Pétion de Villeneuve arbeitete zunächst als Anwalt in seiner Geburtsstadt Chartres und kam, als 1789 die Generalstände einberufen wurden, als Deputierter des Dritten Standes nach Versailles, wo er sich bald durch seine Opposition gegen Mirabeau – an dessen Staatsbegräbnis teilzunehmen er sich weigerte[1] – und durch Angriffe auf die Königin bekannt machte.
Nach dem Auseinandergehen der verfassunggebenden Nationalversammlung Ende September 1791 hielt sich Pétion de Villeneuve kurzzeitig in England auf, kehrte jedoch schon bald nach Frankreich zurück.
Am 16. November 1791 setzte sich Pétion de Villeneuve bei der Wahl zum Bürgermeister von Paris gegen seinen Mitbewerber, den Marquis de La Fayette, durch. Von den 80.000 Pariser Aktivbürgern hatten sich lediglich 10.000 an der Wahl beteiligt.[2] Der königliche Hof hatte wegen der dort herrschenden Abneigung gegen La Fayette auf die Wahl Pétion de Villeneuves als Nachfolger Jean-Sylvain Baillys hingewirkt.[3] Gegenüber einem Vertrauten begründete die Königin Marie Antoinette dieses Vorgehen wie folgt:
„Lafayette will nur Maire von Paris werden, um nächstens Major domus zu werden. Pétion ist Jakobiner, aber ein Dummkopf und unfähig, jemals ein Parteihaupt zu sein. Er wird als Maire nichts bedeuten. Auch ist es möglich, dass die Teilnahme, die wir ihm bezeigen, ihn zum Köng zurückführt[.]“[4]
Am 1. Dezember 1792 wurde Pétion de Villeneuve als Pariser Bürgermeister von Nicolas Chambon abgelöst, welcher sich in der Wahl gegen Lu(l)lier bzw. Lhuillier durchgesetzt hatte.[10]
Pétion de Villeneuve versucht zunächst erfolglos, sich für den Pariser Wahlbezirk in den Nationalkonvent wählen zu lassen.[11] Gewählt wurde er schließlich für das Département Eure-et-Loir.[12] Er war der erste Präsident des Nationalkonvents[12] und zählte zu den Parteigängern der Gironde.[13] Er war bis zum 10. Dezember 1792 Präsident des Jakobinerklubs.[14] Im Prozess gegen König Ludwig XVI. sprach er sich dafür aus, den zuvor ergangenen Schuldspruch dem Volk zur Bestätigung vorzulegen, was der Nationalkonvent mehrheitlich ablehnte; daraufhin sprach sich Petion de Villeneuve für die Verhängung der Todesstrafe aus, plädierte aber für den Aufschub der Vollstreckung.[12]
Nach dem Aufstand der Pariser Sansculotten vom 2. Juni 1793 wurde Pétion de Villeneuve wie alle übrigen Girondisten festgenommen. Er entkam jedoch und floh in die Bretagne;[12] nach anderer Darstellung war Ziel seiner Flucht die Normandie,[13] genauer gesagt Caen.[15] Später versteckte er sich im Süden Frankreichs. Im Juni 1794 wurde seine Leiche in der Nähe von Bordeaux gefunden.[12] Es wird behauptet, er sei verhungert,[12] andere nehmen Selbstmord an, begangen um der Verhaftung und Hinrichtung zu entgehen.[13]
Werke
Moyens proposés pour prévenir l’infanticide (1781)
↑Max Gallo: Robespierre. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-93107-4, S.87.
↑Walter Grab: Die französische Revolution – Aufbruch in die moderne Demokratie. 2. Auflage. Parkland, Stuttgart 1990, ISBN 3-88059-336-1, S.84.
↑Albert Soboul: Die große französische Revolution – Ein Abriß ihrer Geschichte (1789–1799). 5. Auflage. Athenäum, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-610-08518-5, S.206.