Kathrin Schärer studierte Zeichen- und Werklehrerin an der Hochschule für Gestaltung in Basel und schloss ihr Studium mit der Arbeit Der Blick durchs Guckloch auf Bewegte Bilder 1995 ab. Heute unterrichtet sie an einer Sprachheilschule und arbeitet als Illustratorin.
Bis heute (Stand: Dezember 2012) hat Kathrin Schärer 23 Bücher illustriert, wovon sie acht auch selbst als Autorin verfasste. Ihr Debüt gab sie 2001 mit Bella bellt und Karlchen kocht. Bei bislang dreizehn ihrer Bücher illustrierte sie Texte von Lorenz Pauli. Eine Besonderheit ist Schärers 2006 illustriertes BilderbuchBill und Fabienne – Zwei Wasserratten und viel Wasserkraft (Bill et Fabienne – Deux rats d´eau et beaucoup d´energie), das in zwei Sprachen – Deutsch und Französisch – geschrieben ist. Ihre neuesten Bücher sind nun wir alle (Text: Lorenz Pauli), 10 Wünsche (Text: Lorenz Pauli) und Das Herz der Puppe (Text: Rafik Schami). 2013 erscheinen 3 freche Mäuse von Lorenz Pauli und Hast du Angst?, fragte die Maus von Rafik Schami, die sie illustrieren wird.
Im Oktober 2010 feiert das Theaterstück Wenn Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen nach ihrem gleichnamigen Buch (2004) im Theater Stadelhofen Premiere, aufgeführt vom Theater Gustavs Schwestern SOLO. In der Presse war über das Stück zu lesen:
„Was Sibylle Grüter (Ausstattung und Spiel) und Christin Glauser (Regie) mit einfachen Mitteln und viel Liebe zum Detail auf die winzige Bühne zaubern, ist ein fantasiepraller Miniaturkosmos, in dem die kleinen Dinge gross werden und grosse Helden auch mal klein sein dürfen.“
Im Zentrum von Schärers illustriertem Werk stehen vor allem Tiergeschichten. Dazu sagt sie selbst 2008 in einem Interview in der Neuen Zürcher Zeitung: «In meinen Bilderbüchern kommen fast nur Tierfiguren vor. Tiere können die Zähne fletschen, die Ohren anlegen, Haare und Schwänze aufstellen. Bei menschlichen Gesichtern dagegen stösst man mit den Emotionen rasch an Grenzen: Ein wutverzerrtes Gesicht kann abstossend wirken, Tiere dagegen bleiben eher sympathisch. Auch die Fläche ist beim Menschengesicht ein Problem. Was macht man mit so viel Haut? Ein Tier hat eine Fellzeichnung, es hat Runzeln oder Falten.»[2]
Kathrin Schärers Bilder wurden ausgewählt für den schweizerischen Beitrag an der Biennale der Illustration in Bratislava 2005 und 2007. 2010 erhielt sie eine Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Buch Johanna im Zug. 2012 war sie für den Hans-Christian-Andersen-Preis für ihr Gesamtwerk nominiert. Ihr Buch mutig, mutig verkaufte sich bis heute mehr als 50.000 Mal. Nicht nur im deutschsprachigen Raum feiert Schärer Erfolge, sondern auch im Ausland. So wurde ihr BilderbuchWenn Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen in Japan mehr als 64.000 Mal verkauft.[3] Neben dem Japanischen sind ihre Bücher auch in 13 weitere Sprachen übersetzt (Dänisch, Französisch, Spanisch, Katalanisch, Chinesisch, Niederländisch, Italienisch, Englisch, Hebräisch, Schwedisch, Thailändisch, Arabisch und Koreanisch). Kathrin Schärer lebt und arbeitet in Basel.
Kritiken
Es war einmal ein Igel – Kinderverse (2007)
„Man kann sich nicht sattsehen an den Bildern von Kathrin Schärer. Auf den ersten Blick erinnern manche an den großen Wolf Erlbruch, doch dann merkt man, dass Schärers rundlicher sind, weicher, verspielter, auch wenn der Umgang mit Details wie Fell, die subtil verwendeten Collageelemente und der Wechsel zwischen grobem und feinem Strich dem frühen Erlbruch offensichtlich viel verdanken.“
„Neben dem witzigen und liebevollen Text bestechen vor allem die kühnen Illustrationen Katrin Schärers, die gerne mit ungewöhnlichen Formaten, Detailbildern, Nahaufnahmen und Breitwandszenarien spielt. Sie wechselt dabei zwischen detaillierter Ausarbeitung und einem mit nur wenigen Strichen angedeuteten Hintergrund. Gerade im Skizzenhaften des Hintergrunds lässt sich ihr zeichnerisches Talent erkennen. Man hört förmlich die Menschen hasten und die Räder der Koffertrollys über das Pflaster rollen. Manchmal sind, vor allem in der Stadt, die Menschen nur große, bedrohliche schwarze Silhouetten. Aber trotz aller Hektik gibt es auch in der Stadt poetische Elemente, etwa am Fluss, wo im Morgennebel alles grau in grau erscheint und der Lastkahn über den Fluss tuckert.“
„Schärer inszeniert das Buch als Spiel mit Lust und Phantasie. Jede Seite bringt neue Ideen, Irrwege, also: Möglichkeiten hervor. Gleichzeitig zeigt es aber auch die Mühsal hinter jedem kreativen Prozess. Davon erzählen nicht zuletzt die nüchternen Bleifstiftzeichnungen des Arbeitstisches, auf denen die farbigen, schwungvollen Bilder von Johanna im Zug Schritt für Schritt entstehen, bis das fertige Buch, ebenfalls in Bleistift gezeichnet, auf dem Arbeitstisch liegt. Und eine ganz neue Geschichte beginnt.“
„Je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr tritt der in detaillierten Schwarzweiß-Zeichnungen dargestellte Schaffensplatz in den Hintergrund und gibt den Raum frei für die malerisch dargestellte Welt der Fiktion in der Fiktion. Wenn Johanna und ihre Schöpferin Wörter und Figuren erfinden und die Geschichte weiterspinnen, gewährt das Bilderbuch Kindern Einsichten in das schillernde Wesen der Fiktion. Mit einem aufmerksamen Blick für die Abenteuer, die eine Eisenbahnreise in sich birgt, verleiht Kathrin Schärer in ihrer bilderreichen Erzählung einem bekannten Motiv ganz individuelle Züge.“
„Für die Illustratorin Kathrin Schärer, deren gleichfalls wunderbares Bilderbuch Johanna im Zug für den diesjährigen Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war, sind diese Stationen schönste Gelegenheiten zu leichthändigen, lebendigen Tierstudien in der ihr eigenen Art zwischen Überzeichnung und Reduktion. (...) Oma Emma Mama ist ein wunderbares Bilderbuch über Freiheit und Fürsorge. Und es ist ein Sehnsuchtsbuch für eine Instanz im Leben der Kinder, die das Wissen und die Erwägungen Erwachsener mit der Freiheit verbindet, nicht im Kleinklein des Erziehens an Gelassenheit zu verlieren. Für Großeltern, die mit ihren Enkeln auch den Alltag teilen können und es so nicht immer wieder schwer haben, ins Vertrauen oder auch in eine Verschwörung gezogen zu werden. Für Großeltern, die nicht Autostunden entfernt leben, sondern nebenan, um die Ecke oder im selben Stinkblütenstrauch.“
„Dachs, Bär und Fuchs streiten sich, dass die Fetzen fliegen. Jeder hat seine eigene Wahrheit – bis das Eichhörnchen in der Rolle des unbeteiligten Beobachters sagt, wie's wirklich war. Kinder müssen lernen, aus dem Streiten wieder herauszufinden, doch zum Glück will Kathrin Schärer ihre Leser mehr unterhalten als erziehen: Die dynamischen Bilder in warmen Braun- und Grautönen sind umwerfend komisch.“