Nach erstem musikalischem Unterricht durch den Vater kam Johann Georg Pisendel 1697 als Kapellknabe in die Ansbacher Hofkapelle, wo Francesco Antonio Pistocchi und Giuseppe Torelli seine Lehrer waren. Trotz der Reduzierung der Hofkapelle von 1703 wurde er wenig später als Violinist angestellt. Im März 1709 reiste er über Weimar, wo er Johann Sebastian Bach kennenlernte, nach Leipzig.
Von Januar 1712 bis zu seinem Tod war Pisendel zunächst erster Violinist und seit 1728 Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle.
Von mehreren Reisen war seine Italienreise (1716/1717) am bedeutungsvollsten. In Venedig verbrachte er auf Kosten seines Fürsten ein Jahr bei Vivaldi, mit dem ihn bald eine herzliche Freundschaft verband. Vivaldi widmete ihm vier Sonaten, fünf Konzerte und eine Sinfonia. Diese sind vermutlich zwischen 1717 und 1720 entstanden und tragen die Widmung „fatte p. Mr. Pisendel“; die Originale befinden sich in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) in Dresden.
Nach der Rückkehr nach Dresden betrieb er noch Kompositionsstudien bei Johann David Heinichen. Pisendel hinterließ einige Violinsonaten und Violinkonzerte. Er wurde auf dem Johanniskirchhof in Dresden beerdigt, sein Grab ist nicht erhalten.
Pisendel war der bedeutendste deutsche Violinvirtuose des Spätbarock. Durch großes geigerisches Können, hohe charakterliche Qualitäten und ausgezeichnete pädagogische Fähigkeiten erwarb er sich früh Anerkennung und Freundschaft zahlreicher bedeutender deutscher Musiker seiner Zeit, unter ihnen Georg Philipp Telemann. Seiner Tätigkeit als Konzertmeister unter dem Dirigenten Johann Adolph Hasse verdankte die Dresdner Hofkapelle in der Zeit des „Dresdner Barock“ ihren europäischen Ruhm. Die nach 1717 einsetzende bedeutende Vivaldi-Pflege in Dresden ist dem Wirken Pisendels zu verdanken.
Pisendels Handschriften liegen in der Dresdner Landesbibliothek. Pisendels Werke wurden 1955 durch den Musikwissenschaftler Hans Rudolf Jung thematisch katalogisiert. Die Verzeichnisnummern werden zitiert in der Form „Jung“, römische Zahl für die Werksgattung, Schrägstrich und laufende Nummer sowie Kompositionsjahr.
Pisendel schrieb unter anderem
12 Violinkonzerte in a, H, D, D, e, E, E, F, g, G, G, G
Solosonate für Violine ohne Bass in a-moll (Jung IV/2 1717).
Sinfonia in B
Gigue in a, gedruckt in Telemanns „Der getreue Music-Meister“ (Hamburg, 1728/1799)
Concerto für 2 Oboen und Fagott in Es
Nachlass
Der kompositorische Nachlass von Johann Georg Pisendel umfasst 35 Katalognummern mit Musikautographen sowie zahlreiche Abschriften mit Werken anderer Komponisten. Er wird in der Musikabteilung der SLUB Dresden aufbewahrt (Signatur: Mus.2421–…).[2]
Hans Rudolf Jung: Johann Georg Pisendel. (1687–1755). Leben und Werk. Ein Beitrag zur Geschichte der Violinmusik der Bach-Zeit. Jena 1956 (Jena, Universität, Dissertation, 1956).
Kai Köpp: Johann Georg Pisendel (1687–1755) und die Anfänge der neuzeitlichen Orchesterleitung. Schneider, Tutzing 2005, ISBN 3-7952-1140-9 (Zugleich: Freiburg (Breisgau), Universität, Dissertation, 2002).
Ortun Landmann (Hrsg.): Johann Georg Pisendel. Studien zu Leben und Werk (= Dresdner Beiträge zur Musikforschung, Bd. 3). Olms, Hildesheim 2010, ISBN 3-487-14382-8.
Albrecht Treuheit: Johann Georg Pisendel. (1687–1755). Geiger – Konzertmeister – Komponist. Dokumentation seines Lebens, seines Wirkens und Umgangs und seines Werkes. Nachgezeichnet aus Biographien, Kommentaren und Veröffentlichungen der letzten 250 Jahre. Heimatverein, Cadolzburg 1987.