Klaus Mylius, Sohn eines Berufsoffiziers und einer Sekretärin bzw. Hausfrau, besuchte nach der Volksschule das Prinz-Heinrichs-Gymnasium in Berlin-Schöneberg und ab 1943 das Potsdamer Viktoria-Gymnasium.[1] Als Kind erlebte er die Bombenangriffe der Alliierten auf Berlin, durch die seine Familie dreimal ihre Wohnung verlor.[2] Im Kriegsjahr 1945 wurde der Jugendliche nach Siegersleben (Magdeburger Börde) evakuiert. Danach war er bis 1948 als Landarbeiter und Zeitungsträger tätig. Von 1946 bis 1948 absolvierte er eine kaufmännische Lehre im Warenvertrieb Siegersleben. Von 1948 bis 1952 arbeitete er für verschiedene Dienststellen der SED, FDJ und DSF. Anschließend leitete Mylius bis 1953 in Halle (Saale) die Zentralschule für Filmvorführer des Staatlichen Komitees für Filmwesen. Von 1953 bis 1955 war er als Dozent an der Volkshochschule der Stadt Halle tätig.
1954 konnte Klaus Mylius eine Sonderreifeprüfung an der damaligen Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ablegen. Anschließend studierte er an der Hallenser Universität von 1954 bis 1958 Geographie (Abschluss als Diplom-Geograph) und von 1957 bis 1961 Indologie (Abschluss als Diplom-Indologe). Von 1958 bis 1964 arbeitete er als wissenschaftlicher Oberassistent am Geographischen Institut der MLU Halle-Wittenberg. Hier wurde Mylius 1962 zum Dr. rer. nat. in Geographie mit der Dissertation zum Thema Ökonomische Geographie Pakistanspromoviert (Gutachter waren der Geograph Rudolf Käubler und der Indologe Karl Ammer). 1964 folgte seine zweite Promotion zum Dr. phil. in Indologie zum Thema Die gesellschaftlichen Zustände Indiens nach dem Śatapatha-Brāhmana (Gutachter: Karl Ammer und Walter Markov).
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Mylius Anfang 1991 für dienstunfähig erklärt und das sächsische Wissenschaftsministerium berief ihn von seiner Stelle an der Universität Leipzig ab. Stattdessen übernahm er von 1991 bis 1994 einen Lehrauftrag am Institut für Religionswissenschaft der Universität Bayreuth. Von 1996 bis 2022 war er Lehrbeauftragter für alt- und mittelindische Sprachen am Institut für Vergleichende Sprachwissenschaft[1] bzw. für indoarische Sprachen am Institut für Empirische Sprachwissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.[4]
Klaus Mylius gilt als international anerkannter Indologe, der sein spezielles Fachgebiet Sanskrit und Indische Altertumskunde vertritt.[5] Bis ins hohe Alter veröffentlichte er hierzu neue Buchprojekte.[6]
In erster Ehe war er mit Karin Mylius verheiratet, die 1986 verstorben ist. Aus dieser Ehe stammen ein Sohn und eine Tochter. Mylius ist seit 1989 erneut verheiratet. Er lebt in Gottenheim bei Freiburg i. B.[7]
Klaus Mylius hat mehr als 25 eigene Buchpublikationen vorgelegt und ist weiterhin an nahezu 50 Büchern beteiligt, die jeweils mehrere, teilweise bis zu 5 Auflagen erreichten. Hinzu kommen etwa 450 wissenschaftliche Artikel und Rezensionen.
Śaurasenī – Grammatik und Glossar. Harrassowitz, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-447-11130-0.
Literatur
Lars Göhler (Hrsg.): Indische Kultur im Kontext – Rituale, Texte und Ideen aus Indien und der Welt. Festschrift für Klaus Mylius zum 75. Geburtstag. Harrassowitz, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-447-05207-8.
↑Pressemitteilung der DIG zur Jahreshauptversammlung in Baden-Baden vom November 2000. In: Mitteilungsblatt der Deutsch-Indischen Gesellschaft, 3/2000.