Schikaneder stammte aus der Familie eines deutschen Zöllners, seine Mutter Leokadie (geborene Běhavá) war tschechischer Herkunft. Zum Geburtsdatum gibt es in der älteren Literatur unterschiedliche Angaben, es werden abweichend der 16. August 1842[1][2][3] und der 1.[4] oder 15. März 1855[5] angegeben. Trotz der ärmlichen Verhältnisse der Familie wurde ihm ein Studium ermöglicht. Ein Grund dafür war auch die Kunstliebe der Familie, zu deren Vorfahren auch Emanuel Schikaneder gehörte, der das Libretto zur MozartsSingspielDie Zauberflöte (1791) schrieb. Nach seinem Studium von 1871 bis 1879 an der Prager Akademie, unter anderem bei Josef Mathias Trenkwald und Jan Swerts, und in München bei Gabriel von Max sowie in Paris war er mit Emanuel Krescenc Liška an der Ausstattung der Königsloge im Nationaltheater beteiligt. Diese Werke gingen jedoch beim Brand 1881 verloren. Danach reiste er durch Europa, besuchte Deutschland, England, Schottland, die Niederlande, die Schweiz, Italien und Frankreich.
Der im deutschsprachigen Raum auch Jakob Schikaneder genannte Künstler war auch als Illustrator für Bücher tätig.[6]
An der Prager Kunstgewerbeschule wurde er 1888 provisorischer Hilfslehrer[7] und 1890 wirklicher Lehrer.[8] Als Professor[9][10] lehrte er dort von 1891 bis 1923. Er gehörte zu den Bewunderern der Münchner Schule Ende des 19. Jahrhunderts.
Jakub Schikaneder starb im Alter von 69 Jahren und wurde auf dem Friedhof Vinohrady (Vinohradský hrbitov) in seiner Heimatstadt beigesetzt.[13]
Werke
Schikaneder malte melancholisch angehauchte Bilder meist mit älteren, armen oder verstoßenen Menschen. Weitere beliebte Motive waren der Herbst und Winter, Prager Ecken, Gassen und Moldauufer, meist am Frühabend oder verhüllt vom Nebel. Sein erstes bekanntes Werk war das Gemälde „Lollarde“.
„Das rege Kunstleben der Gegenwart hat seit zwei Jahrzehnten eine neue Epoche der Kunst hervorgebracht, von der auch unser enger Kunstkreis in producttve Bewegung gesetzt wurde, welche um so beachtenswerther ist, als sie ohne jede äußere Aufforderung, ganz spontan, in sehr bedeutenden Schöpfungen zu Tage tritt. Eine hervorragende Schöpfung dieser Art ist das soeben im Salon der Nikolaus Lehmann'schen Hofkunsthandlung ausgestellte große culturhistorische Gemälde ‚Lollarden-Procession‘ von unserem begabten Landsmanne Jakob Schikaneder. Der Titel des Gemäldes bezeichnet erschöpfend den Gegenstand. Eine fanatische Secte ist aus einer wahrscheinlich durch Leporosie oder ein anderes Strafgericht heimgesuchten Stadt in Procession ausgezogen, um durch zerknirschtes Gebet und ein Autodafé von weltlichen Büchern den Zorn des Himmels zu versöhnen. Die zu diesem Unternehmen gewählte Zeit, kurz nach Sonnenuntergang, die öde Gegend, der Abendnebel geben dem ganzen Vorgang einen fröstelnd grauen Hintergrund als Grundton für dessen ganze Stimmung. Der aufgehende Vollmond, sowie die im Vordergrunde das nebelfeuchte Material langsam verzehrende Flamme dienen nur dazu, das düstere Grau durch einigen Contrast noch stärker hervorzuheben. Die Gruppe der stehenden, knieenden, hingesunkenen, um die Kirchenfahne gruppirten Lollarden drückt in consequenter Weise in den verschiedenen Charakteren und Abstufungen nur das Aufgehen in die geschilderte Situation aus, harmonirt mit dem angeschlagenen Grundton der Stimmung des Ganzen und bildet ein wahrhaft einheitliches Kunstwerk.“
Schikaneder, Jacob. In: Friedrich von Boetticher:Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 2/2, Bogen 33–67: Saal–Zwengauer. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1901, S. 555 (Textarchiv – Internet Archive).
Bernd Krimmel (Hrsg.): Tschechische Kunst 1878–1914. Auf dem Weg in die Moderne. Mathildenhöhe, Darmstadt 1984, S. 302 f. (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Mathildenhöhe, 18. November 1984 bis 3. Februar 1985).
Tomáš Vlček: Jakub (Jacob) Schikaneder, 1855–1924. Národní galerie, Prag 1998, ISBN 80-7035-169-1 (Ausstellungskatalog).
↑Schikaneder, Jacob. In: Katalog der Gemälde-Galerie im Künstlerhause Rudolphinum zu Prag. K.U.K. Hofbuchdruckerei A. Haase, Prag 1889, S.270–271 (Textarchiv – Internet Archive).
↑Schikaneder, Jacob. In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. 5. unveränderte Auflage. Band4: Raab–Vezzo. Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1921, S.197 (Textarchiv – Internet Archive).
↑Jakub Schikaneder. In: Almanach České akademie císaře Františka Josefa pro vědy, slovesnost a umění. Nákladem České Akademie, Prag 1895, S.26 (tschechisch, Textarchiv – Internet Archive).
↑Schikaneder, Jacob. In: Friedrich von Boetticher:Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 2/2, Bogen 33–67: Saal–Zwengauer. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1901, S. 555 (Textarchiv – Internet Archive).
↑ abErschienene Neuigkeiten des österr. Buchhandels. In: Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz. Eigenthum des österreichischen Buchhändler-Vereines / (Oesterreichisch-ungarische) Buchhändler-Correspondenz. Organ des Vereines der österreichisch-ungarischen Buchhändler / Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel, früher Buchhändler-Correspondenz, 12. Jänner 1884, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/obc
↑Von der Kunstausstellung. In: Montags-Revue aus Böhmen. Wochenschrift für Politik, Volkswirthschaft, Kunst und Literatur / Montagsblatt (Montags-Revue) aus Böhmen / Montagsblatt aus Böhmen, 26. Mai 1879, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mbb
↑Im Künstlerhause. In: Oesterreichische Kunst-Chronik / Allgemeine Kunst-Chronik. Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe und Literatur / Allgemeine Kunst-Chronik. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik und Literatur / Allgemeine Kunst-Chronik. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater und Literatur, 15. April 1891, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/okc
↑Kunstbriefe. In: Oesterreichische Kunst-Chronik / Allgemeine Kunst-Chronik. Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe und Literatur / Allgemeine Kunst-Chronik. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik und Literatur / Allgemeine Kunst-Chronik. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater und Literatur, 15. März 1893, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/okc Der zitierte Bericht über die Ausstellung eines Bildes mit diesem Titel in Krakau meint möglicherweise das bereits aufgeführte motivgleiche Bild Mord im Hause (1990).