Johann Gottlieb Tamitius wurde als Sohn des kurfürstlich-sächsischen Hoforgelmachers Andreas Tamitius (1633–1700) in Dresden geboren.
Sein Handwerk erlernte er bei Johann Georg Finke in Saalfeld. 1716 wirkte er kurzzeitig in Strahwalde.
1717 eröffnete Tamitius eine Orgelbauwerkstatt in Zittau. Er hatte später auch eine Filiale in Grottau in Böhmen.
1741 hatte er wahrscheinlich Kontakt zu Gottfried Silbermann bei dessen Neubau einer Orgel in Zittau, deren Wartung er danach übernahm.[1]
Mitarbeiter
Schüler und Mitarbeiter von Johann Gottlieb Tamitius waren unter anderen
Nachfolger seiner Werkstatt wurde der Schwiegersohn Leonhard Balthasar Schmahl und nicht der Sohn Johann Gottlob Tamitius, der dort aber mitarbeitete.
Privates
Johann Gottlieb Tamitius war mit Christiana Eleonore Cadner seit 23. November 1728 in Zittau verheiratet. Diese war die Tochter des Pfarrers von Strahwalde, wo Tamitius 1716 kurzzeitig gelebt hatte. Bekannt ist ein Sohn Johann Gottlob Tamitius (1738–1819), der in der väterlichen Werkstatt mitarbeitete.[4]
1726 Deutsch Gabel (Jabloné), 1772 umgesetzt nach Schönerlinde (Krásna Lipa) durch Leonhard Balthasar Schmahl und Sohn Johann Gottlob Tamitius
1727/28 Türchau (Turoszów), Schlesien, der Ort wurde später abgetragen (wegen Braunkohlentagebau); möglicherweise wurde die Orgel nach Reichenau (Bogatynia) umgesetzt (?)
1746 Reichstadt (Zákupy), Kirche St. Fabian und Sebastian, II/19, 1761 Reinigung und Intonation, nicht erhalten[7]
1747 Großschönau, Sachsen, II/P/28, davon zwölf Register im Hauptwerk, elf im Oberwerk und fünf im Pedal; 1898 ersetzt[13]
1748 Niemes (Mimoň), Kirche St. Peter und Paul (sv. Petra a Pavla), mit Leonhard Balthasar Schmahl[7]
1751 Bertsdorf, Kirche, II/p/19, 1896 neues Orgelwerk im alten barocken Gehäuse durch A. Schuster, erhalten[14]
1754/55 Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice), St. Jakob (sv. Jakuba Většího), II/P/21, mit Leonhard Balthasar Schmahl; 1767 umgesetzt in die neue Kirche in Böhmisch Kamnitz durch Josef Benedict Matzke (* um 1729; † 28. Dezember 1778 Böhmisch Kamnitz); danach mehrere Umbauten und Dispositionsänderungen; erhalten in Teilen[15][7]
1755 Reichenberg (Liberec), Heilig-Kreuz-Kirche (sv. Kříža), mit Leonhard Balthasar Schmahl, nicht erhalten
1760 Schloßbösig (Bezděz), Kirche St. Elias (sv. Jiljí), II/10, mit Leonhard Balthasar Schmahl; erhalten[16][7]
1760 Niedergrund (Dolní Podluží), St. Katharina, I/10, mit Leonhard Balthasar Schmahl.[7]
1761 Nixdorf (Mikulašovice)
1762 Hühnerwasser (Kuřívody), sv. Havla, II/11, mit Leonhard Balthasar Schmahl[7]
1762 Rumburg
1765 Münchengrätz (Mníchovo Hrádište)
1767/68 Waltersdorf bei Großschönau, Dorfkirche, mit drei übereinander angeordneten Keilbälgen, 1072 Pfeifen, einzige erhaltene Orgel von Johann Gottlieb Tamitius im heutigen Deutschland[17]
1768 Reichenau (Bogatynia), 1869 Umbauten durch Andreas Schuster, mit Umdisposition, nach 1945 wurde sie aus der Kirche entfernt und ist seither verschollen.[18]
Weitere Arbeiten
Tamitius war auch mit Umsetzungen, Reparaturen, Wartungen und Umbauten von Orgeln beschäftigt
1727 Eisenbrod (Železný Brod), St. Jakob (sv. Jakuba Většího), Reparaturen an der Orgel von Ignatius Tauchmann[7]
1741 Zittau, St. Johannis, Abnahme der neuen Orgel von Gottfried Silbermann, danach Wartung, 1757 Zerstörung der Orgel während der Belagerung Zittaus[20]
1748 Großmergthal (Mařenice), sieben Reparaturen bis 1764
1749/50 Bürgstein (Sloup), St. Katharina, Reparaturen[7]
1754–1763 Schwabitz (Velký Jelení vrch), Mariä-Himmelfahrt-Kirche, drei Reparaturen, 1947 Aufhebung des Ortes für Truppenübungsplatz Ralsko[7]
1768 Langenau, St. Anna, Reparaturen an der eigenen Orgel von 1744[7]
1768 Brenn (Brenná), Kirche Johannes der Täufer (sv. Jana Křtitele), Einbau eines Orgelpositivs[7]
1769 Schnauhübel (Sněžná), Kirche Unsere Liebe Frau vom Schnee, Reparaturen[7]
Literatur
Wolfgang Hackel, Uwe Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 2. Sachsen. Berlin 2012 (auch in Bänden 3 und 4), grundlegende Darstellung
Gottlieb Friedrich Otto: Lexikon der seit dem funfzehenden Jahrhunderte verstorbenen und jetztlebenden Oberlausizischen Schriftsteller und Künstler. Görlitz 1800 ff.
Johann Gottlieb Tamitius Varhany a varhanáři v České republice (tschechisch), mit Orgelneubauten und weiteren Arbeiten in Tschechien
Einzelnachweise
↑Ernst Flade: Gottfried Silbermann: ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Orgel- und Klavierbaus im Zeitalter Bachs. 2. Auflage. Breitkopf & Härtel, 1953, S. 119.; es gibt keinerlei historische Informationen über persönliche Begegnungen der beiden; trotzdem war Tamitius in seinen Bauten sichtbar von Silbermann beeinflusst
↑Hermann Mendel: Musikalisches Conversations-Lexikon: eine Encyklopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften. Band 10, Robert Oppenheim, Berlin 1886, S. 294–295.
↑Ernst Ludwig Gerber: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler..,Vierter Theil S–Z. A. Kühnel, Leipzig 1814, S. 318.
↑Orgelbauer Tamitius und weiteres Schicksal seiner Festungsorgel. In: Offizielles Mitteilungsblatt des Festungsvereins Königstein e. V. Heft 43, Dresden 2006, S. 36–41.
↑ abcdefghijklmnoJohann Gottlieb Tamitius Varhany a varhanáři v České republice (tschechisch), mit Orgelneubauten und weiteren Arbeiten in Tschechien (mehrmals versuchen)
↑Martin Schulze: Orgelhandbuch Brandenburg Band 5: Oder-Spree.ISBN 978-3-937378-11-4, S. 140
↑Hermann Mendel, Musikalisches Conversations-Lexikon: eine Encyklopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, Band 10, Robert Oppenheim Berlin 1886, S. 90/91