Karl Borwins älteste Schwester Marie hatte 1899 in einer morganatischen Ehe den Grafen Georg Maurice Jametel (1859–1944) geheiratet. In den ersten Jahren ihrer Ehe lebte das Paar abwechselnd in London und in Saint-Germain-en-Laye, Île-de-France. Seit 1906 lebten sie getrennt. Als die Liebesbeziehung zwischen ihrem Mann und der Prinzessin Maria Eulalia de Bourbon-Montpensier öffentlich wurde, reichte Marie 1908 die Scheidung ein.
Nach der heute meistverbreiteten Version forderte im August desselben Jahres der neunzehnjährige Karl Borwin, der zu dieser Zeit an der Kriegsschule in Metz stationiert war, Graf Jametel zum Duell heraus, um die Ehre seiner Schwester und des großherzoglichen Hauses zu verteidigen. Bei dem Duell, das am 24. August in der Nähe von Metz stattfand, wurde er tödlich verletzt.
Es gab, abweichend von der Tradition des großherzoglichen Hauses, keine Aufbahrung. Der Sarg war schon in Metz verschlossen worden. Karl Borwin wurde am 31. August 1908 in der Neuen Gruft der Schlosskirche Mirow beigesetzt.
Seine Todesursache wurde verschleiert, was zu Spekulationen Anlass bot. Diskutiert wird bis heute auch ein Selbstmord des Herzogs, „nachdem sich ein betrunkener Fähnrich über seine Schwestern abfällig geäußert hatte“.[2] Eine Notiz der Revalschen Zeitung vom 28. August 1908 verweist auf einen Tod wegen eines „organischen Herzleidens“.[3] Noch 1918 berichtete die New York Times, Karl Borwin sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen.[4] Offiziell war er „nach kurzem, schweren, heimtückischen Leiden“ gestorben.[5]
Der Tod Karl Borwins vertiefte die dynastischen Probleme des Hauses Mecklenburg-Strelitz und erhöhte den Druck auf den noch unverheirateten Erbgroßherzog Adolf Friedrich, der 10 Jahre später, seit 1914 Großherzog, (wahrscheinlich) durch Selbstmord aus dem Leben schied.
Gedächtnisstiftung
Karl Borwins Mutter, Großherzogin Elisabeth, gründete am 2. April 1910 zum Andenken an ihren Sohn die Herzog-Carl-Borwin-Gedächtnisstiftung in Neustrelitz und stattete sie mit einem neuerbauten großzügigen Haus, dem Borwinheim, in der Bruchstraße aus.
Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 13, Berlin 1910, S. 61.
Helmut Borth: Tödliche Geheimnisse. Das Fürstenhaus Mecklenburg-Strelitz. Ende ohne Glanz und Gloria. Verlag Steffen, Friedland 2007, ISBN 978-3-937669-97-7.
↑Mecklenburg-Schwerinsches Staatshandbuch. 1907, S. 7.
↑Helmut Reichold: Bismarcks Zaunkönige. Duodez im 20. Jahrhundert: eine Studie zum Föderalismus im Bismarckreich. Paderborn: Schöningh 1977, ISBN 978-3-506-77440-8.
↑ abcdPreußisches Kriegsministerium (Hrsg.): Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1908.E.S. Mittler & Sohn. Berlin 1908. S. 415.