Brandis entstammte einer führenden Familie der Stadt. Seine Eltern waren der Hofgerichtsassessor Christian Dietrich Brandis (1722–1800) und Sophie Charlotte Juliane Goedicke (1728–1785). Er war der sechste von sechzehn Geschwistern. Einer seiner Brüder war Joachim Friedrich Christoph Brandis (1775–1854).[1] Ein weiterer war der Göttinger Hochschullehrer Johann Friedrich Brandis (1760–1790). Seinem Vaterhaus lag ein Kapuzinerkloster gegenüber. Als Knabe beobachtete er oft, dass sogenannte vom Teufel besessene dort Hilfe durch Überlesen suchten. Er wurde als untersetzte Gestalt mit gewaltigem Kopf, als witzig und geistvoll geschildert.
Von 1785 bis 1787 war Joachim Dietrich Brandis in Göttingen Privatdozent der Medizin und praktizierte dann 1787/88 als Landarzt in Steuerwald bei Hildesheim und 1788 als herzoglich Braunschweiger Medizinal- und Sanitätsrat in Hildesheim.
Brandis heiratete in erster Ehe Lucie Christiane Juliane Link (1765–1790; verw. Schnecker/Schekker), die älteste verwitwete Schwester von Heinrich Friedrich Link.[2] Ihr Sohn Christian August Brandis (1790–1867) wurde Professor der Philosophie in Bonn.[3] 1790 heiratete er Henriette Sophie Vortmann (1769–1817) und 1818 Jane Marcoe (1791–1865), die Tochter von Abraham Markoe und Fatera.[4]
1795 wurde Brandis als Mitglied einer Sanitätskommission nach Holzminden geschickt. Zugleich arbeitete er in den Sommermonaten als Brunnenarzt in Driburg. Hier lernte er Adolph Freiherr Knigge kennen, der auf Brandis’ Bitte hin einen Brief „die Illuminaten betreffend“ aufsetzte und veröffentlichte.[5] Ab 1799 war er Badearzt in Holzminden.
Joachim Dietrich Brandis war Vertrauter von Fritz Reventlow[6] (seit 1800 Kurator der Uni Kiel). 1803 wurde er als ordentlicher Professor der Medizin nach Kiel berufen. Hier konkurrierte er mit Georg Heinrich Weber. 1803 wurde er auch zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[7] 1807 wurde auf seine Initiative in der Haßstraße ein Privathospital errichtet.
Als sich der dänische Staatsmann Christian Bernstorff in Kiel aufhielt, rettete Brandis dessen Frau[8] von einer sehr gefährlichen Krankheit, womit er große Autorität am Hofe gewann. 1810 siedelte er nach Kopenhagen um, wo er zum Leibarzt der Königin Maria von Hessen-Kassel ernannt war. 1811 wurde ihm der Titel Etatsråd und 1828 Konferensråd verliehen. Er hielt ein paar Jahre Vorlesungen an der Universität Kopenhagen. 1819 wurde er Mitglied der Kongelige Danske Videnskabernes Selskab und 1831 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Stockholm.
Anleitung zum Gebrauche des Driburger Bades und Brunnens nebst einer kurzen Beschreibung der dortigen Anlagen und Gegend. Theissing, Münster 1792. (Digitalisat)
Johann Abernetty’s Chirurgische und physiologische Versuche: Uebers. und mit einigen Anm. begleitet von Joachim Diterich Brandis; 1795
Versuch über die Lebenskraft. Hahn, Hannover 1795. (Digitalisat)
Versuche über die Metastasen. Hahn, Hannover 1798. (Digitalisat)
Erfahrungen über die Wirkung der Eisenmittel im allgemeinen und des Driburger Wassers insbesondere; 1803 (Online)
Pathologie oder Lehre von den Affekten des lebendigen Organismus. Perthes, Hamburg 1808. (Digitalisat)
Ueber psychische Heilmittel und Magnetismus; 1818 (theosophische Mystik) (Online)
Erfahrungen über die Anwendung der Kälte in Krankheiten; 1833 (nicht frei von aprioristischer Ueberschwänglichkeit)
Zoonomie oder Gesetze des organischen Lebens: Welcher die Artikel des Arzneyvorraths und eine Untersuchung über die Würkung der Arzneymittel enthält; 1801, mit Erasmus Darwin
Ueber humanes Leben. Taubstummen-Institut, Schleswig 1825. (Digitalisat)
Ueber den Unterschied zwischen epidemischen und ansteckenden Fiebern. Thiele, Kopenhagen 1831. (Digitalisat)
Ueber Leben und Polarität. Kopenhagen 1836. (Digitalisat)
Deutsches Archiv für Geschichte der Medicin und medicinische Geographie; Ausg. 7, 1884; S. 395.
Gerda Kreipe: Joachim Dietrich Brandis, ein Arzt zwischen Naturwissenschaft und Romantik. Göttingen 1967 (Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1967).
Hans-Adolf Soyka: Der Archiater Joachim Dietrich Brandis mit besonderer Berücksichtigung seiner Bedeutung für die Universität Kiel. Kiel 1961 (Kiel, Univ., Diss. 1962).
Geschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel; Ausg. 4, Nr. 1, 1965, S. 200.
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 48.
↑Gräfin Elise von Bernstorff, geborene Gräfin von Dernath: Ein Bild aus der Zeit von 1789 bis 1835. Aus ihren Aufzeichnungen