Seit den 1980er Jahren unterstützte er das Erzbistum Washington bei der Betreuung spanischsprechender Priester. Zwischen 1981 und 1984 verließ er seine Ordensgemeinschaft „wegen Meinungsverschiedenheiten“ und wurde anschließend als Diözesanpriester in das Erzbistum Washington inkardiniert.[1][3][4] Dort war er als Pfarrer an St. Peter in Olney, St. Bartholomew in Bethesda sowie St. Thomas the Apostle in Washington, D.C., tätig. 1986 wurde er von James Kardinal Hickey als Nachfolger von Seán Patrick O’MalleyOFMCap zum Direktor des spanischen katholischen Zentrums in Washington ernannt,[1] einer Einrichtung des Erzbistums für die Betreuung der hispanischen Gemeinde und die Unterstützung von Einwanderern in Fragen der Rechtshilfe, Bildung, Beschäftigung und medizinischen Versorgung. 1987 bis 1988 war Farrell Direktor des diözesanen Caritasverbands (Catholic Charities); von 1989 bis 2001 war er Finanzsekretär des Erzbistums Washington. 1995 ernannte ihn PapstJohannes Paul II. zum Päpstlichen Ehrenprälaten. Nach einer Tätigkeit als Pfarrer im Nordwesten Washingtons wurde er 2001 von dem kurz zuvor eingeführten Erzbischof Theodore Edgar McCarrick zum Generalvikar und Moderator der Kurie für das Erzbistum ernannt.
Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 28. Dezember 2001 zum Titularbischof von Rusuccuru und zum Weihbischof im Erzbistum Washington.[5] Die Bischofsweihe am 11. Februar 2002 spendete ihm der Erzbischof von Washington, Theodore Edgar Kardinal McCarrick; Mitkonsekratoren waren James Aloysius Kardinal Hickey, Alterzbischof von Washington, und Leonard James OlivierSVD, Weihbischof in Washington. Sein bischöflicher Wahlspruch lautet State in Fide („Bleibt im Glauben“, Kol 1,23 EU).
Ab November 2002 bis zu seiner Amtsantritt als Bischof von Dallas im Mai 2007 wohnte Farrell als Weihbischof mit weiteren Klerikern in einem Apartmenthaus in Washington, in dem sich die erzbischöfliche Residenz befindet. Dort lebte er in enger Nachbarschaft mit Kardinal McCarrick, der das Erzbistum von 2001 bis 2006 leitete. Von dem früheren sexuellen Fehlverhalten McCarricks, dessen Bekanntwerden 2018 zu seinem Ausschluss aus dem Kardinalskollegium und 2019 zu seiner Entlassung aus dem Klerikerstand führte, will Farrell dort nichts erfahren und auch kein unangemessenes Verhalten seines Vorgesetzten bemerkt haben.[6]
Farrell war Mitglied des Direktoriums des katholischen Einwandererhilfswerks CLINIC (Catholic Legal Immigration Network) sowie Mitglied mehrerer Ausschüsse der Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten (Consecrated Life; Migration and Hispanic Affairs). Anfang 2016 sprach er sich anlässlich der Erlaubnis zum offenen Führen von Schusswaffen in Texas grundsätzlich für eine Verschärfung der US-amerikanischen Waffengesetzgebung aus und verbot das Tragen von Waffen ausdrücklich in allen öffentlichen Räumen, in denen das Bistum das Hausrecht ausübt.[8]
Papst Franziskus ernannte ihn am 15. August 2016 zum Präfekten des zum 1. September desselben Jahres errichteten Dikasteriums für Laien, Familie und Leben.[4][9] Im feierlichen Konsistorium vom 19. November 2016 nahm ihn Papst Franziskus als Kardinaldiakon mit der TiteldiakonieSan Giuliano Martire[10] in das Kardinalskollegium auf. Farrells Berufung an den Vatikan und seine Kardinalskreierung wurden von Beobachtern als Teil des Bemühens von Papst Franziskus im Kontext seiner geplanten Kurienreform begriffen, durch Berufung neuer Mitarbeiter eine personelle Neuausrichtung der Römischen Kurie zu erreichen. Farrell, der vor 2016 nicht an der Kurie tätig und in die bestehenden Seilschaften und Loyalitäten im Vatikan nicht eingebunden war, verfügt über breite pastorale Erfahrungen, gilt als moderat und wird als Unterstützer der theologischen Linie des Papstes wahrgenommen.[3][4]
Am 14. Februar 2019 ernannte der Papst Kevin Farrell zum Camerlengo, das heißt zum Kardinalkämmerer der Heiligen Römischen Kirche.[12] Damit käme Kardinal Farrell im Fall einer Sedisvakanz, d. h. bei Tod oder Amtsverzicht des Papstes, die Aufgabe zu, bis zur Wahl eines neuen Papstes die kirchlichen Amtsgeschäfte zu führen. Die Ernennung stieß wegen Farrells freundschaftlicher Verbindung zu dem Missbrauchstäter Theodore McCarrick, dessen letztinstanzliche Verurteilung praktisch zeitgleich mitgeteilt wurde, und angesichts des vom Papst im Februar 2019 einberufenen Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan auch auf kritische Reaktionen.[13]
Nach Bekanntwerden der Ergebnisse der kirchlichen Ermittlungen gegen den 2018 zurückgetretenen irischamerikanischen Bischof Michael J. Bransfield wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten ließ Kevin Farrell Anfang Juni 2019 über die Pressestelle des Vatikans mitteilen, er werde rund 29.000 US-Dollar an das Bistum West Virginia zurückzahlen, die ihm von Bransfield für die Renovierung seiner Wohnung in Rom geschenkt worden waren und deren Herkunft aus Bistumsmitteln ihm nicht bekannt gewesen sei.[14]
Am 7. Juni 2022 ernannte ihn Papst Franziskus zum ersten Präsidenten des mit gleichem Datum errichteten Investitionskomitees des Heiligen Stuhls.[18] Am 25. April 2023 ernannte ihn der Papst zudem zum Mitglied der Sektion des Dikasteriums für die Evangelisierung für die grundlegenden Fragen der Evangelisierung in der Welt.[19]
Biografische Notiz zu Kardinal Farrell In: Presseamt des Heiligen Stuhls: Documentation – The College of Cardinals, abgerufen am 6. März 2023 (englisch)