Karl Klingemann war ein Sohn des gleichnamigen hannoverschen Diplomaten und Freundes von Felix Mendelssohn BartholdyKarl Klingemann und seiner Frau Sophie (1822–1901), der Halbschwester von Friedrich August Rosen und Schwester von Georg Rosen. Bald nach dem Tod des Vaters 1862 kehrte die Familie nach Deutschland zurück. 1909 publizierte Klingemann den Briefwechsel zwischen seinem Vater und Felix Mendelssohn.
Nach seiner Pensionierung 1928 zog Klingemann nach Bonn und lehrte als Honorarprofessor an der Theologischen Fakultät der Universität Bonn.
Klingemann lernte 1900 bei einer Kundgebung des Alldeutschen Verbandes am NiederwalddenkmalHeinrich Claß kennen.[2] Als Claß 1908 Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes wurde, bestimmte er Klingemann zu seinem Stellvertreter. Klingemann behielt dieses Amt bis zu seiner Ernennung als Generalsuperintendent und blieb auch danach noch aktives Mitglied. Glaube und Vaterlandsliebe, so der Titel seiner Schrift von 1915, fielen bei ihm unkritisch in eins.
1933 begrüßte er die Machtübernahmen der Nationalsozialisten, an die er „hohe Erwartungen“ knüpfte[4], dankte aber gleichzeitig Karl Barth „mit voller Zustimmung“ für dessen kritische Schrift Theologische Existenz heute![5] und trat bei der Kirchenwahl im Juli 1933 in Bonn als Spitzenkandidat der Liste Evangelium und Kirche gegen die Deutschen Christen an.[6] In den Folgejahren befasste er sich vor allem mit Familienforschung und war nur noch vereinzelt publizistisch tätig.
Er war seit 1891 verheiratet mit Margarethe, geb. Conze (1866–1956), der Tochter eines Seidenfabrikanten in Langenberg. Das Paar hatte vier Kinder, von denen der einzige Sohn Hermann im Ersten Weltkrieg fiel.
Schriften
Buddhismus, Pessimismus und moderne Weltanschauung. Essen 1898
Pilatus. Ein Passionsspiel. Essen 1904
(Hrsg.) Felix Mendelssohn-Bartholdys Briefwechsel mit Legationsrat Karl Klingemann in London. G. D. Baedeker, Essen, 1909 (Digitalisat im Internet Archive)
Das Heldentum in der Bibel. Bonn 1915
Glaube und Vaterlandsliebe. 1915
Vaterleid. Essen 1918
Rasse und Volkstum in ihrem Verhältnis zu Religion und Glauben. Ein Missionsproblem. Essen 1929
Die Lebenskräfte der evangelischen Kirche Rheinlands. Essen 1931
Das Osterlied „Christ ist erstanden“ als Zeuge deutscher Vergangenheit und deutscher Wanderungen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1932
Ernst Moritz Arndt, ein Kämpfer für Glaube und Freiheit (= Menschen, die den Ruf vernommen, 17). Brunnen, Gießen / Basel, 1937
Walter Dielhenn: Männer aus unseren Reihen. Karl Viktor Klingemann (Arminia-Marburg 1878/79). In: Burschenschaftliche Blätter, 75. Jg. (1960), H. 5, S. 109–110.
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 3: I–L. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0865-0, S. 108–109.
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 7: Supplement A–K. Winter, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-8253-6050-4, S. 554–555.
↑Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934, S. 248.
↑Heinrich Claß, Wider den Strom. Vom Werden und Wachsen der nationalen Opposition im alten Reich. Leipzig 1932, S. 52f.
↑Siehe die Darstellung der Rede Klingemanns bei Wolfram Weisse: Praktisches Christentum und Reich Gottes: die ökumenische Bewegung Life und Work, 1919-1937 (= Kirche und Konfession 31). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1991, ISBN 3-525-56535-6, S. 321 f.
↑Rolf Joachim Erler (Hrsg.): Karl Barth-Charlotte von Kirschbaum, Briefwechsel: 1925–1935 (= Karl Barth Gesamtausgabe 45). TVZ, Zürich, 2008, ISBN 978-3-290-17436-1, S. 303 mit Anm. 28.
↑Angela Dienhart Hancock: Karl Barth's Emergency Homiletic, 1932–1933: A Summons to Prophetic Witness at the Dawn of the Third Reich. Eerdmanns, Grand Rapids, 2013, ISBN 978-0-8028-6734-6, S. 318