Den beruflichen Einstieg gewann er 1801 über eine Anstellung als Assessor bei der LandsteuerdirektionHanau in der zur Landgrafschaft Hessen-Kassel gehörenden Grafschaft Hanau-Münzenberg.[1] Die Landgrafschaft, 1803 noch zum Kurfürstentum Hessen erhoben, ging 1806 durch den Zugriff Napoleons unter, der die Grafschaft Hanau zunächst durch Militär verwalten ließ, sie aber letztendlich dem Großherzogtum Frankfurt zuschlug. Der Beamte Leonhard wurde bei den Herrschaftswechseln jeweils mit übernommen und machte dabei auch Karriere: 1809 wurde er Kammerrat[2] und Referent für die Bergwerke. Ein Jahr später berief ihn GroßherzogKarl Theodor von Dalberg zum Leiter der Domänenverwaltung des Großherzogtums Frankfurt, 1813 wurde er Generalinspektor und Geheimer Rat. Aber noch im gleichen Jahr ging das napoleonische Reich unter. Am 30./31. Oktober 1813 fand vor den Toren der Stadt die Schlacht bei Hanau statt. Leonhard war Augenzeuge des Geschehens und verfasste darüber einen ausführlichen Erlebnisbericht, der mehrfach aufgelegt wurde.[3] Im Zuge der radikalen Restauration durch KurfürstWilhelm I. wurden alle Beamten wieder auf das Niveau herabgestuft, das sie beim Zusammenbruch des Kurstaates innehatten: Leonhard fand sich als Assessor wieder.
Diese enttäuschende politische Entwicklung machte es ihm leicht, 1815 nach Bayern zu wechseln. König Maximilian I., der Leonhard in Hanau kennengelernt hatte, bot ihm eine Stelle an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, deren auswärtiges Mitglied er 1818 wurde.[4] An die dortige Lebensart und die Gepflogenheiten im „Kabalenreich“, wie er München bezeichnete, gewöhnte sich Leonhard nicht und so folgte er 1818 einem Ruf des badischen Staatsministers Sigismund von Reitzenstein auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Mineralogie an der Universität Heidelberg. Er wurde zum Großherzoglichen Geheimrat ernannt.
Familie
1802 heiratete er eine Tochter des Hanauer Beamten Friedrich Karl Blum. Da es nun sehr auf sein Einkommen ankam, musste er den Plan aufgeben, an der Bergakademie Freiberg sein Studium fortzusetzen.[5] Von Leonhard war der Vater des Geologen Gustav von Leonhard.
1805 erschien als sein erstes bedeutendes Werk, das Handbuch der allgemeinen topographischen Mineralogie. Im Basaltstreit vertrat Leonhard die Wernersche Lehre vom Neptunismus. Erst später, um 1808, veranlassten ihn Untersuchungen am Basalt zu einem Wechsel ins Lager der Plutonisten.
Gemeinsam mit Ernst Karl Friedrich Merz und Johann Heinrich Kopp erarbeitete Leonhard die 1806 erschienene Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper.
Das von ihm zwischen 1807 und 1829 herausgegebene Taschenbuch für die gesammte Mineralogie erschien ab 1830 in gemeinschaftlicher Redaktion mit Heinrich Georg Bronn unter dem neuen Titel Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie und Petrefactenkunde. Von 1833 bis zu ihrem Tod im Jahre 1862 führten Leonhard und Bronn ihr gemeinschaftliches Werk als Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie und Petrefactenkunde fort.
1817 erschien sein mineralogisches Lehrbuch „Propädeutik der Mineralogie“, in dem eine Textpassage zu den Kassiterit-Vorkommen abgedruckt ist, die aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe stammt.[6]
1823 führte er den Begriff „Löss“ oder Löß in die geologisch-mineralogische Literatur ein.[7] Die von ihm erstmals als Lössaufschluss wissenschaftlich beschriebene Örtlichkeit, der Haarlass in Heidelberg, gilt seitdem als locus classicus et typicus.[8]
Handbuch der allgemeinen topographischen Mineralogie, 1805
Band 2, Verlag Johann Christian Hermann, Frankfurt am Main 1808 (Link zum Digitalisat)
Leonhard/Merz/Kopp: Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper. In oryktognostischer und orologischer Hinsicht. J.C. Hermann, Frankfurt am Main 1806
Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, 1807–1829
Allgemeines Repertorium der Mineralogie, 1811–1821
Leonhard/Jassoy: Formverhältnisse und Gruppirungen der Gebirge, 1812
Geschichtliche Darstellung der Schlacht bei Hanau am 30. Oktober 1813. 1. Auflage. 1813 (anonym); 2. Aufl.: 1814; 3. Aufl. 1913; ND: In: Napoleons letzte Bataille – Augenzeugenbericht der Schlacht bei Hanau am 30. und 31. Oktober 1813. Von Carl Caesar Leonhard. = ND n. d. 3. Auflage von 1913. Hanau 2013, ISBN 978-3-935395-18-2.
Leonhard/Kopp/Gärtner: Propädeutik der Mineralien. 1817
Denkrede auf Werner, 1817 (Nekrolog für A.G. Werner)
Naturgeschichte der Vulkane, A. Oswalds Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1818 (Link zum Digitalisat)
Handbuch der Oryktognosie, Zwei Auflagen 1822, 1826
Naturgeschichte des Mineralreiches, Verlag Joseph Engelmann, Heidelberg 1825 (Link zum Digitalisat)
Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage, Verlag J. C. B. Mohr, Heidelberg 1826 (Link zum Digitalisat)
Charakteristik der Felsarten, 1823–1824
Zweite Abtheilung: Gleichartige und scheinbar gleichartige Gesteine, Verlag Joseph Engelmann, Heidelberg 1824 (Link zum Digitalisat)
Geologie oder Naturgeschichte der Erde, 5 Bände, 1833–1844
Lehrbuch der Geognosie und Geologie, E. Scheizerbarts Verlagshandlung, Stuttgart 1835 (Link zum Digitalisat)
Taschenbuch für Freunde der Geologie, 3 Bände, 1845–1847
Aus unserer Zeit in meinem Leben, 2 Bände, 1854–1856
Fremdenbuch für Heidelberg und die Umgegend: mit Holzschnitten, eingedruckten Lithographien und einer Karte, Druck und Verlag Karl Groos, Heidelberg 1834 (Digitalisat)
Rezensionen
Zu Carl Cäsar von Leonhard; Karl Friedrich Merz; Johann Heinrich Kopp: Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper. Frankfurt am Main: Hermann 1806, in Allgemeine Literaturzeitung, Band 1, Nummer 62, Jahrgang 1808, siehe Seite 491–494 Digitalisat
Zu Handbuch einer allgemeinen topographischen Mineralogie. Band 1., Frankfurt am Main, Hermann, 1805 in Allgemeine Literaturzeitung, Band 3, Nummer 278, Jahrgang 1808, siehe Seite 318–320 Digitalisat
Zu Taschenbuch für die gesammte Mineralogie. Mit Hinsicht auf die neuesten Entdeckungen. Jg. 1. Frankfurt am Main, Hermann, 1807, in Allgemeine Literaturzeitung, Band 2, Nummer 289, Jahrgang 1808, siehe Seite 1068–1072 Digitalisat
Zu Geschichtliche Darstellung der Schlacht bei Hanau am 30. Okt. 1813, Hanau, 1813, in Allgemeine Literaturzeitung, Band 1, Nummer 38, Jahrgang 1814, siehe Seite 304 Digitalisat
Zu Einige Worte über meine Mineralien-Sammlung, Hanau, 1814, in Allgemeine Literaturzeitung, Band 2, Nummer 179, Jahrgang 1814, siehe Seite 651–654 Digitalisat
Eine 1843 von J. R. Blum für ein neues Mineral gehaltene Substanz wurde nach ihm Leonhardit benannt. Nachfolgende Analysen ergaben allerdings, dass es sich um einen teilweise dehydratisierten, undurchsichtigen Laumontit handelte.[11]
Werner Kurz: Neues über Carl Caesar Leonhard. In: Hanauer Geschichtsverein 1844 e. V.: Hanau in der Epoche Napoleons = Hanauer Geschichtsblätter 47. Hanau, o. J. [ca. 2015]. ISBN 978-3-935395-21-3, S. 353–363.
Werner Kurz: Vom Kurfürsten vergrault, in Bayern geadelt, in Hanau vergessen – Carl Caesar Leonhard – Augenzeuge der Schlacht bei Hanau. In: Napoleons letzte Bataille – Augenzeugenbericht der Schlacht bei Hanau am 30. und 31. Oktober 1813. Von Carl Caesar Leonhard. = ND n. d. 3. Auflage von 1913. Hanau 2013, ISBN 978-3-935395-18-2.
Otto Nowotny: Carl Caesar von „Leonhards Taschenbuch für die gesammte Mineralogie“ (1807–1826). In: Cartographica Helvetica. Heft 9 (1994) S. 32–38. doi:10.5169/seals-6434
Karl Siebert: Hanauer Biographien aus drei Jahrhunderten. Hanauer Geschichtsverein 1844 e. V., Hanau 1919 (= Hanauer Geschichtsblätter NF 3/4), S. 123–125.
Wilhelm von Gümbel: Karl Cäsar von Leonhard. In: Friedrich von Weech (Hrsg.): Badische Biographien, Zweiter Theil, Bassermann, Heidelberg 1875, S. 17 ff., (Digitalisat)
Geheimer Rath Dr. Carl Caesar von Leonhard, Professor der Mineralogie und Geologie (für die Altertümer-Halle des Grafen von Graimberg im Jahr 1843 nach dem Leben gemalt) Lithografie, 16,9 cm, 25,4 cm (Blatt) (Heidelberg, Universitätsbibliothek, Graph. Slg. P_0131)
Karl Caesar von Leonhard, Lehrer der Mineralogie an der Universität zu Heidelberg, Kupferstich von Friedrich Fleischmann (1791–1834), nach (einer Zeichnung von) Jakob Roux, gedruckt bei J. Engelmann, Heidelberg, B 29 cm, H 43 cm (Blatt) undatiert, um 1820 (Heidelberg, Universitätsbibliothek, Graph. Slg. P_0133)
Dr. K.C. v. Leonhard, Professor der Mineralogie und Geognosie, Kupferstich von Friedrich Rosmaesler (um 1775–1858) nach Jakob Wilhelm Roux aus der Gallerie der vorzüglichsten Ärzte und Naturforscher Deutschlands, hrsg. von [F.] Rosmaesler. J. Perthes in Comm., Gotha 1831, 19,4 cm, 26,2 cm (Blatt), (Heidelberg, Universitätsbibliothek, Graph. Slg.P_0132)
faksimilierte Unterschrift, Rud. Hoffmann, nach einer Photographie von (Heinrich?) Schubert, Druck bei J. Haller, Verlag George André Lenoir, Wien, aus der Serie „ausgezeichneter Naturforscher“
↑Carl Friedrich Philipp Martius: Carl Cäsar Ritter von Leonhard (Nachruf). In: Sitzungsberichte der königl. bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. Band1, 1862, S.327–328 (online [PDF; abgerufen am 4. März 2017]).
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Band 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Band 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 149.