Mai studierte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Germanistik, Geschichte und Philosophie. Bei Rüdiger Bernhardt schrieb er seine Doktorarbeit über Heiner Müller.[1] Im Jahre 1990 wurde er zum Dr. phil.promoviert. Im Anschluss daran arbeitete er als Regieassistent und Dramaturg an verschiedenen Theatern.[2] Bereits während seines Studiums verfasste Mai Texte (Radio-Features). Unter dem Pseudonym „Nicholas Lessing“ startete er eine Kriminalroman-Reihe um Kardinal Prospero Lambertini, die von Publikum und Literaturkritik mit viel Lob bedacht wurde; weitere historische Romane verfasste er unter dem Pseudonym Sebastian Fleming.[2]
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Seine Sachbücher befassen sich hauptsächlich mit religiösen und gesellschaftspolitischen Fragen. Martin Luther betrachtet Mai als Beginn des modernen Deutschlands und der Moderne Europas, einer Epoche, die sich heute ihrem Ende zuneigen könne.[3] In seinem 2016 erschienenen Buch Gehört Luther zu Deutschland? möchte Mai ihn weniger als Theologen denn als „Gesellschaftstheoretiker und -praktiker“ zeichnen,[4] der den Menschen durch seine Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen, die Mai als „Gründungsmanifest des modernen Europas“ bezeichnet,[5] die Vollmacht zugesprochen und den Weg gewiesen habe, ihr Land selbst zu steuern und zu gestalten.[6] Mai sieht Luther als „einflussreichsten Sozialreformer aller Zeiten“[4] und hebt seinen Mut hervor, tatkräftig eine freiheitliche Alternative angestoßen und umgesetzt zu haben. In diesem Sinne möchte er die Luther-Dekade bis 2017 als Gelegenheit verstanden wissen, damit Menschen „wieder erfahren, dass sie die wahren Herrscher und Könige sind“, um mit Luther den „Popanz der Alternativlosigkeit, die Monstranz einer sich selbst vergottenden Herrschaft“ als Gotteslästerung zu entlarven und ihre Geschicke selbst in die Hand zu nehmen, indem sie „Christus als Alternative“ ergreifen.[6] In diesem Sinne parallelisiert er die von Luther beseitigte spätmittelalterliche Deutungshoheit der Papstkirche mit dem Einfluss der EU, in der Europa „täglich mehr von seiner Geschichtsfähigkeit und Identität“ einbüße.[3] Kirchenvertreter, Fachtheologen und etablierte Parteien beschuldigt er, Luther „eher als Objekt der Kritik, als Antisemit, als Bauernschlächter, als abergläubiger Mensch“ zu betrachten, sich gar für Luther zu schämen und an seine Stelle einen „zumutungsfreien Wohlfühlprotestantismus“ zu setzen.[7]
Klaus-Rüdiger Mai wurde vom Verein Lernen für die Deutsche und Europäische Zukunft e. V. mit dem vereinseigenen „Deutschen Schulbuchpreis 2019“ ausgezeichnet.[14]
Werke
Belletristik
Als „Nicholas Lessing“
Sein Blut komme über uns. Historischer Thriller. Heyne, München 2008, ISBN 978-3-453-40587-5.
Angela Merkel. Zwischen Legende und Wirklichkeit, Europa Verlag, München 2024, ISBN 978-3-95890-637-2.
Essays
Martin Luthers Ablassthesen als wirkungsvollstes Paradoxon der Geschichte. In: Martin Luther: „Aus Liebe zur Wahrheit …“ Die 95 Thesen. Faksimile der Originalausgabe (Basel 1517) und Übersetzung ins Deutsche, mit Beiträgen von Reinhard Feldmann und Klaus-Rüdiger Mai, herausgegeben von Thomas A. Seidel im Auftrag der Internationalen Martin Luther Stiftung. Westhafen Verlag, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-942836-13-5, S. 33–55.