Stas war von seiner Ausbildung her Mediziner. 1837 ging er nach Paris an die École polytechnique, um als Assistent des französischen Chemikers Jean Baptiste Dumas zu arbeiten. Zwischen 1840 und 1869 war Stas Professor an der École Royale Militaire in Brüssel. Hier beriet er die belgische Regierung auch in militärischen Fragen.
In dieser Zeit wies Stas erstmals nach, dass Nicotin bei einem Mord als Gift eingesetzt worden war, wodurch der Fall des durch Hippolyte Visart de Bocarmé ermordeten Gustave Fougnies in die Kriminalgeschichte einging. Seine Schrift „Gerichtsmedizinische Untersuchungen über das Nikotin“ ist ein frühes Werk der modernen Toxikologie. Seine analytischen Arbeiten bilden die Grundlage für den nach ihm und dem deutschen Chemiker Friedrich Julius Otto benannten Stas-Otto-Trennungsgang in der pharmazeutischen Analytik.
Schon während seiner Pariser Zeit als Assistent Dumas’ führte er Messungen der Atommassen aus – unter anderem erstmals die genaue Atommasse des Kohlenstoffs –, die er später präzisierte und auf viele chemische Elemente ausdehnte. Dabei nahm er den Sauerstoff = 16 als Bezugspunkt. Seine Messungen bestätigten nicht die lange geglaubte These des englischen Arztes William Prout, dass die Atommassen ganze Zahlen sein müssten. Seine Arbeiten legten die Grundlage für das Werk von Dmitri Mendelejew und anderen zum Periodensystem der Elemente. Über 50 Jahre lang blieben die Messungen Stas’ der Standard.
↑Académicien décédé: Jean Servais Stas. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 28. Februar 2024 (französisch, mit Link zur Biografie (PDF)).
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 231.