Jörg Dörings Forschungsschwerpunkte liegen in der deutschsprachigen Literaturgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts von der klassischen Moderne bis zur Literatur der Gegenwart. Ein besonderes Interesse richtet sich auf die mit der literaturhistorischen Epochenschwelle von 1945 bei aller Diskontinuität verbundenen Kontinuitäten. In dieser Hinsicht arbeitet er an einer kritischen Revision des „Erfolgsmodells“ Gruppe 47 im Zusammenhang der geschichtspolitischen Auseinandersetzungen in der frühen Bundesrepublik.[4]
Seit Anfang 2021 ist Jörg Döring stellvertretender Sprecher des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Siegen eingerichteten Sonderforschungsbereichs 1472 „Transformationen des Populären“.[11] Ausgangspunkt dieses Forschungsverbundes ist die Annahme, dass populär ist, was von vielen beachtet wird. Was zur Kenntnis genommen und wie etwas zu bewerten ist, hänge in der modernen Gesellschaft zunehmend vom zählbaren Beachtungserfolg sowie der Kommunikation dieses Erfolgs ab.[12] In diesem Zusammenhang hat Döring gemeinsam mit Thomas Hecken, Niels Werber und anderen ein Forschungsprogramm entwickelt, das die qualitativen Veränderungen untersucht, die einer Person oder Sache dadurch zukommen, dass sie als populär im Sinne einer quantitativ hohen Beachtung gilt. Ein besonderes Forschungsinteresse gilt dabei Phänomenen einer „Popularisierung zweiter Ordnung“, also der populären Inszenierung von Popularität (etwa in Charts, Bestsellerlisten oder Rankings).[13] Zu diesem Forschungsverbund trägt Döring selbst zusammen mit der MainzerBuchwissenschaftlerinUte Schneider ein Forschungsprojekt über die Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse im Taschenbuch der frühen Bundesrepublik bei. Gefragt wird, wie „sich mit der Verbreitung wissenschaftlicher Texte im Taschenbuch Gehalt und Gestalt wissenschaftlichen Wissens transformieren.“[14]
Schriften (Auswahl)
Ovids Orpheus. Stroemfeld, Basel-Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-86109-135-6.
Text der Stadt – Reden von Berlin. Literatur und Metropole seit 1989. Hrsg. von Erhard Schütz, Jörg Döring. Weidler, Berlin 1999, ISBN 3-89693-139-3.
„Ich stellte mich unter, ich machte mich klein …“. Wolfgang Koeppen 1933–1948. Stroemfeld, Basel–Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-86109-161-5.
zusammen mit Erhard Schütz: Benn als Reporter: „Wie Miss Cavell erschossen wurde“. Universi, Siegen 2007, ISBN 978-3-936533-22-4.
Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Hrsg. von Jörg Döring, Tristan Thielmann. Transcript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-683-0.
Geo-Visiotype. Zur Werbegeschichte der Telekommunikation (= Sonderheft MuK. Massenmedien und Kommunikation. Bd. 170/71). Hrsg. von Jörg Döring. Universi, Siegen 2009, ISSN0721-3271.
Mediengeographie. Theorie – Analyse – Diskussion. Hrsg. von Jörg Döring, Tristan Thielmann. Transcript, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-8376-1022-2.
Alfred Andersch revisited. Werkbiographische Studien im Zeichen der Sebald-Debatte. Hrsg. von Jörg Döring, Markus Joch. De Gruyter, Berlin–Boston, MA 2011, ISBN 978-3-11-026809-6.
zusammen mit Felix Römer, Rolf Seubert: Alfred Andersch desertiert. Fahnenflucht und Literatur (1944–1952). Verbrecher, Berlin 2015, ISBN 978-3-943167-98-6.
‚rowohlts deutsche enzyklopädie‘: Wissenschaft im Taschenbuch 1955–68. Hrsg. von Jörg Döring, Sonja Lewandowski, David Oels = Themenheft Non Fiktion. Arsenal der anderen Gattungen 12,2 (2017), ISBN 978-3-86525-582-2.
Bildung Taschenbuch BRD. Westdeutsche Leser:innen erzählen. Hrsg. von Jörg Döring, Ute Schneider. Verbrecher, Berlin 2024, ISBN 978-3-95732-598-3.
Editionen (Auswahl)
Edition der Werke Wolfgang Koeppens (Bände 1, 2, 3, 13, 15). Suhrkamp, Frankfurt am Main (bzw. Berlin) 2007 ff., ISBN 3-518-41800-9.
Erhard Schütz: Echte falsche Pracht. Kleine Schriften zur Literatur. Hrsg. von Jörg Döring, David Oels. Verbrecher, Berlin 2011, ISBN 978-3-940426-93-2.
Peter Kurzeck erzählt, Unerwartet Marseille: Live an der Universität Siegen am 25. Mai 2011. Regie und hrsg. von Jörg Döring. Stroemfeld, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-86600-007-0.
↑Auktoriale Epitexte: Ihre Formen und Funktionen im literarischen Feld der Gegenwart (i. R. eines gemeinsamen Forschungsprojekts der Universitäten Innsbruck und Siegen, gefördert vom österreichischen FWF und der DFG); vgl. Jörg Döring: Wie analysiert man die Lesung eines geschriebenen Gedichts? Monika Rinck liest „Alles Sinnen und Trachten“ (Apollo-Theater Siegen, 3. Dezember 2019). In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 51 (2021), S. 147–170