Joe Farman war der Sohn eines selbständigen Bauhandwerkers und einer Grundschullehrerin und wuchs in Norwich zusammen mit seiner älteren Schwester auf.[2] Er absolvierte die King Edward VI Grammar School in Norwich und studierte ab 1950 – dank eines Stipendiums – Naturwissenschaften mit einem Schwerpunkt in Mathematik und Physik am Corpus Christi College der University of Cambridge. 1953, nach Abschluss des Studiums, verzichtete er auf das Anfertigen einer Doktorarbeit und arbeitete zunächst drei Jahre lang für die Firma de Havilland Propellers auf dem Gebiet der Entwicklung von Lenkflugkörpern. 1956 wechselte er zur Falkland Islands Dependencies Survey, aus der 1962 die British Antarctic Survey hervorging, deren Physik-Abteilung er seit 1969 leitete und für die er bis 1990 tätig blieb. Danach war er bis wenige Wochen vor seinem Tod, dem im Februar 2013 ein Schlaganfall vorausging, am Fachbereich Chemie der University of Cambridge beschäftigt.
Farman hinterließ seine Ehefrau, die Geschichtslehrerin Paula Bowyer, mit der er seit 1971 verheiratet war.[2]
Forschung
Zu Farmans ersten Aufgaben gehörte es, 1957/58 im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahrs britische Messdaten aus dem Südpolargebiet zur Verfügung zu stellen, worunter u. a. Daten zum Ozongehalt der oberen Erdatmosphäre und zur Sonnenstrahlung waren. Diese Messungen wurden Jahr für Jahr fortgesetzt und zeigten keine nennenswerten Veränderungen. Erstmals im Oktober 1982 registrierten die Messgeräte von Farmans Forschergruppe ungewöhnlich niedrige Ozonkonzentrationen in der Stratosphäre über der Halley-Station auf dem Brunt-Eisschelf im Weddellmeer. Bereits 1974 hatten die PhysikochemikerMario J. Molina und Frank Sherwood Rowland vorhergesagt, dass die Anreicherung der schwer abbaubaren Fluorchlorkohlenwasserstoffe in der Atmosphäre zu einem wesentlichen Ozonabbau führen könne.[3] Jedoch hatte man damals angenommen, dass während der Winterhalbjahre die Temperaturen über der Antarktis so niedrig seien, dass photochemische Reaktionen nur extrem langsam ablaufen können. Daher führte Farman seine Auswertung der Messdaten – ein Rückgang der Ozonkonzentration um 40 Prozent seit 1975 – zunächst auf ein fehlerhaft arbeitendes Dobson-Spektrophotometer älterer Bauart zurück, zumal auch Messungen von Satelliten der NASA den Rückgang der Ozonkonzentration nicht bestätigten. Erst nachdem ein Dobson-Spektrophotometer neuester Bauart aufgestellt,[4] der Einfluss ungewöhnlicher Wetterlagen auf die Messergebnisse ausgeschlossen und eine plausible chemische Erklärung für das beobachtete Phänomen gefunden worden waren, publizierte Farman im Mai 1985 zusammen mit seinen Kollegen Brian Gardiner und Jon Shanklin die Entdeckung.[5]
Bereits zwei Jahre später, im September 1987, wurde daraufhin das Montreal-Protokoll über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, verabschiedet. Die Messungen der NASA-Satelliten wurden später als beeinflusst durch eine die Daten verzerrende Programmierung erkannt: Die sprunghafte Veränderung der korrekt erhobenen Messwerte wurde automatisch als fehlerhaft interpretiert und blieb daher zunächst unerkannt.[2]
In zahlreichen Nachrufen wurde hervorgehoben, dass der Nachweis des Ozonlochs eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts war.[8]
↑Mario J. Molina und F. S. Rowland: Stratospheric sink for chlorofluoromethanes: chlorine atom-catalysed destruction of ozone. In: Nature. Band 249, Nr. 5460, 1974, S. 810–812, doi:10.1038/249810a0.
↑Joe C. Farman et al.: Large losses of total ozone in Antarctica reveal seasonal ClOx/NOx interaction. In: Nature. Band 315, Nr. 6016, 1985, S. 207–210, doi:10.1038/315207a0.