Sein Vater war der bretonische Politiker Charles Daniélou und seine Mutter war Madeleine Clamorgan, Gründerin einer christlichen Bildungsorganisation für Lehrerinnen. Einer seiner Brüder war der Musikwissenschaftler und Autor Alain Daniélou.
1972 wurde Jean Daniélou in die Académie française und in die Accademia Nazionale dei Lincei aufgenommen. Weiterhin in der Seelsorge der „Slums“ von Paris tätig, bemühte er sich auch um die Seelsorge an Prostituierten. Er starb am 20. Mai 1974 an einem Herzinfarkt im Treppenhaus eines Pariser Bordells, welches er in Ausübung seiner seelsorgerischen Tätigkeit besuchte, und wurde in der Jesuitengruft des Friedhofs in Vaugirard in Paris beigesetzt.
Wirken
Daniélou gilt zusammen mit Yves Congar und Henri de Lubac als Vorkämpfer der Nouvelle théologie, die vor allem zwischen 1940 und 1950 die zeitgenössische Philosophie im Zusammenhang der Glaubenslehre betrachtete, das Problem der Unveränderlichkeit und der Geschichtlichkeit der Wahrheit bearbeitete, das Verhältnis zwischen Natur und Gnade bestimmen wollte und die Themen des Marxismus, der nichtchristlichen Religionen und der Gotteserkenntnis erneut theologisch zur Sprache brachte. Damit waren Themen des Zweiten Vatikanischen Konzils vorgedacht und in der theologischen Diskussion angekommen.
Platonisme et théologie mystique: doctrine spirituelle de saint Grégoire de Nysse. Aubier, Paris 1944.
Origène. Table ronde, Paris 1948.
Bible et liturgie, la théologie biblique des sacrements et des fêtes d’après les Pères de l’Église. Cerf, Paris 1951.
Les Anges et leur mission, d’après les Pères de l’Église. Desclée, Paris 1952.
Vom Geheimnis der Geschichte. Schwabenverlag, Stuttgart 1955.
Les Manuscrits de la Mer Morte et les origines du christianisme. (Die Manuskripte vom Toten Meer und die Ursprünge des Christentums.) L’Orante, Paris 1957.
Sentire ecclesiam. Das Bewusstsein von der Kirche als gestaltende Kraft der Frommigkeit. Herder, Freiburg im Breisgau 1961.
Das Judenchristentum und die Anfänge der Kirche. Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1964, Nachdruck 2013, ISBN 978-3-322-96153-2.
Mit Henri-Irénée Marrou: Geschichte der Kirche. Von der Gründung der Kirche bis zu Gregor dem Grossen. Benziger, Einsiedeln 1963.
Les Évangiles de l’enfance. Seuil, Paris 1967.
La Trinité et le mystère de l’existence. Desclée de Brouwer, Paris 1968.
Mit Gerhard Fittkau: Glaube, Theologie und kirchliches Lehramt, ein Interview mit Kardinal Jean Daniélou. In: Tiergarten, Heft 21 (1969).
L’Être et le temps chez Grégoire de Nysse. (Sein und Zeit bei Gregor von Nyssa.) Brill, Leyden 1970.
Auch morgen wird der Mensch glauben. Morus-Verlag, Berlin 1971.
Gebet als Quelle christlichen Handelns. Vorwort von Hans Urs von Balthasar. Neu übertragen von Carl Franz Müller und Cornelia Capol (= Theologia Romanica XX), Johannes Verlag, Einsiedeln 1994, ISBN 978-3-89411-323-0.
Stefan Ahrens: Er liebte alles, was er pries. „Köpfe des Konzils“: Der französische Jesuit Jean Daniélou ... In: Die Tagespost, Ausgabe vom 4. Mai 2023, S. 16.
Am 9. August 1973 traf Jean Daniélou sich mit A.C. Bhaktivedanta Swami Srila Prabhupada (dem Gründer und Spirituellen Meister der Hare Krishna Bewegung) in Paris. Das Interview kann hier angesehen werden. [1] (englisch) und [2] (deutsch)