Kim wurde in seiner Jugend von seinem Vater misshandelt. Mit neun Jahren zog seine Familie nach Seoul. Er musste früh die Schule abbrechen. Nach Gelegenheitsjobs ab einem Alter von 17 Jahren und einem fünfjährigen Wehrdienst bei der Marine ab 20 arbeitete er an einem Priesterseminar mit Sehbehinderten. In dieser Zeit nahm er ein Kindheitshobby, das Malen, wieder auf, beschloss 1990, Maler zu werden, und studierte Kunst in Paris. Er begann 1992 zu schreiben und gewann ein Drehbuchstipendium.
Seit 1996 hat Kim als Regisseur 14 Filme gedreht, in weitgehend pessimistisch-lakonischem Ton gehalten, voller archaischer Gewaltausbrüche seiner oft kommunikativ gestörten Protagonisten. In Südkorea haftet ihm vor allem seit Bad Guy ein frauenfeindliches Image an; er hielt dies für ein Missverständnis.
2012 erhielt Kim für seinen Film Pieta seine vierte Einladung in den Wettbewerb der 69. Filmfestspiele von Venedig und mit dem Goldenen Löwen den Hauptpreis des Festivals. Der Film stellt einen jungen und brutalen Geldeintreiber aus Seoul (dargestellt von Lee Jung-jin) in den Mittelpunkt, der auf eine ältere Frau (Cho Min-soo) trifft, die behauptet, seine Mutter zu sein.[5]Pieta, nach der gleichnamigen Darstellung Marias mit dem Leichnam Jesu Christi benannt, wurde am Cheonggyecheon gedreht, der früher ein Wahrzeichen des industriellen Aufschwungs Südkoreas war.[6]
Auch 2013 sorgte Kim Ki-duk für Kontroversen. Sein Film Moebius erhielt in Südkorea nur die höchste Altersfreigabe. Damit wird er außerhalb von Filmfestivals in seinem Heimatland nicht zur Aufführung kommen. Moebius thematisiert den Inzest von Vater und Sohn.[7]
Kim Ki-duk starb im Dezember 2020, wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag, in einem Krankenhaus im lettischen Riga infolge einer SARS-CoV-2-Infektion.[9] Im Jahr 2022 wurde sein letzter Spielfilm Call of God ins offizielle Programm der 79. Filmfestspiele von Venedig aufgenommen.[10]
2003: C.I.C.A.E.-Preis, Don-Quixote-Preis, Netpac Award und Preis der Jugendjury des Filmfestivals von Locarno für Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling
2004: FIPRESCI-Preis, Little Golden Lion, SIGNIS Award – Lobende Erwähnung und Special Director’s Award der Filmfestspiele von Venedig, Leoncino d’Oro Agiscuola, Premio P. Nazareno Taddei und Mouse d’Oro für Pieta
2005: Cóndor de Plata der Asociación de Críticos Cinematográficos de Argentina für Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling (Bester ausländischer Film in nicht-spanischer Sprache)
„Ich sehe etwas, das ich nicht verstehe, und mache einen Film darüber, um es zu begreifen.“ (WDR)
„Mein Vater ist ein Korea-Kriegsveteran“, sagt Kim. „Ich wurde sehr militärisch aufgezogen. Schläge gehörten zur Tagesordnung. Ich spüre den Schmerz nicht mehr.“[11]
„Erst war Korea von den Japanern besetzt. Dann kamen der Korea-Krieg und die amerikanische Besatzung. Natürlich hinterlassen diese Militärmächte Spuren. Aber sie bleiben abstrakt, man kann die Unterdrückung, die man erlitten hat, nicht wirklich greifen und richtet die Aggression gegen sich selbst. Korea ist eine gebrochene Nation.“[11]
„Die Gewalt in meinen Filmen hat nichts Provozierendes“, sagt Kim Ki-Duk. „Es geht mir dabei um eine Art von Magie. Um die Beziehung zwischen zwei Menschen, um die Magie der Liebe oder der Zuneigung, die allein in der Gewalt ihr adäquates Ausdrucksmittel findet.“[11]
Hye-seung Chung: Kim Ki-duk. Contemporary Directors, Illinois 2012, ISBN 978-0-252-07841-5
Jeong Seong-Il (Hg.): Kim Ki-Duk. Barbar oder Sündenbock? Aus dem Koreanischen von Kim Hyuk-Sook und Manfred Selzer, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-941310-35-3
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Koreanischen. Kim ist hier somit der Familienname, Ki-duk ist der Vorname.