Karl Renard wurde im zur Zeit seiner Geburt unter französischer Besatzung stehenden Mainz als Sohn des ebenfalls in Mainz[1] gebürtigen Mediziners, Leibarztes des Großherzogs Ludewig I. von Hessen-Darmstadt und Hochschullehrers Johannes Claudius Renard (1778–1827) und dessen Ehefrau Maria, geborene Peetz, geboren. Der im Januar 1782 zum Generalrezeptor des Mainzer Universitätsfonds ernannte Jean Baptist Karl Fortunat Renard (1745–1818)[2] und dessen Ehefrau Anna Sibille, geborene Wermelskirchen, waren seine Großeltern. Seine Tante Catharina (1783–1850) heiratete 1801 den Mediziner und Bibliothekar Gotthelf Fischer von Waldheim. Der Mediziner und Botaniker Alexander Grigorjewitsch Fischer von Waldheim war sein Cousin.
Karl Renard besuchte in Mainz die Schule, studierte ab 1828 an der Universität Gießen Medizin, promovierte am 14. Mai 1832 in Gießen zum Doktor der Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe und wurde wenig später von seinem Onkel Gotthelf Fischer von Waldheim in das Russische Kaiserreich nach Moskau geholt, wo er anfangs zunächst noch als Arzt wirkte. Im Jahr 1837 erhielt er die Stelle eines Bibliothekars der Moskauer medizinischen Akademie, von der ihm 1843 ehrenhalber der Titel eines russischen Doktors der Medizin verliehen wurde.
Er war ab 1840 Ständiger Sekretär der Kaiserlichen Moskauer Gesellschaft der Naturforscher und ab 1841 auch Redakteur des „Bulletin de la Société Impériale des Naturalistes de Moscou“. Von 1872 bis 1884 war er Vizepräsident und von 1884 bis 1886 Präsident der Gesellschaft.
Er wurde 1865 im Jahr seines 25-jährigen Jubiläums als Sekretär der Kaiserlichen Moskauer Gesellschaft der Naturforscher zum Wirklichen Staatsrat ernannt, womit zu dieser Zeit gleichzeitig eine Nobilitierung in den erblichen Adelstand verbunden war. Im Jahr 1882 feierte die Gesellschaft sein 50-jähriges Doktorjubiläum, wobei er auch bei diesem Anlass mit zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen bedacht wurde. Er wurde unter anderem mit dem Orden des Heiligen Wladimir II. Klasse, dem Sankt-Stanislaus-Orden I. Klasse, dem Orden der Heiligen Anna I. Klasse, dem Kommenturkreuz 1. Klasse des Friedrichs-Ordens, dem Verdienstorden Philipps des Großmütigen (Großkreuz) und dem Kommandeurkreuz der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet.
Er war verheiratet mit Melania (1816–1884), geborene Askarchanova, und wurde auf dem Wwedenskoje-Friedhof in Moskau bestattet.
Literatur
Franz Bartsch: Dr. Carl von Renard. In: Verhandlungen der Kaiserlich-Königlichen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien, 36, Wien 1886, Sitzungsberichte, S. 44–45 (archive.org)
Karl Lindemann: Quelques données biographiques sur M. Charles Iv. Renard et son père. In: Bulletin de la Société impériale des naturalistes de Moscou, 62, 1886, S. 391–393 (biodiversitylibrary.org)
Carl von Voit: Karl J. Renard. In: Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München. Band XVII, Jahrgang 1887, München 1888, S. 73–75 (PDF)
↑Die Wahl seines akademischen Beinamens war vermutlich eine Reverenz an seinen Onkel Gotthelf Fischer v. Waldheim
↑Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 282 (archive.org)
↑Hugo Theodor Christoph: Pelias renardi mihi. In: Bulletin de la Société Impériale des Naturaliste de Moscou, 34, 1861, S. 599–606 (biodiversitylibrary.org)
Renard, Carl von; Renard, Karl Ivanovic̆; Renard, Karl Ivanovitch; Renard, Karl Iwanowitsch; Renard, Karl J.; Renard, Charles; Renard, Charles Claude; Renard, Claudius von; Renard, Carl Claudius von
KURZBESCHREIBUNG
deutscher Mediziner, Naturwissenschaftler und Bibliothekar