Jakob Pazeller wurde als Sohn von Jakob Pazeller und Elisabeth Pichler, die beide aus Gumpoldskirchen stammten und in Baden eine Bäckerei "Cafe Elisabeth Pazeller"- Wassergasse 8. - betrieben, geboren.[1] Von 1883 bis 1888 studierte er Musik im Wiener Konservatorium in den Fächern Violine und Kompositionslehre. Sein Herausforderer war der bekannte Wiener Komponist Carl Ziehrer. Nach dem Abschluss des Wiener Konservatoriums 1888 wurde er Konzertmeister im Orchester von Eduard Strauß. Von 1881 war er in verschiedenen Theater als Dirigent tätig (Teplitz, Kronstadt), 1883 Dirigent im Opernhaus Hermannstadt. Er wurde bereits im Alter von 26 Jahren Dirigent am Wiener Carltheater im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt. Ab dem Jahr 1886 bis 1906 betätigte er sich als Militärkapellmeister der K. u. K. Infanterieregiment 33. in Arad. Dort arbeitete er in den Wintermonaten mit seinem Orchester im Theater und in den Sommermonaten spielte er mit dem Orchester in einem der damaligen bekanntesten Kurort Europas in Herkulesbad.
Sein bekanntestes Stück, das er 1903 komponierte, war der Walzer "Souvenir de Herkulesbad", Opus 124, der in seinem Garnisonsort, dem Badeort Herkulesbad (ungarisch Herkulesfürdő, heute rumänisch Băile Herculane), entstand. Mit dem Stück hatte er weltweiten Erfolg, der viele Jahrzehnte - wie auch heute noch- zum Standard-Programm der Kur- und Salonorchester sowie vieler Blasmusikkapellen gehört. Schon nach wenigen Jahren hatte
der Verleger Nádor Kálmán in Budapest mehr als hunderttausend Notenexemplare verkauft, wodurch dieser Walzer zu einem der erfolgreichsten der Donaumonarchie wurde.[2]
Der spanische König Alfons XIII. bestellte von ihm einen Hochzeitsmarsch. Dafür wurde er vom König mit dem Ehrenkreuz I. Klasse im Jahr 1908 ausgezeichnet.
Im Jahr 1906 ging Pazeller als Militärkapellmeister zur Infanterieregiment 38. nach Budapest, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1957 blieb. In dieser Zeit schrieb Pazeller eine Oper, drei Operetten, vier Ouvertüren sowie zahlreiche Walzer, Lieder, Romanzen, Intermezzi, Humoreske, Märsche und andere Orchester und Tanzstücke, mehr als 200 Werke.
Durch den Zusammenbruch Österreich-Ungarns verlor der österreichische Offizier, der er als Kapellmeister tätig war, in Ungarn bald an Popularität, obwohl er in Ungarn lebte und auch dort seine Familie hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vom kommunistischen Regime die Veröffentlichung seiner Werke verboten. Dabei verlor er auch seinen Pensionsanspruch. Nur bedingt durch seine Krankheit wurde er nicht deportiert.
Sein Enkel Friedrich Pazeller (1957 Budapest), der ebenfalls Komponist ist, bemüht sich gemeinsam mit dem Verein für Musikforschung und Konzerte 2000 in Baden-Baden, sowie mit der Jakob Pazeller Gesellschaft, Ungarn- eine „Wiederentdeckung“ der Werke seines Großvaters zu gestalten.
Sowohl in Baden, als auch in Budapest und in Herkulesbad wurden Gedenktafeln angebracht. In Zebegény, wo er in Jahren 1929 bis 1938 seine Ferien verbrachte, wurde eine Promenade nach ihm benannt.[1] Im Jahr 2007 wurde in Budapest Bezirk VIII, sowie im Jahr 2022 in Herkulesbad (Băile Herculane-Rumänien) nach ihm jeweils eine Straße benannt.
Familie
Seine Schwester Elsa Pazeller (1881–1949) war kurzzeitig mit dem Komponisten Karl Weigl verheiratet, die austroamerikanische Kinderpsychologin Maria Weigl Piers ist eine Nichte.
Veröffentlichungen
Von seinen Werken wurden bis jetzt drei CDs veröffentlicht:
Märsche - HUNGAROTON-Budapest
Solange der Walzer klingt HUNGAROTON-Budapest
Liebestanz - FIPA Records Mvl-Baden-Baden
Werke (Auswahl)
1898 Ein süßes Wort, ein tiefer Blick, Serenade für Orchester
Robert Rohr: Unser klingendes Erbe : Beiträge zur Musikgeschichte der Deutschen und ihrer Nachbarn in und aus Südosteuropa unter besonderer Berücksichtigung der Donauschwaben von den Anfängen bis 1918, Passau: Verlag Passavia, 1988.
Siegfried Lang: Lexikon Österreichischer U-Musik-Komponisten im 20. Jahrhundert, Wien: Österreichischen Komponistenbund (OKB)/Arbeitskreis U-Musik, 1987, 248 p.
Emil Rameis: Die österreichische Militärmusik von ihren Anfängen bis zum Jahre 1918, ergänzt u. bearb. v. Eugen Brixel. - Tutzing 1976. 208 S., 4 Bl. Abb. (Alta musica 2), ISBN 3-7952-0174-8, ISBN 978-3-7952-0174-6
Josef Damánski: Die Militärkapellmeister Österreich-Ungarns. Wien-Leipzig: Paltur 1904. F-A 1936 u. 2 (1978)