Er war der erste Sohn des Anatomen und Chirurgen Benedikt Stilling und Bruder des Pathologen Heinrich Stilling und studierte Medizin in Göttingen, Marburg, Würzburg, Berlin und Paris. 1861 wurde er in Göttingen Mitglied des Corps Brunsviga.[2] 1865 erfolgte seine Promotion zum Dr. med.
Ab 1867 war er Augenarzt in Kassel, doch auch während dieser Zeit erweiterte er sein Wissen über die Augenheilkunde in Paris, Berlin, Wien und Turin.
1874 gründete er in Kassel mit finanzieller Hilfe seines Vaters eine private Augenklinik in der Oberen Karlsstraße.[3]
1877 führte er die nach ihm benannten Stilling'schen Farbtafeln ein, eine Reihe von pesudo-isochromatischen Tafeln, die zur diagnostischen Unterstützung bei Untersuchungen von Farbenblindheit bzw. Farbenfehlsichtigkeit eingesetzt wurden. Diese wurden immer wieder – u. a. von Ernst Hertel und Karl Velhagen[4] – verbessert, sodass sie zwischenzeitlich als Stilling-Hertel-Farbtafeln oder Stilling-Velhagen-Farbtafeln und heute als (Velhagen-)Broschmann-Kuchenbecker-Farbtafeln bekannt sind.
1884 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Straßburg, nachdem er sich dort 1880 für Ophthalmologie habilitiert hatte.
1887 arbeitete er an der Erforschung einer Augenkrankheit, die zunächst als Stilling-Syndrom bezeichnet wurde. 1896 arbeitet auch Siegmund Türk daran und 1905 vervollständigte Alexander Duane die Beschreibung dieser Krankheit, weshalb sie heute als Duane-Syndrom bekannt ist.
Werke
Über die Heilung der Verengerungen der Thränenwege. Kassel, 1865
Zur Theorie des Glaucoms. In: Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie, Berlin, XIV
Eine Studie über den Bau des Glaskörpers. In: Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie, Berlin, XV
Beiträge zur Lehre von den Farbenempfindungen, Stuttgart, 1875–1876
Über Farbsinn und Farbenblindheit. Cassel, 1878
Die Prüfung des Farbensinns beim Eisenbahn- und Marinepersonal. Kassel, 1878
Über das Sehen der Farbenblindheit. Kassel, 1878
Tafeln zur Bestimmung der Blau-Gelbblindheit. Kassel, 1878
Über das Sehen der Farbenblinden, Kassel and Berlin, 1878/1883
Grundzüge der Augenheilkunde, Wien & Leipzig, 1897
Goethe’s Farbenlehre, Strassburg, 1899
Psychologie der Gesichtsvorstellung nach Kants Theorie der Erfahrung. Berlin & Wien, 1901
Die Kurzsichtigkeit, Berlin, 1903
Literatur
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1655–1656. (Permalink)
Stilling J: Pseudoisochromatische Tafeln für die Prüfung des Farbensinnes. Leipzig 1889, Verlag von Georg Thieme. (Google books)
Kuchenbecker J. Webbasierte Analyse von Stilling-Farbtafeln [Web-based analysis of Stilling's color plates]. Ophthalmologe. 2014 Dec;111(12):1183-8. German. doi:10.1007/s00347-014-3077-1.
Kuchenbecker J, Broschmann D (Hrsg.): Farbtafeln zur Prüfung des Farbensinnes / Farbensehens. 36. Auflage, Thieme Verlag , Stuttgart, 2022, ISBN 9783132447561
Einzelnachweise
↑Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1, S. 2037.