannten Knick am Waldrand von links in den Kriegbach. Im weiteren Parallellauf zeichnen die Karten an verschiedenen Stellen verbindende Gräben zwischen diesen beiden Wasserläufen.