Die Kartause Trisulti (Certosa di Trisulti, auch: Abbazia di Trisulti) war ein Kloster in Collepardo, Provinz Frosinone, Region Latium, Bistum Anagni-Alatri in Italien. Von 1204 bis 1946 lebten dort Kartäuser, von 1947 bis 2017 Zisterzienser. Die gewohnte Bezeichnung als Kartause (Certosa di Trisulti) blieb auch üblich, nachdem die Zisterzienser das Kloster bezogen hatten. Die Kartause liegt in 850 m Höhe in einem Eichenwald der Ciociaria.
1947 besiedelten die Zisterzienser des Klosters Casamari die von den Kartäusern verlassenen Gebäude in Form eines Priorats. 2017 mussten sie die Kartause aufgrund von Nachwuchsmangel aufgeben.[2] Zuletzt hatte dort nur noch ein Mönch dort gelebt,[3] sodass eine Vita communis als Konvent nicht mehr möglich war.
2018 wurde die Kartause nach Zustimmung des Kultusministeriums im Kabinett Conte für eine Pacht von 100.000 €/Jahr an den rechtskonservativenThinktank „Dignitatis Humanae Institute“ (DHI) vermietet. Der rechtskonservative US-amerikanische Publizist und ehemalige Trump-Berater Stephen Bannon wollte dort eine Kaderschmiede für nationalistisch gesinnte Politiker aufbauen.[4] Im Oktober 2019 entzog der italienische Kulturminister Dario Franceschini dem Trägerverein DHI die Konzession für die Nutzung der Gebäude der Abtei.[5] Dagegen klagte DHI und gewann in erster und zweiter Instanz. Am 12. Januar 2021 bescheinigte der italienische Rechnungshof dem Institut „Dignitatis Humanae“ die Erfüllung sämtlicher Pachtverpflichtungen.[6] Mitte März 2021 entschied das Oberste Verwaltungsgericht, die Stiftung „Dignitatis Humanae Institute“ (DHI) müsse die gemietete Liegenschaft räumen; damit wurden die Urteile niedrigerer Instanzen kassiert.[7] Im Juli 2021 wurde der Pachtvertrag mit der Übergabe des Objekts an den italienischen Staat rechtskräftig aufgelöst.[8]
Klosterkirche San Bartolomeo und Bibliothek
Die Kartause steht seit 1879 unter Denkmalschutz.[9] In der Klosterkirche San Bartolomeo sind unter anderem die zahlreichen Gemälde von Filippo Balbi (1806–1890) bemerkenswert.
Im aus dem Gründungsjahrhundert stammenden sogenannten Palazzo di Innocenzo III ist die reichhaltige Bibliothek untergebracht, heute eine Staatsbibliothek. Sie ist nur zur wissenschaftlichen Nutzung zugänglich.
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
Atanasio Taglienti: La Certosa di Trisulti. Recostruzione storico-artistica. Tipografia Abbazia di Casamari, Frosinone 1979.
Antonietta Angela Sechi: La Certosa di Trisulti da Innocenzo III al Concilio di Costanza (1204–1414) (note e documenti) (= Analecta Cartusiana. Bd. 74, Teilband 1). Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Salzburg, Salzburg 1981.
James Hogg, Giovanni Leoncini, Michele Merola: La certosa di Trisulti (= Analecta Cartusiana. Bd. 74, Teilband 2). Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Salzburg, Salzburg 1991.
Federico Farina: Oasi benedettine in Ciociaria. La Certosa di Trisulti, l’Abbazia di Casamari, l’Abbazia di Montecassino. Edizione Casamari, Veroli 1993.
James Hogg: The uneasy relationship of the carthusians of Trisulti with their neighbours 1208–1947 (= Analecta Cartusiana. Bd. 265). Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Salzburg, Salzburg 2008, ISBN 978-3-902649-03-4.
Bernard Peugniez: Guide Routier de l’Europe Cistercienne. Editions du Signe, Straßburg 2012, S. 689.
James Hogg: Certosa di Trisulti (= The Charterhouses of the Provincia Lombardiæ, Remotioris as seen in the Chartæ of the Carthusian General Chapter. Bd. 5). Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Salzburg, Salzburg 2013, ISBN 978-3-902895-26-4.
Bd. 1: Ordinations, dispositions, etc. 1297–1563.
Bd. 2: Ordinations, dispositions, etc. 1564–1934, necrology 1281–1772.
Lucio Meglio: Documenta ex archivio Trisultanae Carthusiae. Le antiche ricette dei monaci certosini di Trisulti. Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Salzburg, Salzburg 2018, ISBN 978-3-903185-20-3.
↑In der Ausgabe des Elenchus Monasteriorum Ordinis Cisterciensis vom 28. Mai 2018 ist Trisulti nicht mehr verzeichnet, im Unterschied zur Vorjahresausgabe.
↑Matthias Rüb: Ein Kloster für „Alt-Right“: „Gladiatorenschule für Kulturkrieger“. In: FAZ.NET. 14. Januar 2019, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 14. Januar 2019]).