Johnny Friedlaender zählt zu den Wegbereitern der modernen Farbradierung. Er gab dieser schwierigen künstlerischen Technik eine neue, zeitgemäße Ausdrucksform, welche die Tradition mit der Innovation verband. In seiner Werkstatt in Paris wurden viele bedeutende Künstler mit der Radierung vertraut gemacht.
Friedländer studierte von 1928 bis 1930 bei Otto Mueller und später bei Carlo Mense an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau, bis er als 18-Jähriger nach Dresden übersiedelte, wo erste Ausstellungen seiner Werke stattfanden. 1933 wurde er verhaftet und in einem Konzentrationslager interniert. Zwar wurde er im Dezember entlassen, musste sich jedoch täglich bei der Polizei melden. Dies war einer der Gründe dafür, dass er 1935 in die Tschechoslowakei emigrierte, wo 1936 erstmals einige seiner Radierungen ausgestellt wurden.
Ein Jahr später unternahm Friedländer eine Reise nach Paris, wo er als politischer Flüchtling seine Aufenthaltsgenehmigung jede Woche erneuern musste. Dort stellte er Radierungen aus und machte Illustrationen für die Wochenzeitung Marianne.
Von 1939 bis 1943 wurde er im Lager von Meslay-du-Maine interniert, nach der Befreiung diente er eine Zeitlang in einer Einheit der britischen Armee. Aus dem Jahre 1944 datiert sein Radierzyklus „Images du malheur“. Nach Kriegsende 1945 kehrte er nach Paris zurück und erhielt 1950 die französische Staatsangehörigkeit.
Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 337.
Kunstverein Darmstadt: Deutsche Radierer der Gegenwart. Darmstadt 1982, S. 66f. ISBN 3-7610-8121-9.
Geneviève Debien: Johnny Friedlaender. Studentischer Rebell und späterer „Erneuerer“ der Farbradierung. In: Dagmar Schmengler u. a. (Hgg.): Maler. Mentor. Magier. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau, Heidelberg u. a.: Kehrer 2018. ISBN 978-3-86828-873-5, S. 330–335.