John Deere bezeichnet die Hauptmarke des US-amerikanischenIndustrieunternehmensDeere & Company. Sie geht zurück auf den gleichnamigen Unternehmensgründer. Das Unternehmen ist einer der führenden Hersteller von Landtechnik. Weitere Marken des Konzerns sind Deere (Baumaschinen und Motoren), Kemper (Erntevorsätze) sowie Frontier (u. a. Geräte für Grünland und Bodenbearbeitung), PartsCountry und Vapormatic (Ersatzteile für Fremdfabrikate).
Weitere Produkte des Unternehmens sind Maschinen für die Forstwirtschaft und Baumaschinen sowie Geräte zur Rasen- und Grundstückspflege. Der Vertrieb der Produkte in Deutschland erfolgt über ein Netzwerk von Vertriebspartnern.[3]
Am 7. Februar 1804 wurde John Deere in Rutland geboren. 1821 bis 1825 machte er bei Benjamin Lawrence in Middlebury in Vermont eine Lehre als Schmied. Aus wirtschaftlichen Gründen zog er 1836 westwärts nach Grand Detour (Illinois, 16 km südlich von Oregon (Illinois)). 1837 entwickelte der Hufschmied mit einem bis dahin unbekannten Schärf- und Polierverfahren (ursprünglich für Ledernadeln entwickelt) den ersten selbstreinigenden Stahlpflug und legte damit das Fundament für sein Unternehmen Deere & Company, besser bekannt unter dem Markenzeichen John Deere. 1848 verlegte er nach Trennung von seinem Geschäftspartner Leonard Andrus, mit dem er fünf Jahre zusammengearbeitet hatte, den Unternehmenssitz von Grand Detour nach Moline, Illinois. Dort gab es noch keinen Schmied seiner Qualität, und die Lage am Mississippi River bot Wasserkraft und günstigere Transportwege sowohl auf dem Fluss als auch mit der Eisenbahn. Schon bald produzierte er mit seiner Firma John Deere Plow Works mehr als 1.500 Pflüge pro Jahr. Viele seiner Grundsätze haben noch heute Geltung für das Unternehmen, nicht zuletzt seine hohen Qualitätsmaßstäbe. „Ich werde niemals meinen Namen auf ein Produkt setzen, in dem nicht das Beste steckt, das ich zu geben vermag“ (engl. „I will never put my name on a product that does not have in it the best that is in me.“) ist wohl sein bekanntester Leitspruch. 1852 zahlte John Deere alle seine Partner aus, 1859 übernahm sein Sohn Charles Deere (1838–1907) die Leitung bis 1907.[4] Das Unternehmen firmierte wechselnd als „John Deere“, „John Deere & Company“, „Deere & Company“, „Moline Plow Manufactory“ und „John Deere Plow Factory“, bis es 1868 als „Deere & Company“ Aktiengesellschaft (engl. Public company) eingetragen wurde. Die genaue Firmenbezeichnung im Deutschen wäre „Öffentliche (Aktien)Gesellschaft“, eine in dieser Form hier unbekannte, („Öffentlicher Ersparnis-Aufruf“) bezeichnete Form einer AG.
Am 17. Mai 1886 starb der Firmengründer John Deere im Alter von 82 Jahren in Moline.[5][6]
20. Jahrhundert
Mit der Übernahme der Waterloo Gasoline Engine Company kurz nach dem Ersten Weltkrieg (1918) stieg John Deere in das Traktorengeschäft ein. In der Zeit der Weltwirtschaftskrise 1931 bis 1933 verzichtete Deere & Company entgegen gängiger Praxis auf Rückforderung bereits erbrachter Lieferungen von zahlungsunfähigen Landwirten und gewann auf diese Weise treue Kunden.
1956 übernahm Deere & Company die deutsche Heinrich Lanz AG in Mannheim, die den Lanz Bulldog konstruiert hatte und ihn auch produzierte.
1958 wurde mit Einführung der Industrietraktoren 440 (Raupen-/Radantrieb) und 435 die Baumaschinensparte begründet.
In den 1980er Jahren geriet John Deere in den Sog der schweren Rezession in der Landwirtschaft, blieb aber als einziger großer Hersteller im Bereich der Landtechnik unabhängig.
Nachdem zuvor schon mit Hitachi Transportation Systems kooperiert worden war, wurde 1988 das Joint-VentureDeere-Hitachi Construction Machinery gegründet.[7]
1991 erfolgte der Einstieg beim Rasenpflegegeräte-Hersteller SABO in Gummersbach.[8][9] 1997 kaufte man die Maschinenfabrik Kemper aus Stadtlohn auf.[10] Bei einem Umsatz von 13,8 Milliarden US-Dollar erwirtschaftete John Deere 1998 einen Rekordgewinn von 1,021 Milliarden US-Dollar. 1998 übernahm John Deere mit Cameco Industries einen Hersteller von Zuckerrohrerntern.[11] 1999 übernahm John Deere von Metso mit Timberjack den weltweit größten Anbieter von Forstmaschinen. Mit Timberjack wurde auch das finnische Forschungs- und Entwicklungsunternehmen Plustech Oy, ein Entwicklungszentrum von Laufrobotern und Schreitharvestern übernommen.
21. Jahrhundert
Die Umsätze des Konzerns verdoppelten sich in den Jahren 2000–2010 von ca. 13 auf 26 Mrd. US-Dollar p. a. Im gleichen Zeitraum kletterte der Gewinn von ca. 500 Mio. US-Dollar auf 1,85 Mrd. US-Dollar. Mit Stand Oktober 2011 beschäftigte John Deere rund 6.500 Mitarbeiter in Deutschland,[12] davon 3760 in Mannheim.[13] 2013 beschäftigte John Deere etwa 67.000 Mitarbeiter in 68 Fabriken und 43 Verkaufshäusern auf fünf Kontinenten, davon 7.250 Mitarbeiter in Deutschland (Stand 2013, in Mannheim 4.050).[14]
Im Juni 2000 wurde in Schaffhausen (CH) die John Deere International GmbH für die Marktbearbeitung in Europa, Afrika sowie dem Nahen und Mittleren Osten (EMEA) gegründet.[15][16]
Im Oktober 2007 verlegte die deutsche Niederlassung ihren Firmensitz innerhalb von Mannheim von der Steuben- in die Windeckstraße. Der für rund zwölf Millionen Euro umgebaute Bürokomplex aus den 1970er-Jahren beherbergte sowohl die Verwaltung auf rund 4500 Quadratmetern Bürofläche als auch die Entwicklungsabteilung.[17]
Im Juni 2010 wurde in Kaiserslautern das Europäische Technologie Innovations-Centrum (ETIC) eröffnet.[18] Dort werden gemeinsam mit Forschungsinstituten im Bereich Agriculture Management Systems (AMS) IT-Lösungen für die Präzisionslandwirtschaft entwickelt sowie Zukunftstechnologien im Bereich des Fahrzeugbaues erarbeitet. Zuvor war der AMS-Bereich außerhalb des Werkes Zweibrücken nahe dem Flughafen Zweibrücken untergebracht.
Zum 1. November 2012 gingen die deutschen Zweigniederlassungen der Deere & Company Muttergesellschaft in die neue Landesgesellschaft John Deere GmbH & Co. KG über. Sitz der neuen Gesellschaft ist Mannheim und sie umfasst die Werke Mannheim, Bruchsal und Zweibrücken sowie das europäische Ersatzteilzentrum in Bruchsal, die deutsche John Deere Vertriebs- und Marketingorganisation und die Forschungs- und Entwicklungsstandorte in Kaiserslautern.[19] Außerdem kooperiert John Deere seit 2012 in ausgewählten Märkten mit MacDon bei der Lieferung von Schwadmähern.[20]
2015 übernahm John Deere den französischen Sämaschinen-Hersteller Monosem.[21]
Investoren wie Warren Buffett[22] und der Microsoft-Gründer Bill Gates haben ihr Geld in Aktien von John Deere angelegt, seit 2011 ist Gates größter Einzelaktionär von John Deere mit einem Anteil von rund 5 %.[23]
Im Juli 2017 gab Deere bekannt, den italienischen Hersteller selbstfahrender Spritzen Mazzotti zu übernehmen.[24] Im gleichen Monat gab das Unternehmen eine Beteiligung am deutschen Baumaschinenhersteller Kramer bekannt. Damit sollen die John Deere-Vertriebspartner Zugang zu landwirtschaftlichen Teleskop- und Radladern erhalten.[25]
Zum 1. Dezember 2017 wurde die deutsche Wirtgen Group für 4,4 Milliarden Euro von Deere übernommen.[26][27][28]
Im Juni 2020 wurde die SABO Maschinenfabrik GmbH an die Beteiligungsgesellschaft Mutares verkauft.[9]
Im Dezember 2021 wurde bekannt, dass sich John Deere mit einer Mehrheitsbeteiligung am österreichischen Hersteller von Antriebsakkus Kreisel Electric beteiligt hat.[29] Der Unternehmensstandort in Rainbach im Mühlkreis mit seinerzeit 160 Mitarbeitern soll erhalten bleiben.[29]
Kritik
2015 geriet John Deere unter Kritik von Verbraucherschutzgruppen wie der Electronic Frontier Foundation.[30] Kritisiert wurden Nutzungslizenzformulierungen, welche den Besitzern von John-Deere-Traktoren verbieten sollten, deren Traktoren und Software zu modifizieren. John Deeres Grundlage, dies zu tun, war die durch den DMCA verbotene Umgehung von DRM-Mechanismen.[31] Argumentiert wurde mit der Nutzersicherheit sowie möglichen Urheberrechtsverletzungen beim Konsumieren von Musik in der Kabine.[32] Man wollte versuchen, Selbst-Reparaturen von Traktoren durch ihre Besitzer zu verhindern.[33][34] Mangels offiziellem Zugang zu Diagnose- und Reparaturwerkzeugen sind bereits Fehlercodes nicht frei zugänglich. Die Koppelung der Maschinenteile an eine individuelle VIN-Nummer der Traktoren (Serialisierung) schließt Ersatzteile von Drittanbietern effektiv aus. Defekte Bauteile können so nur von autorisierten Technikern per Software aktiviert werden. Dadurch können Landwirte ihre Geräte nicht mehr selbst reparieren, wie dies traditionell von vielen praktiziert wurde. Auch die Wahl einer freien Werkstatt ist nicht möglich, da nur der Hersteller die notwendigen Werkzeuge und Programme besitzt.[35]
Als Folge davon entwickelte sich eine Hacker-Szene. Wie bei anderen proprietären Plattformen versuchen Hacker, nach Schwachstellen zu suchen, um die Einschränkungen aufzuheben. 2017 wurde dafür eine veränderte Firmware aus der Ukraine bekannt.[36] Um den Landwirten einen eigenen Zugang zu ihren Traktoren zu gewähren, hat der Hacker Sick.Codes auf der DefCon-Sicherheitskonferenz 2022 einen Hack des Terminals vorgestellt.[37]
Während der russischen Invasion der Ukraine sollen russische Truppen landwirtschaftliche Maschinen des Herstellers geraubt haben, die dann aber per Internet deaktiviert wurden.[38] Entsprechende Einschränkungen waren bereits Jahre zuvor mit neuen Nutzungsbedingungen ermöglicht worden. Sie erlauben es dem Hersteller, das Gerät jederzeit aus der Ferne zu deaktivieren, sofern gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen wird.[39]
In einer am 12. Januar 2022 im US-Bundesstaat Illinois eingereichten Sammelklage wird John Deere eine Monopolbildung bei den Reparaturdiensten sowie die künstliche Verknappung von autorisierten Werkstätten vorgeworfen.
Firmenfarben und Logo
Die Firmenfarben von Deere & Company sind seit 1920 ein dunkelgrün für das Fahrzeug und gelb für die Aufschrift, Felgen oder früher Stollenstahlräder und Raupenabdeckung nachweisbar. Dieses Farbschema geht zurück auf die Farben der Kulturpflanze Mais. Diese bildet das Rückgrat der ackerbaulichen Erzeugung im Mittleren Westen der USA.
Das Firmenlogo bestand ab 1848 aus einem Stahlpflug (für Ochsengespanne). Seit 1873 zeigt es einen springenden Hirsch (englisch deer). Das Firmenemblem von John Deere bestand damals aus einem über einen Baumstamm mit ausgestreckten Beinen springenden Weißwedelhirsch,[40] überwölbt mit „JOHN DEERE“.
Produktion und Vertrieb
John Deere ist in die Geschäftsbereiche Agriculture, Construction and Forestry, Turf und Power Systems gegliedert.
Die Produktion erfolgt zu erheblichen Teilen auch außerhalb Nordamerikas, maßgeblich auch in Europa. Größter Unternehmensstandort außerhalb der USA ist das John Deere Werk Mannheim. Weitere Werke in Deutschland sind Zweibrücken, Bruchsal und Stadtlohn (Kemper). In Walldorf wurde im Jahr 2020 das Sales & Marketing Service Center errichtet, außerdem befindet sich noch das European Technology Innovation Center in Kaiserslautern. Die Firma Kemper in Stadtlohn produziert Erntevorsätze für Mähdrescher und Häcksler, das Werk in Bruchsal fertigt die Fahrerkabinen für Traktoren und Erntemaschinen. Weitere Fabrikstandorte in Europa sind Horst aan de Maas in den Niederlanden (Pflanzenschutzgeräte), Arc Les Gray (Futtererntegeräte) und Saran (Motoren) in Frankreich sowie Getafe (Getriebekomponenten) in Spanien. Im finnischen Joensuu werden Forstmaschinen gefertigt.
In Märkten, in denen John Deere nicht mit eigenen Verkaufsniederlassungen vertreten ist, werden die Produkte von nationalen Vertriebspartnern verkauft, die auch Kundendienst, Ersatzteilversorgung und Finanzierung anbieten.
Die Produktpalette von John Deere umfasst jedoch nicht nur landtechnische Produkte, sondern auch Baumaschinen (Radlader, Planierraupen und Laderaupen, Erdhobel, Bagger und Baggerlader usw.), Forstmaschinen, Kommunaltraktoren sowie Maschinen für Rasen-, Grundstücks- und Golfplatzpflege. Auch werden Produkte für die GPS-gestützte Präzisionslandwirtschaft, die Ertragsmessung, die Dokumentation und Software zum Flottenmanagement vertrieben.
Aktuelle Maschinen
Traktoren
Der zurzeit stärkste Traktor von John Deere ist das Modell 9RX 830 mit einer Nennleistung von 913 PS. Mit über 900 PS ist er somit der stärkste Serientraktor der Welt.[41]
Das Modell 6R 250 mit einer angegebenen Nennleistung von 250 PS ist der größte in Mannheim gefertigte Traktor.
Baureihe
Nennleistung in kW (PS)
Zylinder (Anzahl)
Hubraum in l
Leergewicht in kg
Serie 5
5050E – 5075E
36 (49) – 55 (75)
3
2,9
2.670 – 3.320
5GN (Weinbau breiter Reihenabstand)
55 (75) – 85 (115)
4
3,4
3.165 – 3.195
5GV (Weinbau enger Reihenabstand)
55 (75) – 85 (115)
4,5
2.715 – 2.895
5GF (Wein- und Obstbau mit breiten Kulturen)
55 (75) – 85 (115)
3,4
3.125
5GL (Obstbau mit niedrig hängenden Lauben- und Markisenkulturen)
55 (75) – 85 (115)
3,2
2.670
5ML ( Ideal für den Anbau von Zitrusfrüchten und Nüssen)
Die Einführung der neuen Serie 5R im Jahr 2009 änderte bei John Deere die Bezeichnung der Traktoren. Dabei steht die erste Zahl für die Baureihe, um die es sich handelt; die drei weiteren geben die Motorleistung bei Nenndrehzahl gemäß 97/68/EC-Standard an.
Die Buchstaben sagen etwas über die Ausstattung aus. Je weiter hinten sich dieser im Alphabet befindet, desto umfangreicher ist die Ausstattung, dabei steht beispielsweise der Buchstabe R für die höchste Ausstattungsvariante.
Mähdrescher
Die drei Mähdrescherserien: T, S und X. Sie bieten eine Auswahl an Dresch- und Abscheidetechnologien für unterschiedliche Betriebsgrößen und verfügen alle über die gleichen fortschrittlichen Technologien.
Zu den größeren Konkurrenten von John Deere auf dem Weltmarkt zählen der niederländische Land- und Baumaschinenhersteller CNH Industrial (Case New Holland), die beiden deutschen Landmaschinenkonzerne Claas und Krone sowie die US-amerikanische AGCO, zu der u. a. der deutsche Landmaschinenhersteller Fendt gehört.
Don Macmillan (Hrsg.), Wayne G. Broehl: John Deere. Die Geschichte des größten Traktorenherstellers der Welt. Heel, Königswinter 2005; ISBN 3-89880-256-6.
Don Macmillan: Das große Buch der John Deere Traktoren. Alle Modelle von 1892 bis 1999 mit Lanz-Modellen der Jahre 1911–1963 . BLV Verlagsgesellschaft, München 2001; ISBN 3-405-15950-4.
David Magee: The John Deere Way: Performance that Endures. John Wiley & Sons, Hoboken, New Jersey 2005; ISBN 0-471-70644-2 (zu den Managementmethoden des Unternehmens)
Peter Schneider: Typenkompass John Deere Traktoren seit 1960. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000; ISBN 3-613-02021-1.
Peter Schneider: John Deere. Traktoren aus Mannheim seit 1960. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2007; ISBN 3-613-02719-4 (erscheint Ende Mai 2007)
↑Laura Sydell: DIY Tractor Repair Runs Afoul Of Copyright Law. npr.com, 17. August 2015, abgerufen am 31. August 2015 (englisch): „And the little computer screen lets him know when something is wrong. Unfortunately, Alford isn’t allowed to fix it. John Deere has a digital lock on the software that runs his tractor. And it won’t give him the key.[…] The company went on to say that unqualified individuals could endanger customer safety.“