Im Jahr 1952 zog die Familie Page in die Londoner Vorstadt Epsom. Im neuen Haus hatte der Vorbesitzer eine einfache Gitarre zurückgelassen, die James’ Interesse weckte. Sein Vater, der seine Begeisterung für das Instrument bemerkte, schenkte ihm daraufhin eine „richtige“ Gitarre. Eine E-Gitarre musste der Junge schließlich selbst finanzieren. Sie fesselte ihn, nach eigener Aussage, „wie nichts zuvor in seinem Leben“. Die Eltern akzeptierten seine Leidenschaft, erwarteten dabei aber, dass er einen Schulabschluss erwerbe. Mit siebzehn besuchte er, aus Begeisterung für die Malerei, eine Kunsthochschule. Dass er, wie in Publikationen gelegentlich behauptet wird, sein erstes Geld mit Straßenmusik verdient habe, erklärt er für unzutreffend.[2]
Als Studiomusiker
James „Jimmy“ Page hatte mit zwölf Jahren begonnen, Gitarre zu spielen und trat mit 15 Jahren der Band The Crusaders bei.[3] Wegen einer Drüsenfiebererkrankung konnte er aber bald nicht mehr live auftreten, weshalb er als Studiomusiker (1964 auch für Caterina Valente[4]) arbeitete. Mike Leander von Decca Records bot Page regelmäßige Studioarbeit an.[5] Seine erste Session für das Label war die Aufnahme Diamonds von Jet Harris und Tony Meehan, die Anfang 1963 auf Platz 1 der Single-Charts landete.[6] Page sagte: „Wer einen Gitarristen brauchte, ging entweder zu Big Jim oder zu mir.“[5] und „In der Anfangsphase sagten sie einfach, spiel, was du willst, denn damals konnte ich keine Noten lesen...“[7]
Page war außerdem ein leidenschaftlicher Maler und besuchte eine Kunstschule in Sutton. Als er immer mehr Angebote als Studiomusiker erhielt, musste er sich nach eigenen Angaben zwischen der Musik und der Malerei entscheiden und verließ schließlich die Kunstschule.[12]
In einem Interview sagte Page 2003: „Ich machte drei Sessions pro Tag, fünfzehn Sessions pro Woche. Manchmal spielte ich mit einer Gruppe, manchmal machte ich Filmmusik, es konnte eine Folk-Session sein ... Ich konnte all diese verschiedenen Rollen übernehmen.“[13]
Bei den Yardbirds
Im Jahr 1966 stieg Jimmy Page in die Band Yardbirds ein. Dort übernahm er zunächst den Posten des Bassisten. Nach einiger Zeit wechselte der bisherige Rhythmus-Gitarrist Chris Dreja an den Bass und Jimmy Page spielte gemeinsam mit Jeff Beck Lead-Gitarre. Als dieser die Band wegen anhaltender Probleme und Meinungsverschiedenheiten verließ, übernahm Page sämtliche Gitarrenparts. Im Jahr 1967 nahm er mit den Yardbirds das Album Little Games auf, auf dem auch sein späterer Bandkollege John Paul Jones zu hören ist. Im Sommer 1968 brach die Band auseinander, Page scharte auch wegen noch ausstehender Liveauftritte in Skandinavien neue Musiker um sich und benannte die Band in The New Yardbirds um. Im Herbst 1968 wurde aus den New Yardbirds schließlich Led Zeppelin in der Besetzung mit Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und John Bonham.
Bei Led Zeppelin
Die erfolgreichste Zeit seiner Karriere hatte Page mit Led Zeppelin, deren Debütalbum 1969 veröffentlicht wurde. Bis zum heutigen Tage hat die Band weltweit mehr als 300 Millionen Platten verkauft. Auch ihre Tourneen waren große Erfolge, vor allem in Nordamerika. Page war Led Zeppelins Haupt-Songwriter und Co-Produzent und komponierte unter anderem die Musik der Ballade „Stairway to Heaven“.[14]
Ende der 1960er Jahre hatte Mick Jagger eine kurze Affäre mit Pages Freundin, dem Groupie Pamela Des Barres.[15] Seit 1975 war Page für mehrere Jahre heroinabhängig. Nachdem die Musiker Ende der 1970er Jahre wegen seiner Suchtabhängigkeit sowie aufgrund persönlicher Schicksalsschläge ihres Sängers Robert Plant für einige Zeit nicht mehr auf Tournee gegangen waren, wollten sie 1980 wieder öffentlich auftreten. Durch den plötzlichen Tod des Schlagzeugers John Bonham[16] änderte sich die Situation. Die verbliebenen Bandmitglieder Page, Plant und Jones beschlossen nach eingehender Beratung das Ende für die damals weltweit erfolgreichste Rock-Band.[17] Page veröffentlichte mit Led Zeppelin insgesamt neun Studioalben.
Nach 1980
Nach der Auflösung von Led Zeppelin im Jahr 1980 startete Page einige Soloprojekte und arbeitete u. a. mit David Coverdale zusammen; bemerkenswert ist die Zusammenarbeit mit Chris Squire und Alan White von Yes unter dem Namen XYZ (Ex Yes Zeppelin), die aber zu keinem langfristigen Engagement geriet, da Robert Plant, der nach einiger Zeit dazustieß, das Songmaterial für zu wenig gefühlsbetont hielt. Einige der Songideen erschienen später als Bootleg und auf Alben von den The Firm und Yes. The Firm gingen mehrmals auf Tournee, lösten sich aber 1986 wieder auf. Mitglied der Band war u. a. Paul Rodgers. Erfolgreicher war die Zusammenarbeit mit Jeff Beck und Robert Plant unter dem Namen The Honeydrippers, eine Formation, die 1984 ein Album mit dem Titel Volume One herausbrachte. Im selben Jahr arbeitete Page auch mit Stephen Stills auf dessen Album Right By You zusammen.
In dem Jahr 1982 komponierte Page die Filmmusik des Michael-Winner-Films Death Wish II. 1983 ging Page zusammen mit den ehemaligen Yardbirds-Gitarristen Eric Clapton und Jeff Beck auf Tournee (ARMS). 1988 brachte er sein einziges Solo-Album Outrider heraus, ein sehr stark vom Blues geprägtes Werk.
Page und Robert Plant spielten 1994 einige Led-Zeppelin-Songs für die Reihe MTV Unplugged neu ein und experimentierten dabei mit einem marokkanischen Orchester. Die bemerkenswerten neuen Versionen der Led-Zeppelin-Songs und die neuen Stücke, die teils live im MTV-Studio und teils mit nordafrikanischen Musikern in Marokko aufgenommen wurden, erschienen auf der CD No Quarter und als Video. Nach dieser Veröffentlichung bestritten Page und Plant mit ihrer Band, die durch nordafrikanische Musiker um Hossam Ramzy und ein Streicherensemble verstärkt wurde, eine ausgedehnte gefeierte Welttournee. 1998 veröffentlichten die beiden das Folkrock-orientierte Album Walking into Clarksdale und gingen wieder gemeinsam auf Tour. Im Jahr 2001 standen Page und Plant bei dem Jazz Festival in Montreux ein vorerst letztes Mal gemeinsam auf der Bühne.
1998 spielte Page die Lead-Gitarre für den Song Come with Me von Puff Daddy ein. Die Melodie und die Gitarren-Riffs stammen hauptsächlich aus dem Led-Zeppelin-Klassiker Kashmir. Der betont energisch arrangierte Song wurde für den Roland-Emmerich-Film Godzilla produziert. Die Melodie und die Gitarren-Riffs werden vor Spielbeginn im Westfalenstadion bei Borussia Dortmund gespielt.
Page spielte 1999 und 2000 mit The Black Crowes einige Konzerte in den USA und nahm mit ihnen im Greek Theater in Los Angeles das Livealbum Live at the Greek auf, auf dem auch etliche Songs von Led Zeppelin und den Yardbirds zu hören sind. Die geplante Europatournee sowie die laufende US-Tournee 2000 wurde wegen Rückenproblemen von Page abgesagt.
Im Jahr 2006 wurde ein weiteres Konzert von Page zusammen mit Robert Plant angekündigt. Das Konzert sollte beim Montreux Jazz Festival stattfinden. Aufgrund von Rückenproblemen konnte Page nicht auftreten und Robert Plant stand ohne ihn auf der Bühne.
Das Jahr 2007 begann mit vielen Gerüchten über eine Reunion von Led Zeppelin. Anfang September wurde bekanntgegeben, dass sich die Band zu einem einmaligen Reunion-Konzert, zu Ehren des verstorbenen Plattenbosses Ahmet Ertegün, zusammenfinden wird. Eigentlich sollte das Konzert am 26. November 2007 stattfinden, es wurde aber aufgrund einer Fingerverletzung von Page auf den 10. Dezember 2007 verschoben. Die 20.000 verfügbaren Karten wurden per Losverfahren verkauft, da der Ansturm mit über 20 Millionen Interessenten so groß wie noch nie bei einem Konzert war.[18][19]
An dem 9. Mai 2014 wurde ihm die Ehrendoktorwürde des Berklee College of Music verliehen.
Privates
In den 1970er Jahren hatte Page eine gut dokumentierte, einjährige „Beziehung“ mit dem „Baby-Groupie“ Lori Mattix (auch bekannt als Lori Maddox), die begann, als sie 14 oder 15 war und er 28 Jahre alt war. Mattix beschreibt ihr erstes Treffen mit Page, das damit begann, dass sie von Peter Grant angesprochen und in ein Zimmer mit Page gebracht wurde, als „ein Gefühl, als würde ich entführt.“[20] Angesichts der Me Too-Bewegung vier Jahrzehnte später erregte diese Beziehung erneut Aufmerksamkeit.[21][22]
1972 kaufte Page das Tower House von Richard Harris, das Haus, das William Burges (1827–81) für sich selbst in London entworfen hatte.[23]
Von 1986 bis 1995 war Page mit Model Patricia Ecker verheiratet. Sie haben einen Sohn, (* 1988).[24] Page heiratete später Jimena Gómez-Paratcha, die er in Brasilien auf der No Quarter Tour kennenlernte.[25] Er adoptierte ihre älteste Tochter Jana (* 1994) und sie haben zwei gemeinsame Kinder (* 1997) und (* 1999). Sie ließen sich 2008 scheiden.[26]
Seit August 2014 ist er mit der 46 Jahre jüngeren Schauspielerin und Dichterin Scarlett Sabet liiert.[27][28]
Instrumente und Stil
Page spielte und spielt vor allem die E-Gitarren-Modelle Les Paul und eine Gibson EDS-1275, bei der er die Hals-Tonabnehmer austauschte. Im Studio verwendete er aber auch eine Fender Telecaster, mit der auch das erste Led-Zeppelin-Album und das Gitarrensolo in Stairway to Heaven aufgenommen wurde. Seine erste E-Gitarre war Ende der 1950er Jahre eine in der Tschechoslowakei von Resonet hergestellte Grazioso Futurama.[29] In der Spätphase von Led Zeppelin verwendete Page auch eine Fender Stratocaster, wobei er sich etwa beim Hauptthema für den Song In the Evening den Effekt des Tremolohebels zunutze machte. Außerdem benutzte er für den Song Kashmir eine Danelectro, die er dafür in offener DADGAD-Stimmung spielte.
Anfangs war Rockabilly ein starker Einfluss für Page, dann der Chicago-Blues, darin besonders Harmonikaspieler wie Little Walter, dessen Texturen und Experimentierfreude er auf sein Gitarrenspiel zu übertragen suchte. Um den Horizont des Blues und Rock'n'Rolls zu erweitern, beschäftigte er sich auch mit Musikern anderer Genres wie zum Beispiel dem brasilianischen Gitarrenvirtuosen Laurindo Almeida.[30]
Jimmy Page ist als Gitarrist, aber auch als Komponist und Mitkomponist einer der einflussreichsten Rockmusiker des 20. Jahrhunderts.
Sonstiges
Page interessiert sich sehr für Okkultismus, hat eine entsprechende Bibliothek und besaß von Anfang der 1970er Jahre bis 1991 das Boleskine-Haus am Ufer des Loch Ness in der Nähe des Ortes Foyers (Schottland), in dem vormals Aleister Crowley gelebt hatte. Lange hielt sich die Behauptung, Page habe bei Stairway to Heaven eine satanistische Botschaft eingebaut – eine Strophe sei auch rückwärts abgespielt zu verstehen. Page selbst hat diese Geschichte stets zurückgewiesen.
2006 erwies der Spielwaren-Hersteller McFarlane Toys Jimmy Page seine Reverenz, als er eine realitätsgetreue Miniatur-Skulptur des Musikers veröffentlichte.
Led Zeppelin – 2-CD Deluxe Edition: 1. Remastered Original-Album, 2. Livealbum (bisher unveröffentlicht) Live At The Olympia Paris, vom 10. Oktober 1969
Neil Daniels: Robert Plant – Led Zeppelin, Jimmy Page & die Solo-Jahre. Hannibal Verlag, Höfen 2009, ISBN 978-3-85445-300-0 (Originalausgabe: Robert Plant).
↑Brad Tolinski, Greg di Benedetto: Light and Shade: A Historic Look at the Entire Led Zeppelin Catalogue Through the Eyes of Guitarist/Producer/Mastermind Jimmy Page; Guitar World, Januar 1998; S. 100–104.
↑Marc Spitz: Mick Jagger. Rebell und Rockstar. (Originaltitel: Jagger. Rebel, Rock Star, Rambler, Rogue, 2011) Aus dem Englischen von Sonja Kerkhoffs. Edel Germany, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8419-0122-4, S. 235 und 237.
↑Brad Tolinski: Light and Shade: Conversations with Jimmy Page. Ebury Publishing, 2012, ISBN 978-0-7535-4779-3, S.6 (google.de [abgerufen am 27. März 2023]).
↑Sascha Krüger: Jimmy Page - Ein Song ist für mich Malen mit Noten. In: Galore Interviews. 24. Oktober 2014 (galore.de).
↑Brad Tolinski: Licht und Schatten. Gespräche mit Jimmy Page. Edel, Hamburg (übersetzt von Michael Mundhenk; Light and Shade. Conversations with Jimmy Page. Crown, New York 2012).
↑Dean Scapolo: The Complete New Zealand Music Charts: 1966 – 2006. Maurienne House, 2007, ISBN 978-1-877443-00-8 (englisch).