Jakob Julius David wurde als Sohn eines wohlhabenden jüdischen deutschsprachigen Pächters in Mähren geboren. Die Familie übersiedelte bald nach Fulnek, wo der Vater starb. David wuchs in Söhle auf und besuchte die Gymnasien in Kremsier und Troppau. Hier erkrankte er 1873 schwer an Typhus, wodurch er in seinem Sehvermögen stark eingeschränkt wurde. Außerdem war er seither schwerhörig. Dennoch begann er 1877 in Wien mit dem Studium der Germanistik und Geschichte und nahm lebhaften Anteil am studentischen Leben der Hauptstadt.
Da ihm aufgrund seiner Behinderung der Lehrberuf verwehrt war, arbeitete er zunächst als Hauslehrer und dann als Journalist. Jakob Julius David war als Redakteur und Journalist tätig, u. a. für die Wiener Mode, die Zeit, die Montagsrevue, die Wiener Allgemeine Zeitung, das Neue Wiener Journal und die Wiener Zeitung. Daneben war er freier Schriftsteller.
Im Jahr 1889 erfolgte seine Promotion zum Doktor der Philosophie. Er wechselte vom Judentum zum Katholizismus, was aber keine große Bedeutung hatte, da er weiterhin in regem Kontakt zu jüdischen Persönlichkeiten stand und für jüdische Publikationen, wie die Österreichische Wochenschrift, philosemitische Artikel verfasste. 1891 heiratete David Juliane Ostruska, der Ehe entstammte eine Tochter. 1899 machte er eine ausgedehnte Italienreise. Jakob Julius David schloss sich der FreimaurerlogeZukunft an, für deren Zeitschrift Zirkel er Beiträge verfasste. 1905 erkrankte er an Bronchialkrebs und starb 1906 im Alter von 47 Jahren in Wien und ist auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 52) in einem Ehrengrab beerdigt.
Künstlerisches Schaffen
Sein literarisches Schaffen umfasst Gedichte, Romane, Erzählungen und Dramen, wobei seine besten und bleibendsten Arbeiten zweifellos die Erzählungen sind. In seinen frühen Werken spiegelt sich der Einfluss Conrad Ferdinand Meyers wider. Viele seiner Romane und Erzählungen handeln von seiner mährischen Heimat oder sind im kleinbürgerlichen Milieu Wiens angesiedelt. Stilistisch beurteilt wird Jakob Julius David sehr unterschiedlich; werden seine Werke einerseits dem Naturalismus zugeordnet, wird er andererseits als Vertreter der literarischen Dekadenz angesehen. Wieder andere ordnen ihn dem österreichischen Realismus zu. Obwohl der Autor einerseits zu den eher unbekannten Schriftstellern Österreichs gehört, wurden seine Erzählungen doch in den letzten 20 Jahren immer wieder neu aufgelegt. Durch seine Erzählung "Die Weltreise des kleinen Tyrnauer" in dem Band "Wunderliche Heilige" (1906) schuf er ein Modell, das für die Weltreise in Thomas Manns "Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull" zum Vorbild wurde.
Werke
Gesammelte Werke in sieben Bänden. München und Leipzig, 1908–1909
Gedichte
Gedichte. Dresden 1892
Romane
Das Blut, Dresden o. J.
Am Wege sterben, Berlin 1900
Der Übergang, Berlin 1903
Erzählungen
Das Höfe-Recht. Dresden 1890
Die Wiedergeborenen. Erzählungen. Dresden und Leipzig 1891
Probleme. Erzählungen. Dresden und Leipzig 1892
Frühschein. Geschichten vom Ausgang des großen Krieges. Leipzig 1896
Vier Geschichten. Leipzig und Berlin 1897
Die Troika. Erzählungen. Leipzig und Berlin 1901
Die Hanna. Erzählungen aus Mähren. Berlin und Leipzig 1904
Halluzinationen. in Neue Deutsche Rundschau XVII 1906
Florian Krobb: David, Jakob Julius. In: Andreas B. Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02457-2, S. 109f.
Martin Erian: Ein österreichischer Zola? Zu Jakob Julius Davids „Wiener Romanen“. In: Austriaca (2019), No. 86, S. 149–164.
Jakob Julius David, in: Hans Heinz Hahnl: Vergessene Literaten. Fünfzig österreichische Lebensschicksale. Wien : Österreichischer Bundesverlag, 1984, ISBN 3-215-05461-2, S. 103–106