Der Edelherr Otto von Hadmersleben stiftete auf Veranlassung seiner Gemahlin, Jutta von Blankenburg, am 14. März 1259 das Kloster Marienstuhl, damit dort gottgeweihte Jungfrauen nach der Regel des heiligen Bernhard von Clairvaux im Orden von Zisterz dienen sollen. Die erste Äbtissin war Mechthild von Blankenburg, die Schwester der Gräfin Jutta. Die heute noch erhaltenen Gebäude des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Marienstuhl wurden in den Jahren 1696–1734 errichtet;[1]
Mit Einführung der Reformation im Jahre 1547 wurde die Stadt Egeln evangelisch, die Pröpste und ein Teil der Nonnen neigten dem Luthertum zu, das Kloster hielt jedoch am alten Glauben fest. In den Jahren 1577 bis 1730 wurde die Klosterkirche von der evangelischen Altemarkt-Gemeinde mitbenutzt.[2]
Unter der Äbtissin Maria Zeiseler und dem Propst Christoph Jordan wurde in den Jahren 1696–1719 der gesamte Klosterkomplex einschließlich Wirtschaftsgebäuden und Klostermauer neu errichtet. Im Jahre 1730 wurde dann, unter der Äbtissin Katharina Musäus, für die evangelische Gemeinde von Altemarkt eine neue Kirche gebaut (jetzt Katharinenkapelle am Friedhof) und danach wurde auch der Neubau der Klosterkirche begonnen. Hierzu wurde die alte gotische Klosterkirche bis auf die Grundmauern abgetragen, und um ein Drittel vergrößert wieder aufgebaut, so dass sie nach Osten hin aus dem Klausurquadrum herausragte. Der 1732 unter der Äbtissin Katharina Musäus begonnene Bau wurde 1734 unter der Äbtissin Anna Margaretha Müller vollendet. Bis 1738 hatten die Künstler zu tun, um die noch heute erhaltene einzigartige barocke Inneneinrichtung fertigzustellen. Auf der Nonnenempore befindet sich eine gotische Marienstatue (um 1450), die als Gnaden- und Wallfahrtsmadonna für Pilger ihre Bedeutung hat. In der Unterkirche befindet sich ein gotisches Altarkreuz (um 1330), eine spätromanische Sandsteinmadonna (um 1260), eine Pietà (um 1450) und ein Renaissance-Taufstein (1605). Zur Ausstattung gehören Kelche, Monstranzen (u. a. 1728) und Messgewänder aus dem 18.–20. Jahrhundert.
1769 erhielt das Kloster für seine Bereitwilligkeit, dreißig Häuser für aus Frankreich vertriebene Hugenotten zu erbauen, vom König Friedrich II. endgültig die Erlaubnis der freien Propstwahl und der katholischen Seelsorgetätigkeit für die Stadt Egeln und Umgebung.
Die Klosterkirche blieb als St.-Marien-Kirche der katholischen Gemeinde erhalten und wurde in den Jahren 1961–1989 und 2002 umfassend restauriert und ist ein Anziehungspunkt für Gottesdienstbesucher und Kunstkenner.
Seit Juli 2005 ist die Klosterkirche Stationskirche des St.-Jakobus-Pilgerweges durch Sachsen-Anhalt.[3] Die alte Orgel wurde durch den Orgelbauer Ernst Röver 1892 zum Teil erneuert und hat 28 klingende Register mit 1783 Pfeifen und gehört mit zu den ältesten Orgeln im Bistum Magdeburg.
Das Klostergelände mit Propstei, Klausurgebäude, Stallanlagen und Freiflächen (insgesamt 40.000 m²) befindet sich in privatem Besitz.
Pfarrei und Dekanat
Die dem Kloster Marienstuhl inkorporierte katholische Pfarrei blieb auch nach der im Zuge der Säkularisation erfolgten Auflösung des Klosters im frühen 19. Jahrhundert weiter bestehen.
Zeitweise gehörten Calbe später zum Dekanat Magdeburg und Hamersleben zum Dekanat Halberstadt. 1924 wurde das Dekanat Oschersleben errichtet, in das einige Pfarreien aus dem Dekanat Egeln ausgegliedert wurden. 1953 folgte die Errichtung des Dekanats Bernburg, an welches das Dekanat Egeln ebenfalls einige Pfarreien abgab. Aufgrund der geringer werdenden Katholikenzahl wurden am 1. September 1996 die Dekanate Bernburg und Oschersleben wieder aufgelöst und deren Pfarreien in das Dekanat Egeln eingegliedert.
Am 15. Dezember 2007 wurde vom Bistum Magdeburg der Gemeindeverbund Staßfurt – Egeln – Wolmirsleben – Hecklingen – Westeregeln errichtet, der die Pfarrei St. Marien in Egeln sowie die Pfarreien St. Marien in Staßfurt und St. Johannes Baptist in Wolmirsleben sowie die PfarrvikarienHerz Jesu in Hecklingen und St. Mechthild in Westeregeln umfasste.[5] Damals gehörten zur Pfarrei Egeln rund 500 Katholiken. Am 2. Mai 2010 entstand aus diesem Gemeindeverbund die heutige Pfarrei St. Marien, Staßfurt-Egeln.[6]
Mathias Köhler: Egeln, Salzlandkreis. Ehem. Zisterzienserinnenkloster Sedes sanctae Mariae (Marienstuhl). In: Ders. Bördebarock. Katholische Klosterkunst zwischenHarz und Elbe. Herausgegeben vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. Treffpunkt Denkmal 2, 2012, S. 19–31.