Karl Diener (zeitgenössisch Carl, * 11. Dezember 1862 in Wien; † 6. Jänner 1928 ebenda) war ein österreichischer Geologe, Paläontologe und Alpinist.
Karl Diener war der älteste Sohn des aus Stuttgart nach Wien gekommenen Blechwarenfabrikanten Carl Diener und dessen Ehefrau Marie, geborene Wechtl. Seine Geschwister waren Paul Hugo Diener (1865–1934), der als Geschäftsmann Karriere machte, sowie Bertha Diener (1874–1948), die als Bertha Eckstein-Diener unter dem Pseudonym Sir Galahad gesellschaftliche wie künstlerische Bedeutung erlangte. Die Familie wohnte im (1964 abgebrochenen) Diery-Schlössl, Wien-Landstraße, Marxergasse 24 (heute: ON 30), das auch Sitz des Unternehmens C. Diener & Comp. war.[1] Ende der 1890er Jahre verlegte Karl, bereits Universitätsprofessor, seinen Wohnsitz von Marxergasse 24 nach Bartensteingasse 3, Wien-Innere Stadt.[2]
Diener studierte Geologie und Paläontologie an der Universität Wien, wo er 1883 sub auspiciis Imperatoris zum Dr. phil. promoviert wurde.[3] Ab dem Jahr 1885 machte er zahlreiche Forschungsreisen in Europa und Asien, aber auch nach Amerika (Rocky Mountains 1891). 1892 bereiste er im Auftrag der Akademie der Wissenschaften den Zentralhimalaya. Spätere Reisen führten ihn nach Spitzbergen, in den Ural, den Kaukasus, nach Sibirien, Hawaii und Kanada.
Diener habilitierte sich 1886 für Geographie und 1893 für Geologie. Er wurde 1903 außerordentlicher und 1906 ordentlicher Professor für Paläontologie an der Universität Wien. Dort war er 1919/20 Dekan und 1922/23 Rektor. 1909 wurde Diener korrespondierendes und 1913 wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Außerdem war er bei zahlreichen weiteren in- und ausländischen wissenschaftlichen Vereinigungen Mitglied, darunter bei der Leningrader Akademie der Wissenschaften.
Von seinem Vater im Alter von sieben Jahren in die Voralpen eingeführt, wurde Karl Diener auch als Bergsteiger bekannt. Als Mitglied des Österreichischen Alpenklubs absolvierte er unter anderem mit den Brüdern Otto und Emil Zsigmondy, Ludwig Purtscheller, Louis Philipp Friedmann, August Böhm von Böhmersheim sowie Hermann Eißler (1860–1953) zahlreiche führerlose Hochtouren und war 1887 bis 1903 dessen Präsident.[3]
Nach seinem Tode wurde Dieners Leichnam im Krematorium eingeäschert und auf dem Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf beigesetzt. 1932 wurde die Karl-Diener-Gasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt.
Edward Timothy Tozer benannte das Dienerium nach ihm (über den Diener Creek auf Ellesmere Island).
Karl Diener galt als hervorragender Experte auf dem Gebiet der Geologie und Paläontologie. Sein Hauptarbeitsgebiet war die Erforschung der Alpen nach stratigraphischen, faunistischen und geologischen Gesichtspunkten. Zusammen mit Wilhelm Heinrich Waagen (1841–1900) schlug er 1895 die heute international definierte chronostratigraphische Stufe des Anisium vor. Mit Edmund Mojsisovics von Mojsvár und Waagen erarbeitete er eine Biostratigraphie der marinen Trias, basierend auf Ammoniten als Leitfossilien. Dabei widmeten sich Waagen und Diener besonders der unteren Trias. Seine Einteilung der Westalpen in geologisch fundierte Gebirgsgruppen, eine Erweiterung des Systems von August von Böhm (1887/1891), galt lange Zeit als Standardgliederung.
Weltanschaulich stand Diener den Theosophen nahe. Als Rektor der Universität Wien unterstützte er deutschnationale Forderungen der Studenten für einen Numerus clausus von 10 Prozent für jüdische Studierende und Lehrende.[Anm. 1] Bereits in seiner Antrittsrede formulierte er, „dass Rektor und Senat stets bestrebt und imstande sein werden, den deutschen Charakter und das wissenschaftliche Niveau unserer alma mater mit allen ihnen zu Gebote stehenden, gesetzlich zulässigen Mitteln aufrechtzuerhalten“.[Anm. 2] und schrieb in der Reichspost, „dass der wahre Krebsschaden unserer akademischen Verhältnisse in der geradezu erschreckenden Invasion rassen- und wesensfremder Elemente“ liege, „deren Kultur, Bildung und Moral tief unter jener der bodenständigen deutschen Studentenschaft stehen“.[4] In seiner Amtszeit wurde in der Aula der Universität der (ab 1990) künstlerisch wie wissenschaftlich umstrittene Siegfriedskopf des Bildhauers Josef Müllner (1879–1968) aufgestellt.[5]
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