Jesus lebt, mit ihm auch ich ist ein Kirchenlied zum Osterfest. Das Lied erklärt in kurzen, prägnanten Sätzen die Bedeutung des Ostergeschehens von seiner heilsgeschichtlichen über die persönlich-ethische Dimension bis hin zur Kunst des heilsamen Sterbens (ars moriendi).[1] Der Text stammt von Christian Fürchtegott Gellert, zuerst veröffentlicht 1757 in seiner Sammlung Geistliche Oden und Lieder. Gellert schrieb die sechs Strophen zur Melodie des gut hundert Jahre älteren Sterbelieds Jesus, meine Zuversicht, mit der sein Text, kaum verändert, auch heute im Evangelischen Gesangbuch steht (Nr. 115). Das Mennonitische Gesangbuch enthält eine vierstrophige Version (Nr. 410), auch das katholische Gotteslob von 2013 enthält eine vierstrophige Version mit der Melodie von Albert Höfer (Nr. 336).
Gellert begründet sein geistliches Liederschaffen in der Vorrede zu den Geistlichen Oden und Liedern mit der „Pflicht der Dichter“, die „Kraft der Poesie vornehmlich den Wahrheiten und Empfindungen der Religion zu widmen“, sowie damit, „daß sich der Geschmack der Dichtkunst und Beredsamkeit in unserm Jahrhunderte sehr geändert hat. Vieles ist in der Sprache unsrer Väter, in ihrer Art zu denken, erlaubt, gebräuchlich und unanstößig gewesen, das es in unsern Tagen nicht mehr ist.“[2] Daher sind mehrere Texte der Sammlung unverkennbar moderne Kontrafakturen älterer Lieder. Jesus lebt, mit ihm auch ich schließt sich formal[3] und inhaltlich an Jesus, meine Zuversicht von Otto von Schwerin (EG 526) an. Der Akzent ist jedoch vom Trost im Sterben – den auch Gellert thematisiert – zum Lob des auferstandenen Jesus verlagert.
Die 1653 in Johann CrügersPraxis Pietatis Melica ohne Verfasserangabe veröffentlichte Melodie von Jesus, meine Zuversicht ist vermutlich ein Werk Crügers selbst. Gellert ordnet sie im Anhang seiner geistlichen Liedersammlung ausdrücklich dem Text Jesus lebt, mit ihm auch ich zu; er hatte sie beim Verfassen sicher im Ohr. Sie wurde schon zu seiner Zeit in der rhythmisch vereinfachten Version gesungen, die heute neben der Originalfassung als „spätere Form“ im EG steht.
Im katholischen Bereich fand Jesus lebt, mit ihm auch ich seit dem 19. Jahrhundert Verbreitung, u. a. mit einer Melodie aus dem Nachtrag zum allgemeinen Choral-Melodienbuche für Kirchen und Schulen, zur Beförderung des Choralstudiums von Johann Adam Hiller.[14][15] In einigen Diözesanausgaben des Gotteslobs von 1975 stand es mit einer Melodie von Moritz Brosig.[16] In das Gotteslob von 2013 wurde es mit der in Süddeutschland beliebten Melodie des Augsburger Pfarrers Albert Höfer († 1857) aufgenommen.
Eine weitere Vertonung findet sich in Herrn Professor Gellerts geistliche Oden und Lieder mit Melodien von Carl Philipp Emanuel Bach (Wq 194.10).
Literatur
Manfred Sitzmann: 115 – Jesus lebt, mit ihm auch ich. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band2. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-50321-0, S.85–88.
↑Bei der im Gotteslob (1975), Diözesanausgabe Hildesheim 831 bzw. Hamburg 880, mit der Angabe „Johann Adam Hiller 1793“ versehenen Melodie handelt es sich jedoch in Wirklichkeit nicht um diese Melodie, sondern um die von Moritz Brosig.
↑Sie wurde von Brosig 1861 mit dem Text von „Großer Gott, wir loben dich“ veröffentlicht (Michael Fischer, 2007: Großer Gott wir loben dich, S. 6).