Jörg Kretzschmar

Jörg Kretzschmar
Personalia
Voller Name Jörg Kretzschmar
Geburtstag 9. Dezember 1964
Geburtsort RiesaDDR
Position Mittelfeld
Junioren
Jahre Station
TSG Gröditz
Dynamo Dresden
BSG Stahl Riesa
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
0000–1986 MTV Hondelage
1986–1988 VfL Wolfsburg 65 (15)
1988–1989 Borussia Mönchengladbach 8 0(0)
1989–1990 SV Meppen 30 0(0)
1990–1993 Hannover 96 83 0(2)
1993–1994 TuS Celle FC 22 0(3)
1994–1995 VfL Herzlake 34 0(3)
1995–1996 TuS Paderborn-Neuhaus 18 0(1)
000001996 SV Damla Genc Hannover
1997–2000 1. FC Magdeburg 98 (11)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Jörg Kretzschmar (* 9. Dezember 1964) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler.

Stationen als Spieler

Der gebürtige Sachse wollte im Sommer 1984 über die bulgarisch-griechische Grenze, um über diesen Weg die DDR zu verlassen. Kretzschmar wurde von bulgarischen Grenzsoldaten aufgegriffen, später zurück in die DDR gebracht und dort wegen „versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts“ zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Im Zuge eines Häftlingsfreikaufes konnte er 1985 in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen, wo der frühere DDR-Zweitligaspieler, der für einige Jahre bei der SG Dynamo Dresden im Nachwuchs ausgebildet worden war, beim MTV Hondelage seine fußballerische Laufbahn fortsetzte. Kretzschmar spielte später in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach und in der 2. Bundesliga für den SV Meppen und Hannover 96. Kretzschmar gehörte zur Mannschaft von Hannover 96, die 1992 völlig überraschend als Zweitligist das DFB-Pokal-Finale gegen Borussia Mönchengladbach gewann. Kretzschmar war im abschließenden Elfmeterschießen einer der erfolgreichen Schützen zum 4:3-Sieg der Hannoveraner. Sein erstes Bundesligaspiel absolvierte er am 20. August 1988, als er beim Mönchengladbacher Sieg über Werder Bremen eingewechselt wurde, sein letztes Spiel als Profi war am 30. Mai 1993, als er für Hannover gegen den VfB Oldenburg auflief. In der Bundesliga absolvierte er acht Spiele, ohne ein Tor zu erzielen, in der 2. Bundesliga brachte er es auf 113 Einsätze und zwei Tore für Hannover. Im Jahr 1992 kam Kretzschmar zu zwei Europapokaleinsätzen im Pokal der Pokalsieger. 1993 ließ er sich reamateurisieren und spielte nur noch in Amateurvereinen. Nebenbei absolvierte er eine Ausbildung zum Bürokaufmann, um sich auf die berufliche Zukunft nach dem Fußball vorzubereiten. Seine letzte Station als aktiver Spieler war ab Januar 1997 der 1. FC Magdeburg, mit dem er am Saisonende in die drittklassige Regionalliga Nordost aufstieg und dort noch drei Spielzeiten absolvierte.

Stationen als Trainer

Danach arbeitete Kretzschmar als Trainer in den Amateurklassen des Niedersächsischen Fußballverbandes. Zu seinen erfolgreichsten Stationen als Trainer zählt der MTV Ilten, den er im Winter 2000 übernahm. Nach dem Abstieg in die Kreisklasse führte Kretzschmar die Iltener bis in die Bezirksoberliga (jetzt Landesliga) Hannover. Zu den weiteren Stationen Kretzschmars, der als Sachbearbeiter bei Lotto Niedersachsen arbeitet,[1] zählen unter anderem der TSV Germania Haimar/Dolgen, der TSV Kirchrode, der TSV Höver und der TSV Heisede.

Sonstiges

Im Januar 1992 unterstellte Kretzschmar in der Zeitung Neue Presse den ehemaligen DDR-Nationalspielern Thomas Doll, Frank Rohde und Andreas Thom, für die Staatssicherheit der DDR gearbeitet zu haben,[2] was sie zurückwiesen. Kretzschmar erläuterte kurz darauf, nicht den Vorwurf erhoben zu haben, dass die Spieler Spitzel gewesen seien. „Jeder, der beim Stasi-Klub Dynamo spielte, hat irgendwie Dreck am Stecken“, so Kretzschmar Ende Januar 1992.[3] Er nahm den Vorwurf, sie hätten für die Stasi gearbeitet, zurück. Doll, Rohde und Thom verzichteten daraufhin auf eine Klage gegen Kretzschmar.[4]

Literatur

  • Christian Karn, Reinhard Rehberg: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 9: Spielerlexikon 1963–1994. Bundesliga, Regionalliga, 2. Liga. Agon-Sportverlag, Kassel 2012, ISBN 978-3-89784-214-4, S. 279.
  • Michael Peter: Ballack, Sammer & Co. Wie Fußballdeutschland von der Wiedervereinigung profitierte. Agon Sportverlag, Kassel 2012, ISBN 978-3-89784-398-1, S. 436–438.

Einzelnachweise

  1. kicker Sportmagazin, 21. April 2016, S. 44.
  2. Spion – aus Liebe. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 27. Januar 1992, abgerufen am 20. Februar 2023.
  3. Das Stasi-Gespenst. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 28. Januar 1992, abgerufen am 20. Februar 2023.
  4. Keine Klage. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 5. Februar 1992, abgerufen am 20. Februar 2023.