Kikolo

Kikolo
Kikolo (Angola)
Kikolo (Angola)
Kikolo
Koordinaten 8° 47′ S, 13° 23′ OKoordinaten: 8° 47′ S, 13° 23′ O
Basisdaten
Staat Angola
Provinz Luanda
Município Cacuaco, Cazenga
Comuna Kikolo
Einwohner 500.000 (2019)

Kikolo ist eine Gemeinde am Rande von Luanda in Angola. Sie besteht aus mehreren großen Armenvierteln (Musseques) und zählt rund 500.000 Einwohner. Der Ort wird von der asphaltierten Hauptstraße N'Gola Kiluanje durchzogen, die anderen städtischen Verkehrswege sind kleine unbefestigte Straßen, deren Oberfläche sich bei Durchnässung in Schlamm verwandelt.[1]

Verwaltung

Kikolo gehörte vollständig zum Município Cacuaco, eine Bastion der Oppositionspartei UNITA, wurde jedoch vor den Wahlen 2017 aus wahltaktischen Gründen zwischen diesem und dem Nachbarkreis Cazenga aufgeteilt, wo die Regierungspartei MPLA regiert, um so die UNITA zu schwächen.[2] Die Gemeinde ist in 16 Bairros unterteilt: Augusto Ngangula, Bandeira, Boa Esperança Central, Boa Esperança III, Candua, Cardoso, Cemitério, Combustíveis, Campão, Comandante Buala, Kawelele, Kikolo Sede, Mulenvos, Ndala Muleba, Pedreira und Paraíso.

Wirtschaft

In Kikolo befindet sich die Weizenmühle Moagem do Kikolo. Sie wurde von dem portugiesisch-angolanischen Unternehmer Rui Costa Reis im Jahr 1992 nach 25 Jahren Stilllegung wiedereröffnet und Ende 2017 zur zweitgrößten Weizenmühle Angolas mit einer Tagesproduktion von 1150 Tonnen Mehl ausgebaut.[3]

Die Glasfabrik von Kikolo, Fábrica de Vidros do Kikolo, wurde im Oktober 2009 eröffnet. Sie ist die einzige Fabrik in Angola und eine der wenigen in Afrika, die gehärtetes Glas herstellt.[4][5]

Eine weitere Fabrik produziert Bleche, u. a. für Dächer und Wände, mit einem täglichen Volumen von 45 Tonnen.[6]

Am bekanntesten ist Kikolo für seinen großflächigen Markt auf festgestampfter Erde, mit einer Länge von 2,75 km. Der Mercado do Kikolo ist mit rund 7000 Verkäufern einer der größten der Hauptstadt.[7] Es werden vorwiegend Lebensmittel angeboten, er beherbergt aber auch den größten Haarmarkt von Angola. In mehr als einhundert Baracken werden importierte Haare aus Indien und China sowie Kunsthaar, das hier „brasilianisches Haar“ genannt wird, verkauft.[8]

Bildung

Es fehlen ausreichend Primar- und Sekundarschulen sowie Lehrer. Diese werden schlecht bezahlt und es kommt vor, dass sie wochen- oder monatelang dem Unterricht fernbleiben. Die Schüler werden dann nur von einem „Erklärer“ (explicador) ohne Lehrerausbildung unterrichtet. Viele Klassenzimmer sind improvisiert. Es gibt nicht genügend Schulbänke, sodass sich die Schüler ihre Stühle selbst mitbringen müssen.[9] Es fehlen außerdem Schulbücher, obwohl sie an den staatlichen Schulen kostenlos verteilt werden sollen. Die Regierung gibt pro Schuljahr 140 Millionen US-Dollar für die Herstellung von 40 Millionen Schulbücher aus. Diese werden aber in Kikolo zu einem großen Teil von korrupten Angestellten der Schulen zu Anfang des Schuljahrs illegal an Markthändler veräußert, die sie für Geld weiterverkaufen. Die Bücher werden nachts auf dem Markt von Kikolo angeliefert, um nicht die Aufmerksamkeit der Behörden zu erwecken.[10]

Öffentliche Sicherheit

Ein großes Problem für die Einwohner der verschiedenen Viertel stellt die hohe Kriminalitätsrate dar. Beispielsweise in Vierteln wie Paraíso oder Balumuka finden mehrmals täglich Raubüberfälle und Diebstähle statt. Dabei werden meist Feuer- und Stichwaffen eingesetzt, die auch Todesopfer verursachen. Die Überfälle werden vorwiegend in den Morgenstunden und während der Nacht verübt. Hauptziele sind Schüler und Arbeitnehmer, die auf dem Weg von oder zu ihren Arbeitsplätzen sind. Die Kriminalität ist vor allem deshalb so hoch, weil es fast keine Polizeipatrouillen gibt.[11] Weitere häufige Opfer von Überfällen sind Motorrad-Taxifahrer.[12] Auch die Verkäufer des Marktes von Kikolo, besonders in der „Panga-Panga“ Zone, sind häufig Opfer von Überfällen in den frühen Abendstunden.[13] Die Sicherheitslage ist in der Gemeinde so gefährlich, dass beispielsweise die US-Botschaft ihrem Personal zu jeder Zeit verbietet, dort auf der Straße zu laufen.[14]

Einzelnachweise

  1. Lusofinias – Do Kikolo a Cabinda agencia.ecclesia.pt, 10. Juni 2019, abgerufen am 1. September 2019
  2. O campo da morte makaangola.org (PDF; 3,7 MB) S. 6–7, abgerufen am 1. September 2019
  3. Moagem do Kikolo retoma produção (Memento des Originals vom 22. Juli 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/jornaldeangola.sapo.ao jornaldeangola.sapo.ao, 17. November 2017, abgerufen am 1. September 2019
  4. Fábrica de Vidros do Kikolo socinger.co.ao, abgerufen am 1. September 2019
  5. Fábrica de vidro Kikolo reduz dependência das importações angop.ao, 5. Oktober 2019, abgerufen am 1. September 2019
  6. Fábrica de Kikolo olympic-grupo.com, abgerufen am 1. September 2019
  7. Angola: Baixa de preço no "Kikolo" devolve poder de compra angop.ao, 13. Dezember 2016, abgerufen am 1. September 2019
  8. Mercado do Kikolo, a “meca” da venda de apliques de cabelo redeangola.info, 13. März 2015, abgerufen am 1. September 2019
  9. A pobreza urbana em Luanda, Angola CMI Report (PDF) S. 18–19, April 2018, abgerufen am 5. September 2019
  10. Livros gratuitos à venda no mercado informal redeangola.info, 5. März 2015, abgerufen am 5. September 2019
  11. Polícia desencadeia acções para tranqüilidade em Cacuaco (Memento des Originals vom 1. September 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/m.portalangop.co.ao m.portalangop.co.ao, 24. Juli 2019, abgerufen am 1. September 2019
  12. Devido aos assaltos constantes, Moto-taxi considerada actividade de alto risco cartadeangola.info, 5. Dezember 2017, abgerufen am 1. September 2019
  13. Polícia sem meios para travar onda de assaltos no Kikolo portaldeangola.com, 4. Oktober 2017, abgerufen am 1. September 2019
  14. Security Message for U.S. Citizens ao.usembassy.gov, 10. September 2018, abgerufen am 27. September 2019