Die Stadtgemeinde hat 12.719 Einwohner und liegt auf einer Seehöhe von 645 m am östlichen Rand des Aichfeldes, einer Talweitung des Murtales.
Hauptwirtschaftszweige sind die Industrie und Dienstleistungen. Außerdem besitzt die Eisenbahn große Bedeutung als Arbeitgeber. 1999 war die Stadt Veranstaltungsort der steirischen Landesausstellung zum Thema Verkehr.
Die Stadt ist zudem die Bausubstanz betreffend mit anderen Gemeinden zusammengewachsen, darunter Spielberg (Ortsteile Pausendorf, Maßweg).
Im Zuge der steirischen Gemeindestrukturreform wurde die Gemeinde Apfelberg 2015 mit der Stadt Knittelfeld fusioniert.[4]
Als besondere Herausforderung galt die Tatsache, dass die Stadt kaum mehr über unbebautes Areal verfügt, wodurch Abwanderungen an den Stadtrand einen Bevölkerungsrückgang für die Stadt bedeutete, eine Angelegenheit, welche sich durch die Zusammenlegung mit Apfelberg erledigt hat.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadt im Jahr 1224 als „Chnvteluelde“.[5] In der Nähe von Knittelfeld kam es 1292 zu den letzten Kämpfen des Landsberger Bundes gegen Herzog Albrecht I., die mit einem Sieg des Herzogs endeten. Im Jahr 1302 erhielt Knittelfeld das Stadtprivileg. 1849/50 wurde die politische Gemeinde Knittelfeld errichtet.[6]
Während des Ersten Weltkriegs wurde vor dem damaligen Knittelfeld ein Lager für Kriegsgefangene errichtet, das, autark und isoliert, einer Stadt vor der Stadt gleichkam. 1915 erreichte die Anzahl der Kriegsgefangenen, die vor allem aus dem russischen Kaiserreich kamen, die 30.000er-Grenze und übertraf damit die der Einwohner Knittelfelds um ein Mehrfaches. Nach dem Kriegseintritt Italiens erhielt das Knittelfelder Lager noch eine zweite Funktion, nämlich als Militärspital für Verwundete der Isonzofront. Dieses Spital hatte eine Aufnahmekapazität von über 5000 Personen. Nach Kriegsende wurde die Anlage zur Knittelfelder Neustadt, einem Stadtteil, dem noch bis in die frühen 1960er Jahre ein Negativ-Image anhaftete.[7]
Im Zweiten Weltkrieg verwandelten die Bomber der zweiten alliierten Luftfront am 23. Februar 1945 das Stadtzentrum von Knittelfeld in einen Trümmerhaufen.[8]
Für Schlagzeilen sorgte die Stadt im Jahr 2002, als im Kultur- und Kongresshaus Knittelfelds ein Treffen nicht-regierungsloyaler FPÖ-Delegierter stattfand. Dieser sogenannte „Knittelfelder Putsch“ führte zum vorzeitigen Ende der Bundesregierung Schüssel I.
Bevölkerungsentwicklung
Religion und Konfessionen
Als Eisenbahnerstadt ist Knittelfeld – im Gegensatz zu anderen Regionen Österreichs – traditionell weniger stark katholisch geprägt. Die Stadt verfügt über mehrere katholische Kirchen, darunter die Stadtpfarrkirche, die Kapuzinerkirche, welche 2009 an die Griechisch-Orthodoxe Kirche übergeben wurde, und die Friedhofskirche. Erstere wurde im Zweiten Weltkrieg beinahe restlos zerstört, der Kirchturm allerdings mittlerweile wieder originalgetreu aufgebaut. In der Parkstraße findet sich zudem eine evangelische Kirche. Die Zahl der islamischen Glaubensangehörigen steigt, die Zahl der Personen ohne Bekenntnis hat sich von rund 12 % im Jahr 1991 auf mehr als 20 % zehn Jahre später fast verdoppelt.
Im Zweiten Weltkrieg war Knittelfeld die neben Wiener Neustadt am stärksten zerstörte Stadt Österreichs. Von der historischen Bausubstanz ist kaum etwas erhalten.
Beim Landesblumenschmuckbewerb Flora|19 erhielt Knittelfeld als einer der 7 steirischen Städte eine Gesamtzahl von 5 Floras und zählt damit zu den Gewinnern des Bundeslandes.[10]
Im Keller des Bahnhofes wurde in 40 Jahren eine Modelleisenbahnanlage auf 160 m² mit Landschaftsmotiven der Umgebung von Knittelfeld errichtet.
Veranstaltungen
Zahlreiche kulturelle Veranstaltungen finden im Kultur- und Kongresshaus statt, das auch als Ort für politische Veranstaltungen und Bälle fungiert. Weitere Veranstaltungsorte sind das Forum Rathaus, der Pfarrsaal und das Arbeiterheim. 1999 war Knittelfeld Veranstaltungsort der steirischen Landesausstellung mit dem Thema „Verkehr“, die Landesausstellungshalle wird auch heute noch als Veranstaltungsort verwendet, beispielsweise für das jährlich stattfindende Rock gegen Rechts der Sozialistischen Jugend Knittelfeld.
Wirtschaft und Infrastruktur
In der Mur-Mürz-Furche gelegen, gingen in Knittelfeld mit dem Niedergang der verstaatlichten Industrie viele Arbeitsplätze verloren. So liegt die Arbeitslosigkeit heute noch über dem Österreich-Schnitt, ein reger Pendleraustausch findet vor allem mit dem Bezirk Leoben statt.
Die Stadt liegt am Ostrand des Aichfeldes und ist über die Murtal Schnellstraße S 36 mit der restlichen Obersteiermark und dem Bezirk Murtal verbunden. Weiters besitzt Knittelfeld einen Fernverkehrshalt an der Rudolfsbahn mit zweistündlichen umsteigefreien Verbindungen in Richtung Wien und Villach. Ab 2025 wird diese Verbindung voraussichtlich verloren gehen, da dann Fernzüge zwischen Bruck an der Mur und Klagenfurt über die neu gebaute Koralmbahn geleitet werden.
Knittelfeld liegt auch am Zentralalpenweg, einem österreichischen Weitwanderweg.
Öffentliche Einrichtungen
In Knittelfeld wird einer der Standorte des Landeskrankenhauses Judenburg-Knittelfeld betrieben. In der Stadt befindet sich die medizinische und die neurologische Abteilung des Krankenhausverbundes. Zusätzlich dazu gibt es eine onkologische Station zur Behandlung von Krebspatienten und eine Palliativstation.
Der Rettungsdienst wird, wie im Großteil der Steiermark, vom Roten Kreuz betrieben, welches gemeinsam mit der Rot-Kreuz-Bezirksstelle Judenburg ein Notarzteinsatzfahrzeug betreibt, das rund um die Uhr einsatzbereit im benachbarten Zeltweg stationiert ist. Für die unmittelbare Notfallversorgung der Bevölkerung, für das Einsatzgebiet des alten Bezirkes Knittelfeld, stehen neun Rettungswagen, zwei Behelfskrankentransportwagen und ein Kommandofahrzeug bereit. Davon sind mindestens zwei der Rettungswagen und das Kommandofahrzeug jeden Tag rund um die Uhr besetzt. Die Rot-Kreuz-Bezirksstelle Knittelfeld ist außerdem für die Organisation der Ambulanzdienste, für den im Bezirk befindlichen Red Bull Ring, zuständig. Bei den jährlich stattfindenden Großveranstaltungen der MotoGP und der Formel 1 wird ein Großaufgebot an Fahrzeugen, für die Versorgung der Besucher und für die Ambulanz auf der Rennstrecke, bereitgestellt.
Bildung
Kindergärten:
sechs städtische: Frühlingsgasse, Gemeinsam Hand in Hand Kärntner Straße, Miniwelt Landschacher Gasse, Regenbogen Lindenallee, Jahresringe Parkstraße, Apfelberg Josef-Kurz-Gasse
Heilpädagogischer Kindergarten (auch in der Parkstraße),
privater Kindergarten der Stadtpfarre Knittelfeld (Franz-Leitner-Straße)
Volksschulen: Kärntnervolksschule, Landschachervolksschule, Montessorischule im Aichfeld (Lindenallee)
BG/BRG Knittelfeld: Das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium, das im Schuljahr 2002/03 sein 100-jähriges Bestehen feierte, ist eine der wenigen österreichischen UNESCO-Schulen und an zahlreichen internationalen Aktivitäten beteiligt.
Landesberufsschule Knittelfeld für industrielle Lehrberufe
Seit 1945 wurde die Stadt mit absoluter Mehrheit von der SPÖ regiert, die bis Ende 2014 mit 18 der 31 Gemeinderatsabgeordneten vertreten war. Der zweite Vizebürgermeister stand hingegen aufgrund der Wahlergebnisse traditionell der ÖVP zu. Durch die Gemeinderatswahlen im März 2010 haben sich auch die Mandate der kleineren Parteien verschoben: Die KPÖ hielt vier Sitze, die FPÖ drei und das BZÖ einen Sitz.
Im November 2019 verkündete Bürgermeister Gerald Schmid seinen Rücktritt.[13] In der Gemeinderatssitzung vom 9. Dezember 2019 wurde Harald Bergmann zum Bürgermeister gewählt.[14] Bergmann schlug seinen Vorgänger Gerald Schmid als Ehrenbürger der Stadtgemeinde vor.[15]
E-Government
Die Bewohner von Knittelfeld können mittels Online-Formularen Anträge wie zum Beispiel „Ehebuch – Antrag auf Ausstellung einer Abschrift“, Subventionsansuchen für Sportförderungen oder auch eine Wohnsitzerklärung on-line durchführen.[16]
Wappen
Das Wappen wurde am 30. November 1954 verliehen. In der Verleihungsurkunde hieß es:
„In einem roten Schilde erscheinen freischwebend drei waagrecht übereinander liegende, je dreimal oben und unten nach rechts gestümmelte silberne Knüttel.“
Sprachforscher leiten den Namen der Stadt von einem althochdeutschen Namen ab, der Hnȗtilo lautet und ungefähr „freimütig“ bedeutet. Der Personenname kommt noch im Dänischen vor.
Historiker Otto Schinko führt den Namen auf das althochdeutsche Chnutil zurück, das „Knüppel, Knüttel“ bedeutet und sehr gut zu den Ortsnamen „Aichfeld, Eichberg und slawisch Sirning – Berg der Eichelmast“ passt. Die Gegend war lange Zeit von Eichen bewaldet, deren Anflug man auf Knüppelstärke heranwachsen ließ, um ihn dann abzuholzen. Daraus ergab sich die Bezeichnung „Knittelfeld – Feld, auf dem knütteldicke Bäume stehen“. Die Knüttel waren für vielerlei Dinge weiter zu verwenden und waren damit von wirtschaftlicher Bedeutung.
Das „redende Wappen“ von Knittelfeld zeigt auch drei Knüttel auf rotem Feld. Diese nennen gewissermaßen den Namen der Stadt, die Farbe Rot signalisiert seit dem Mittelalter „Macht, Standhaftigkeit, Organisation und Ordnung“, also das „männliche Prinzip“. Die Legende, die Bevölkerung habe dereinst mit Knüppeln einen Lindwurm erschlagen (daher drei Knüttel und ein blutgetränktes Feld), ist erst entstanden, als man nichts mehr von der oben dargestellten Art der Holznutzung wusste.[17]
Wegen der Gemeindezusammenlegung verlor das Wappen mit 1. Jänner 2015 seine offizielle Gültigkeit. Die Wiederverleihung erfolgte mit Wirkung vom 1. November 2015.[18]
Die neue Blasonierung (Wappenbeschreibung) lautet:
„In rotem Schild drei waagrecht übereinander liegende, je dreimal oben und unten nach rechts gestümmelte silberne Knüttel.“
Städtepartnerschaften und Mitgliedschaften
Knittelfeld pflegt Städtepartnerschaften mit Kameoka (Japan, seit 1964) und Barcs (Ungarn, seit 2005).
Gerhard Ebner (Hrsg.): Als Großvater in den Krieg ziehen musste. Oral-History-Projekt 1993.
Gerhard M. Dienes, Gundi Jungmeier (Hrsg.): Geschlossene Gesellschaft? die Entwicklung der Knittelfelder Neustadt vom Gefangenenlager zur aufstrebenden Wohngegend, Leykam, Graz 2009.
Gerhard M. Dienes: Über die Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet der heutigen Steiermark. Unter besonderer Berücksichtigung des Lagers Knittelfeld. In: Nicole-Melanie Goll, Werner Suppanz (Hrsg.): „Heimatfront“ – Graz und das Kronland Steiermark im Ersten Weltkrieg (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark. Band96). Böhlau, Wien/Köln 2022, ISBN 978-3-205-21591-2, S.317–334.
↑Kundmachung der Steiermärkischen Landesregierung vom 14. November 2013 über die Vereinigung der Stadtgemeinde Knittelfeld und der Gemeinde Apfelberg, beide politischer Bezirk Murtal. Steiermärkisches Landesgesetzblatt vom 2. Dezember 2013. Nr. 144, 34. Stück. ZDB-ID 705127-x. S. 673.
↑Manfred Niemeyer (Hrsg.): Deutsches Ortsnamenbuch. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-018908-7, S.321.
↑Allgemeines Landesgesetz- und Regierungsblatt für das Kronland Steiermark, 21. Stück, 7. Oktober 1850, Nr. 378.
↑Im Jahr 2009 hielt die ARGE Knittelfelder Neustadt, die von der Stadtgemeinde Knittelfeld, der Urania Steiermark, dem damaligen Landesmuseum Joanneum, der Karl-Franzens-Universität und anderen gebildet wurde, eine Ausstellung samt begleitender Vortragsreihe ab, die sich der Entwicklung der Knittelfelder Neustadt vom Gefangenenlager zur aufstrebenden Wohngegend widmete, siehe dazu: Gerhard M. Dienes, Gundi Jungmeier (Hrsg.), Geschlossene Gesellschaft? die Entwicklung der Knittelfelder Neustadt vom Gefangenenlager zur aufstrebenden Wohngegend, Leykam, Graz 2009.