Nachdem eine bereits 1851 projektierte Pferdeeisenbahn von Köflach nach Graz nicht zur Ausführung gelangte, erhielt die betreibende „Voitsberg-Köflach-Lankowitzer Steinkohlengewerkschaft“ am 26. August 1855 das kaiserliche Privilegium zum Bau und Betrieb einer „Locomotiv-Eisenbahn“ von Köflach nach Graz.[2] Daraufhin wurde die Gewerkengesellschaft in eine Aktiengesellschaft mit der Bezeichnung „k. k. privilegierte Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft“[3] umgewandelt, die am 16. Jänner 1856 ihre erste Generalversammlung in Wien abhielt. Der Anstoß zum Bau der Köflacherbahn wurde von Erzherzog Johann gegeben, der auch die Trassenführung persönlich bestimmte,[4] war er doch der große Förderer und Mitplaner der Südbahn und als Besitzer von Kohlegruben in Köflach und eines für die damalige Zeit modernsten Blechwalzwerks in Krems in der Weststeiermark auch persönlich an dieser Bahnverbindung interessiert.
Der Betrieb auf der Strecke Graz–Köflach[5] wurde am 22. Juni 1859 zunächst provisorisch aufgenommen, wobei dieser vorwiegend dem Kohletransport aus den dortigen Bergbaugebieten diente. Der reguläre Personenverkehr folgte am 3. April 1860, der Frachtenverkehr am 1. November 1860.[5] Die „Wieserbahn“ von Lieboch über Deutschlandsberg nach Wies-Eibiswald kam am 8. April 1873 als Flügelbahn hinzu.
Ursprünglich war Eigentümerin die „Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft“ (damals „GKB“, heute „GKB-Bergbau“), die ebenso den Kohlebergbau durchführte. Für die beiden Bahnstrecken wurde in unmittelbarer Nähe des Grazer Hauptbahnhofs ein eigener Bahnhof errichtet, der noch heute unter dem Namen „Graz Köflacherbahnhof“ (innerbetriebliche Abkürzung „GKf“) bekannt ist.[6] Alle personenbefördernden Züge der GKB, die in Graz Hauptbahnhof beginnen oder enden, halten ebenso im Graz Köflacherbahnhof. Von 1878 bis 1924 führte die GKB den Betrieb nicht selbst, sondern hatte ihn der österreichischen Südbahn-Gesellschaft übertragen. Der Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft gehörte ab 1880 auch das Schloss Alt-Kainach.
20. Jahrhundert
1918 nahm eine Privatinitiative den Bau einer 5,5 km langen normalspurigen Bahn von Köflach in das industriell wie forstwirtschaftlich bedeutsame Krenhof (47.09563315.058007) in Aussicht. Die unverwirklicht gebliebene Flügelbahn verstand sich als Teil der Linie Köflach–Obersteiermark.[7]
1952 wurde wegen des Kohleabbaus die Strecke zwischen Oberdorf und Köflach verlegt und der 244 m lange Rosentaler Tunnel gebaut. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte durch den langsamen Rückgang des Kohleabbaus und durch das steigende Mobilitätsbedürfnis eine Umorientierung zum Personenverkehr.
In den 1980er Jahren wurden die Strecken der GKB zum Anziehungspunkt für Eisenbahnliebhaber und -fotografen, da die GKB eine der letzten Bahnverwaltungen in Österreich war, die im Rangier- und Verschubdienst sowie teilweise noch im Streckendienst Dampflokomotiven einsetzte. So blieben betreut vom Verein „Steirische Eisenbahnfreunde“ (StEF), der in enger Zusammenarbeit mit der GKB steht, die Dampflokomotiven 671 (ex Südbahn Reihe 29, Baujahr 1860 und damit eine der ältesten betriebsfähigen und die dienstälteste Dampflokomotive der Welt) und 56.3115 (mit Stand 2007 nicht betriebsbereit) erhalten.
Mit 2. Juli 2024 hatte die ÖBB-Infrastruktur AG den Teilbetrieb Infrastruktur der GKB und damit auch die Köflacherbahn übernommen, die die übernommenen Strecken auch als Steirische Westbahn bezeichnet.[8]
Streckenverlauf
Die Strecke verlässt den Südkopf des Grazer Hauptbahnhofs in einem Rechtsbogen Richtung Westen, passiert den Köflacherbahnhof wendet sich am Reininghausgelände wieder nach Süden und durchmisst im verbauten Stadtgebiet von Graz das Grazer Feld. Die Strecke rückt immer näher an den bergigen Beckenrand heran und durchschneidet südlich von Tobelbad einen Geländerücken zum Doblbachtal, das umgehend über einen weiteren Geländerücken zum Kainachtal in Lieboch wieder verlassen wird.
Die Trasse folgt nun dem weiten Kainachtal flussaufwärts bis Voitsberg, wo sie für eine kurze Strecke – bis Köflach – noch ins Tal des Gradnerbachs Einzug hält.
Verkehr und Planungen
Die S-Bahn-Linie S7 der S-Bahn Steiermark befährt die gesamte Strecke im Stundentakt. Zwischen Graz und Lieboch verkehrt außerdem im Stundentakt die Linie S61, sodass sich auf diesem Abschnitt ein ungleichmäßiger 50/10-Minuten-Takt ergibt. In der Hauptverkehrszeit fahren außerdem Verstärkerzüge, die nicht an allen Stationen halten.[9]
Bis Dezember 2025 soll die Köflacherbahn elektrifiziert werden, gleichzeitig mit Inbetriebnahme der Koralmbahn soll die Elektrifizierung abgeschlossen sein.[10][11][12]
Langfristig sollen im Grazer Stadtgebiet alle Bahnübergänge beseitigt werden. Alternativ prüft die GKB, die Strecke in diesem Abschnitt unterirdisch zu führen.[13]
Ereignisse
Am 24. Februar 1910 kam es in Krottendorf zu einem spektakulären Zusammenprall eines Güterzugs mit mehreren abgestellten Waggons. [14]
Am 6. Juli 1943 stießen nahe der Haltestelle Köppling zwei Personenzüge zusammen. Bei dem Unglück wurden sieben Personen getötet, 20 überlebten teils schwer verletzt.
Am 16. August 1965 wurde nach einem Dammbruch im Bergbau Franzschacht der Bahnhof Köflach und ein Teil der Stadt Köflach mit Schlamm überflutet, in dem auch die Lok GKB 671 feststeckte.
Am 18. September 2018 kollidierte ein Linienbus der Holding Graz Linien am unbeschrankten Eisenbahnübergang Grottenhofstraße mit einem Personenzug der GKB, nachdem die Busfahrerin das Ampelsignal übersehen hatte. Die Busfahrerin kam dabei ums Leben, acht Passagiere wurden schwer verletzt.[16][17]
↑P(eter) F(riedrich) Kupka: Die Eisenbahnen Österreich-Ungarns 1822–1867. Duncker und Humblot, Leipzig 1888, S. 187.
↑Walter Brunner im Auftrag der Stadt Graz, Kulturamt (Hrsg.): Geschichte der Stadt Graz (in vier Bänden), Eigenverlag der Stadt Graz 2003, ISBN 3-902234-02-4; (Band 4, S. 167).
↑ abP(eter) F(riedrich) Kupka: Die Eisenbahnen Österreich-Ungarns 1822–1867. Duncker und Humblot, Leipzig 1888, S. 188.
↑GKB setzt Region unter Strom. gkb.at, 6. Mai 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Mai 2019; abgerufen am 8. Mai 2019.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gkb.at
↑Sepp Tezak: Zusammenstoß auf der GKB. In: Schienenverkehr aktuell. Eisenbahn, Straßenbahn und Modellbahn in Österreich. Nr. 12/1979, ZDB-ID 568412-2, S. 7.
↑Clemens Rant: Die GKB - 2018. Abgerufen am 28. September 2020 (österreichisches Deutsch).