Joseph Samuel Bloch, Sohn eines Bäckers, besuchte als Jugendlicher die Jeschiwa, machte die Rabbinerausbildung und holte die Gymnasialausbildung privat in Magdeburg und Liegnitz nach. Nach seinem Studium in München und Zürich wurde er dort Doktor der Philosophie und lebte daraufhin als Rabbiner in Rendsburg (Holstein), Kobylin (Provinz Posen), Brüx (Böhmen) und schließlich in der Wiener Arbeitergemeinde Floridsdorf.
Er trat als Anwalt jüdischer Angelegenheiten auf und nahm die Juden im Reichsrat und in den Pressesparten in Schutz. Besonderes Aufsehen erregte die Klage des Verfechters der Ritualmordlegende von TiszaeszlárAugust Rohling gegen ihn, wozu Blochs Immunität am 12. Februar 1884 vom Parlament aufgehoben werden musste. Der antisemitische Abgeordnete Georg Ritter von Schönerer nutzte die Gelegenheit, die Blutbeschuldigung im Parlament zu verbreiten. Bloch nahm die Behauptungen der Antisemiten ernst und suchte ihnen systemimmanent zu begegnen und sie dann ad absurdum zu führen. Im Prozess konnte er Rohling der Unwissenheit des Hebräischen überführen, woraufhin der Prozess wegen angeblicher Verleumdung platzte.
Als im Jahre 1893 der von Pfarrer Joseph Deckert bezahlte Konvertit Paulus Meyer in der Ausgabe der Zeitschrift Vaterland vom 11. Mai behauptete, dass eine Gruppe russischer Rabbiner in Lentschna in seiner Gegenwart einen Ritualmord begangen habe, veranlasste Bloch im Namen der Kinder dieser Rabbiner die Strafverfolgung von Deckert, Meyer und den Herausgeber dieser Zeitschrift. Am 15. September wurde im Prozess die Verschwörung aufgedeckt und die drei Angeklagten zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Bloch war Mitbegründer der Österreichisch-Israelitischen Union.[2] Er war Begründer und jahrzehntelanger Herausgeber und Redakteur der „Oesterreichischen Wochenschrift“, die sich zuerst gegen den jüdischen Deutschnationalismus, dann aber auch gegen Politik von Theodor Herzl wandte. Engagement zeigte er während des Ersten Weltkrieges und auch danach mit der Hilfe für ostjüdische Flüchtlinge in Wien.
Er war Anhänger des nationalen Judentums und der jüdischen Kolonisation in Palästina, aber auch Gegner des politischen Zionismus. Später wurde er zum Anhänger der österreichischen Idee.
Seine letzte Ruhestätte fand Joseph Samuel Bloch in der neuen jüdischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs (Tor 4, Gruppe 5, Reihe 4, Nr. 9).
Werner J. Cahnman: Adolf Fischhof and his Jewish Followers. Leo Baeck Institute Yearbook, London 1959, 4(1), S. 111–140.
Johannes Reiss (Hrsg.): Aus den Sieben-Gemeinden. Ein Lesebuch über Juden im Burgenland. Österreichisches Jüdisches Museum, Eisenstadt 1997, ISBN 3-900907-05-6.[4]
Ian Reifowitz: Imagining An Austrian Nation: Joseph Samuel Bloch and the Search for a Multiethnic Austrian Identity, 1846–1919. East European Monographs, distributed by Columbia University Press, 2003, ISBN 0-88033-529-7.
Tim Buchen: "Herkules im antisemitischen Augiasstall" : Joseph Samuel Bloch und Galizien in der Reaktion auf Antisemitismus in der Habsburgermonarchie. In: Ulrich Wyrwa (Hrsg.): Einspruch und Abwehr: Die Reaktion des europäischen Judentums auf die Entstehung des Antisemitismus (1879–1914). Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust 2010, Fritz Bauer Institut, Campus-Verlag, Frankfurt New York 2010, ISBN 978-3-593-39278-3, S. 193–214; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche