Judith Peto wuchs als Kind jüdischer Eltern in Budapest auf. Sie erhielt 1938 und 1939 in England ihre erste Ausbildung in Chemie am King’s College, musste jedoch zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nach Budapest zurückkehren und erlernte den Beruf des Täschners. Im Jahr 1939 wurde sie Gesellin und später erste Meisterin der Ungarischen Handtaschen Gilde. Ihr Vater war im Besitz eines Schweizer Schutzpasses, der der Familie ein Überleben während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft ermöglichte. Nach dem Krieg stellte sie in einer kleinen Werkstatt eigene Taschen her. In dieser Zeit lernte sie den amerikanischen Soldaten und Maler Gerson Leiber kennen, den sie 1946 heiratete. Mit ihm wanderte sie 1947 in die Vereinigten Staaten aus.[2]
Nachdem sie in den 1950er Jahren in New York City für unterschiedliche Modefirmen, unter anderen für Nettie Rosenstein (1948 bis 1960), Richard Kort (1960 bis 1961) und Morris Moskowitz (1961 bis 1962) als Handtaschendesignerin gearbeitet hat, gründete sie 1963 mit der Unterstützung ihres Ehemanns ihr eigenes Label, das schnell expandierte. Im Jahr 1996 eröffnete sie auf der Madison Avenue eine eigene Boutique.
Im Jahr 1998 zog sich Judith Leiber vollständig aus dem Geschäftsleben zurück.[5] Das Ehepaar verkaufte bereits 1993 ihr erfolgreiches Unternehmen, das 200 Angestellte beschäftigte, an die Firma Time Products, Inc., die sie 2000 an die Pegasus Apparel Group weiterverkaufte. Seit 2001 firmierte die Pegasus Apparel Group als Leiber Group. Ende der 1990er Jahre wurden in der Firma jährlich 100 Handtaschenmodelle gefertigt. Mit dem Verkauf der Firma wurde auch ihr Markenname verkauft, was Judith Leiber später bereute, da sie ihren bekannten Namen für die in späteren Jahren entworfene Silberschmuck-Kollektion nicht mehr verwenden konnte.[6]
Im Jahr 2005 richtete das Ehepaar Leiber auf seinem Grundstück am Old Stone Highway in Springs (East Hampton) das Leiber-Museum ein, in dem neben den Handtaschenkollektionen auch Gemälde ihres Mannes gezeigt werden.[10] Judith Leiber verstarb im Alter von 97 Jahren am 28. April 2018 nur wenige Stunden nach ihrem Ehemann in ihrem Haus in Springs.[1]
Ausstellungen (Auswahl)
The Artist and Artisan: Gerson and Judith Leiber, Fine Arts Museum of Long Island (1991)
Judith Leiber - The Artful Handbag, Museum at the Fashion Institute of Technology, New York (1994)
Spring Retroactive, Atlanta (2001)
Auszeichnungen
Swarovski Great Designer Award (1973)
Coty American Fashion Critics Award (1973)
Neiman Marcus Award (1980)
Foundation for the Fashion Industries Award (1991)
Silver Slipper Award (1992)
Handbag Designer of the Year Award (1992)
Council of Fashion Designers of America Award (1993)
Lifetime Achievement Award vom Council of Fashion Designers (1994)
Modelle (Auswahl)
Teddy bear
Socks - Abendhandtasche
Cupcake - Minaudière
Bird Crystal - Minaudière
Speccio faceted Clutch
Ritz Fizz Crystal Clutch
Lily & Dragonfly Crystal - Minaudière
Crystal Scarab Beetle Clutch
Geometric Crystal Pyramid Clutch
New Rose Crystal - Minaudière
Strawberry Twist Cone - Minaudière
Fluffy Cat Crystal - Minaudière
Candy Crystal- Minaudière
Crystal-Embellished Tulip Clutch
Jet Crystal-Embellished Clutch
Grape Cluster Crystal Clutch
Literatur
Richard Martin: The Artist & Artisan: Gerson and Judith Leiber, Ausstellungskatalog, Hempstead, New York, 1991.
Bernadine Morris: The Portable Art of Leiber Handbags, New York Times, 25. November 1994
Enid Nemy, John Bigelow Taylor (Hrsg.): Judith Leiber - The artful handbag. Fashion Institute of Technology New York, H.N. Abrams, New York 1995, ISBN 978-0-8109-3571-6, 159 S.
Anne Stegemeyer: Who's Who in Fashion, Dritte Auflage, New York 1996
Fashioning Art: Handbags by Judith Leiber, Ausstellungskatalog Corcoran Gallery of Art, 2002, 31 S.
↑Sigrid Ivo: Bags: A Selection from the Museum of Bags & Purses Amsterdam: The Museum of Bags and Purses, Amsterdam. Uitgeverij Pepin Press, Amsterdam 2004. ISBN 978-90-5496-143-7, S. 356 & S. 358