Isobel (Iso) Rae wurde 1860 als Tochter von Thomas Rae, Teilhaber einer Kerzen- und Seifenfabrik, und Janet Love geboren. Rae war das jüngste von fünf Kindern und genoss eine privilegierte Erziehung. Im Alter von 17 Jahren schrieb sich Iso Rae an der National Gallery School in Melbourne ein. Im Unterricht von Oswald Rose Campbell (Zeichnung) und George Folingsby (Gemälde) lernte Rae anatomische Genauigkeit im Zeichnen und gleichzeitig einen tonigen Malstil. Zu ihren Mitschülern gehörten John Longstaff, Tom Roberts, Frederick McCubbin und Rupert Bunny. Später schloss sie sich den kreativen, intellektuellen und sozialen Aktivitäten des Buonarotti Clubs an. Der Buonarotti Club war zwischen 1883 und 1887 eine Künstlervereinigung in Melbourne.
Während des Ersten Weltkriegs war sie Mitglied des Voluntary Aid Detachment und arbeitete während des gesamten Krieges im Étaples Army Base Camp. Sie und Jessie Traill waren die einzigen Australierinnen, die während des Krieges in Frankreich lebten und malten, wurden jedoch nicht in die Gruppe der offiziellen Kriegskünstler ihres Landes aufgenommen. Stattdessen wurden sechzehn Männer ausgewählt. Iso Rae, die seit 1887 in Frankreich gelebt hatte, wurde nicht berücksichtigt.
Dennoch dokumentierte sie die Kriegserlebnisse in ihrer Wahlheimat mit über zweihundert Zeichnungen. Die meisten davon zeigen das Lazarett von Étaples, „das größte seiner Art, das die Briten jemals in Übersee errichtet haben“ und das zeitweilig 100.000 Menschen beherbergte und bis zu 22.000 Patienten versorgte. Die meisten ihrer Arbeiten zeigen nächtliche Szenen, vielleicht weil Iso Rae und ihre Schwester während des Krieges beide tagsüber im Voluntary Aid Detachment arbeiteten und nur wenig Freizeit hatten.[2]
Iso Raes Mutter starb während des Krieges 1916, aber auch nach Kriegsende blieben Iso Rae und ihre Schwester Alison bis 1932 in Étaples. Sie vergaßen nie die Schrecken, die sie dort erlebt hatten, und Hitlers Machtergreifung beunruhigte die Rae-Schwestern so sehr, dass sie 1934 nach St. Leonards in Sussex, England, zogen, wo Iso Rae bis zu ihrem Tod 1940, ein Jahr nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, blieb. Iso Rae starb am 16. März 1940 im Brighton Mental Hospital in Brighton.
Literatur
Caroline Ambrus: The Ladies’ Picture Show: Sources on a Century of Australian Women Artists. Hale & Iremonger, Sydney 1984, ISBN 0-86806-160-3.
Mary Eagle, John Jones: A Story of Australian Painting. Macmillan Australia, Chippendale, NSW 1994, ISBN 0-7329-0778-0.
Max Germaine: A Dictionary of Women Artists of Australia. Craftsman House, Roseville East, NSW 1991, ISBN 976-8097-13-2.
Anne Gray: Isobel Rae. In Joan Kerr and Anita Callaway (Hrsg.). Heritage: The National Women’s Art Book. G + B Arts International / Craftsman House, Roseville East, NSW 1995, ISBN 976-641-045-3.
Sasha Grishin: Australian Art: A History. The Miegunyah Press, Carlton, VIC 2013, ISBN 978-0-522-85652-1.
Helen Topliss: Modernism and Feminism: Australian Women Artists 1900–1940. Craftsman House, Roseville East, NSW 1996, ISBN 976-641-025-9.
Weblinks
Commons: Iso Rae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien