Nach ihrer Schulzeit studierte Ali Deeb an der Universität DamaskusBildende Kunst bis zu ihrem Abschluss 2012.[1] Nachdem sie sich im Kontext des Arabischen Frühlings in Syrien an Protestaktionen gegen die Menschenrechtsverletzungen der syrischen Regierung beteiligt hatte, wurde Ali Deeb viermal verhaftet und floh schließlich 2014 nach Deutschland.[2][3]
Im Januar 2014 war Ali Deeb zusammen mit drei weiteren Syrerinnen von UN Women zu einer Konferenz in Genf eingeladen. Als Sprecherin der Syrian Women’s Initiative for Peace and Democracy forderte sie im Vorfeld einer internationalen Friedenskonferenz der Vereinten Nationen für Syrien, syrische Frauen in Friedensgespräche einzubeziehen und die Gleichstellung von Frauen und Männern in einer künftigen Regierung Syriens festzuschreiben. Darüber hinaus forderte die Delegation, dass die syrischen Behörden wie auch die Opposition den ungehinderten Fluss humanitärer und medizinischer Hilfe in alle Gebiete unter Aufsicht einer unabhängigen internationalen Kommission ermöglichen sollten.[4][5]
Im Jahr nach ihrer Ankunft in Deutschland erschienen Interviews mit ihr sowie anderen Flüchtlingen in der Zeit online.[6][7] 2016 veröffentlichte sie als Gastautorin für die Serie „8 nach 10“ einen Artikel in derselben Zeitung, in dem sie Vorurteile gegenüber Flüchtlingen und deren schwierige lebensgeschichtliche Ausgangssituation für eine Integration beschrieb.[8] Darüber hinaus veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung 2016 ein Interview mit ihr, der Schriftstellerin Antje Rávic Strubel und Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier über Fragen zur Zukunft Syriens und die Rolle von Schriftstellern bei der Gestaltung der öffentlichen Meinung über Migranten.[9]
Für die Tageszeitung schrieb Ali Deeb von 2016 bis 2019 eine ständige Kolumne über negative Stereotype gegenüber Schutz suchenden Migranten sowie ihre eigenen Schwierigkeiten bei der Integration, Wohnungssuche und beim Erlernen der deutschen Sprache.[10] Von 2016 bis 2021 arbeitete sie weiterhin als Redakteurin für Arabisch für das Handbook Germany der Organisation Neue deutsche Medienmacher*innen, einer mehrsprachigen Informationsplattform für Migranten.[11] Die von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderte online Plattform „We Refugees“ veröffentlichte außerdem Ali Deebs Beschreibungen ihrer Flucht aus Syrien, vom Verlust ihrer Heimat[12] sowie ihre ernüchternden Erfahrungen in einer Flüchtlingsunterkunft.[13]
Im Rahmen des preisgekrönten Projekts „Multaka – Geflüchtete als Guides in Berliner Museen“[14] führen Ali Deeb sowie andere syrische und irakische Migranten seit 2015 Rundgänge auf Arabisch im Vorderasiatischen Museum und anderen Berliner Museen durch, wo auch die Funde deutscher Archäologen in den heutigen Ländern Syrien, Irak und der Türkei ausgestellt sind.[15] Darunter befindet sich eine Statue der syro-phönizischen Gottheit Hadad, die für Ali Deeb ein Beispiel für die Ursprünge der Religionen ihres Heimatlandes in alten Mythen darstellt.[16]
In einer gemeinsamen Ausstellung mit den syrischen Künstlern Darin Ahmad, Fouad El-Auwad, Akram Hamza und Adnan Sharbaji stellte Ali Deeb 2016 ihre Gemälde und Grafiken im Institut français in Bonn aus. Ihre wenigen verbliebenen Werke aus ihrer Zeit in Syrien, darunter das Bild eines leeren Stuhls, stellen ihre künstlerische Vision von syrischen Opfern und Flüchtlingen dar.[17]
Bereits in Syrien schrieb Ali Deeb Geschichten und Artikel für die Kinderzeitschrift „Osama“, die vom Ministerium für Kultur herausgegeben wurde. Außerdem war sie Chefredakteurin des syrischen Kindermagazins „Rainbow“, das von Save the Children finanziert wurde. In Deutschland führt sie als freiberufliche Schriftstellerin, Künstlerin und Moderatorin Kunst- und Schreibworkshops für geflüchtete Frauen und Kinder durch.[18] Weiterhin war sie Autorin für das Begleitmaterial zu dem mehrsprachigen Kinderbuch Wir Kinder aus dem FlüchtlingsHeim.[19]
Außer ihren eigenen Büchern für arabische Kinder hat Ali Deeb mehrere deutsche Kinderbücher auf Arabisch übersetzt.[20] Diese wurden durch ein Projekt zur Übersetzung internationaler Literatur des Abu Dhabi Arabic Language Centre in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) verlegt.[21]
↑Flüchtlingsblog: #AskRefugees. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 5. Mai 2024]).
↑Caspar Shaller, Elisabeth von Thadden: Flüchtlinge: "Deutschland wird amerikanischer". In: Die Zeit. 8. Oktober 2015, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 5. Mai 2024]).
↑Kefah Ali Deeb: Flüchtlinge: Wer Hilfe will, muss sauber sein. In: Die Zeit. 20. Juni 2016, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 5. Mai 2024]).
↑Verein zur Förderung der Bildung – VFB Salzwedel e. V. (Hrsg.): (DIS)KONTINUITÄTEN - Dokumentation der Schreibwerkstätten „Erfahrungen mit Migration“. Salzwedel, S.6–11 (vfb-saw.de [PDF]).
↑مركز الاتحاد للأخبار: إعلان نتائج جائزة «الشارقة للإبداع العربي». [Announcing the results of the Sharjah Arab Creativity Award]. 13. Februar 2012, abgerufen am 4. Mai 2024 (ar-AR).
Normdaten (Person): Wikipedia-Personensuche | Kein GND-Personendatensatz. Letzte Überprüfung: 13. Mai 2024.